Wer das neue Kinderspital in Zürich-Lengg zum ersten Mal sieht, kann sich schon Fragen stellen. Laut der «NZZ» war es beim SVP-Gesundheitspolitiker Pierre Dalcher die Frage: «Seid ihr noch bei Trost?» Andere Politiker und Politikerinnen äusserten sich etwas gemässigter und fragten sich nur, ob es wirklich immer Stararchitektur sein müsse.
Herzog & de Meuron entwarfen
In knapp einem halben Jahr ziehen die Kispi-Angestellten in den Neubau um. Entworfen wurde er von den weltbekannten Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron.
Auch das Spitalgebäude ist bald fertig. | Webcam Kinderspital
Die kritischen Fragen zur Architektur sind im Zürcher Kantonsrat aufgetaucht, als kürzlich die Finanzierungsprobleme des Kispis bekannt geworden sind. Die Kosten sind mittlerweile auf 761 Millionen Franken gestiegen. Nach einem Hilfegesuch zeigte sich die Zürcher Gesundheitsdirektion bereit, das Kinderspital mit 135 Millionen Franken zu unterstützen.
Anonymer Architektur-Wettbewerb
Schuld an den Geldproblemen sind jedoch nicht Herzog & de Meuron: das betonen die Kispi-Verantwortlichen. Stiftungsratspräsident Martin Vollenwyder verteidigt die Architektenwahl. In einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» erklärte er: «Es gab damals in den Jahren 2011 und 2012 einen anonymen Wettbewerb unter 19 Architekturbüros.»
Die Stararchitekten entpuppten sich als Gewinner
Die Jury habe sich für ein Projekt entschieden. «Als am Schluss das Couvert aufgemacht wurde, entpuppte sich das Büro Herzog & de Meuron als Gewinner. Das beste Projekt hat gewonnen und nicht der Name der Architekten.»
So sieht das neue Spitalgebäude von oben aus. | Kinderspital
Wie teuer die anderen Offerten für den Neubau gewesen sind, weiss Vollenwyder nicht mehr. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei aber bei Herzog & de Meuron am besten gewesen.
Auch Dänemark setzt auf Herzog & de Meron
Dazu kommt: Ein Spital von Herzog & de Meron bauen zu lassen, ist nicht so absurd, wie es vielleicht tönen mag.
Dänemark verwirklicht derzeit sein «Super Hospital Programme», eine «Transformation der dänischen Gesundheitslandschaft». Das Land investiert innerhalb von zehn Jahren über fünf Milliarden Franken in neue Spitäler. Von den einstmals 78 Akutspitälern bleiben gerade noch 21 übrig.
Dafür baut der Staat vier neue Gross-Spitäler, in denen effizienter und billiger gearbeitet werden soll. Eines davon steht in der Region Seeland bei Hillerød. Die Architekten des neuen «Super Hospitals»: Herzog & de Meuron. Es soll in zwei Jahren bezugsbereit sein.
So wird das neue Spital in Dänemark aussehen. | H&dM
So weit fortgeschritten ist der Bau. | New Zealand Hospital