Ukraine: Experten befürchten Anstieg von HIV und Tuberkulose

Neben den brutalen Auswirkungen der russischen Invasion wird das ukrainische Volk mit einer Welle von Infektionskrankheiten konfrontiert.

, 17. März 2022 um 13:14
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Als wären die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine nicht schrecklich genug, werden die Menschen auch noch von unsichtbaren Feinden bedroht: Als Russland am 24. Februar einmarschierte, stand die Ukraine von der schlimmsten ihrer Omikron-Welle. 
Die Ausbreitung des Sars-CoV-2-Virus kann zwar nicht beziffert werden. Sicher ist, dass sich die hochansteckende Virusmutante schnell ausbreitet, weil sich viele Personen in Kellern, in U-Bahn-Stationen und in provisorischen Unterkünften verstecken, um sich vor Bombardierungen zu schützen.  

Hohes Risiko von Polio und Masern

Wie das Fachmagazin Nature zu denken gibt, werden ohne ausreichend Wasser- und Sanitärversorgung auch die Fälle von Durchfallerkrankungen zunehmen:
Das Risiko von Polio- und Masernausbrüchen sei hoch. Tatsache ist: Das Land hatte bereits im vergangen Jahr mit der Krankheit zu kämpfen. Und weil  Gesundheitseinrichtungen und Strassen in Schutt und Asche gelegt werden, werde der Zugang zu Diagnosediensten und Behandlungen für Tuberkulose (TB) und HIV/AIDS unterbrochen, was zur bereits bestehenden hohen Belastung beitragen werde.
Besorgt ist Lucica Ditiu, rumänische Ärztin und Geschäftsführerin der Stop TB Partnership in Genf: «Ich mache mir sehr, sehr grosse Sorgen um die Ukraine, weil der längerfristige Konflikt dazu führen kann, dass das Gesundheitssystem vollständig zusammenbricht», wird sie zitiert. 
Wie «Nauture» weiter berichtet, könnten auch Masern zu einem Problem werden: Die Ukraine hatte bereits 2017 einen grossen Ausbruch. Dieser dauerte bis 2020 an; verzeichnet wurden mehr als 115'000 Fälle. 

TB und HIV in Kombination

Ebenso Sorgen bereitet die Lungenkrankheit Tuberkulose: So verzeichnet die Ukraine eine der weltweit höchsten Belastungen durch multiresistente Tuberkulose (MDR). Schätzungsweise 32'000 Menschen entwickeln dort jedes Jahr aktive TB. Rund ein Drittel aller neuen TB-Fälle sind arzneimittelresistent. Und: Zweiundzwanzig Prozent der an TB erkrankten Menschen in der Ukraine sind auch noch mit HIV infiziert. 
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