Nach grossen Streitigkeiten ist es oftmals so: Am Schluss stehen nur Verlierer da. So sieht es nun auch im Fall Francesco Maisano aus. Statt die bislang unbestätigten Vorwürfe gegen den Klinikdirektor der Herzchirurgie am Zürcher Unispital (USZ) rasch und vor allem sorgfältig abzuklären, decken sich die Parteien jetzt mit Anzeigen ein. Nachdem Francesco Maisano lange Zeit geschwiegen hat, prüft er nun, Strafanzeige gegen seinen Arbeitgeber einzureichen. Wegen Verletzung der Fürsorgepflicht und Verleumdung, wie Recherchen von Medinside zeigen.
Mit der Strafanzeige wehrt sich Maisano gegen den Vorwurf der Urkundenfälschung. Das Unispital Zürich wirft ihm vor, er habe während der laufenden Abklärung Daten aus dem Patientensystem nachträglich verändert. Um dies zu klären, hat das USZ letzte Woche reflexartig Strafanzeige eingereicht. Das Unispital geht sogar so weit, dass sie den Klinikdirektor bereits von den Webseiten sowie auch von den Briefköpfen entfernt hat. Ein eindeutiges Signal.
Spitalpräsident verweigert seit Monaten Gespräch
Die Spitalleitung scheint damit erneut die eigene Weisung zu verletzen, die sie
in drohendem Ton Ende Juli an die eigenen Mitarbeitenden richtete. Und erneut wird der «Tages-Anzeiger» mit für Maisano Schädlichem alimentiert. Besonders gravierend: «Professor Maisano kennt die gegen ihn gerichteten Vorwürfe immer noch nicht» sagt sein Sprecher. Und seit Monaten verweigere Spitalpräsident Martin Waser dem Klinikdirektor das Gespräch.
Die Einreichung einer Strafanzeige ist
ein weiterer Schritt in Richtung Vorverurteilung. Vergangene Woche wurde der Herzchirurg «vorsorglich» im Amt eingestellt, nachdem er Ende Mai zuerst für zwei Wochen und dann bis auf unbestimmte Zeit beurlaubt wurde. Die Universität Zürich (UZH) klärt derzeit ab, ob es zu wissenschaftlichen Ungenauigkeiten gekommen ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Professoren als Wegwerfmaterial?
Die öffentliche Meinung scheint aber gemacht zu sein. Und diese deckt sich offenbar mit der Meinung der Spitalleitung, die den Anschein erweckt, den Fall nun einfach auszusitzen. Das Unispital selbst äussert sich nicht mehr zur Angelegenheit. Vielleicht hat Professor Adriano Aguzzi vom Zürcher Unispital hier recht, wenn er sich fragt, wer denn an einer Universität arbeiten wolle,
die ihre Professoren als Wegwerfmaterial betrachte? Das weitere Vorgehen im Fall Maisano ist jedenfalls vorprogrammiert: Eine juristische Schlammschlacht, deren Ausgang in ein paar Monaten vielleicht gar niemanden mehr so richtig interessieren wird. Der irreversible (Reputations-)Schaden dürfte dann aber bereits angerichtet sein. Und am Schluss stehen eben nur Verlierer da.