Gesundheitskosten: ETH erwartet Abflachung des Wachstums

Die Konjunkturforschungsstelle der ETH nimmt die Wachstums-Prognose der Gesundheitskosten stark zurück. Für Felix Schneuwly könnte sich dies aber als zu optimistisch erweisen.

, 15. November 2022 um 09:29
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Der Anstieg der Gesundheitsausgaben geht gemäss Comparis faktisch zurück. | Symbolbild Pxhere
Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) prognostiziert für das laufende Jahr eine Abflachung des Wachstums der Gesundheitskosten auf 2,9 Prozent. Die Wachstumsrate wird danach voraussichtlich auf 3,6 Prozent im Jahr 2023 steigen und im Jahr 2024 bei 3,1 Prozent zu liegen kommen. Konkret werden Gesundheitsausgaben in Höhe von 86,9 Milliarden Franken für 2021 erwartet, 89,5 Milliarden für 2022, 92,7 Milliarden 2023 und 95,6 Milliarden für 2024.
Gleichzeitig wurde in der vom Vergleichsdienst Comparis finanzierten Prognose für 2021 der Anstieg der Gesundheitsausgaben von 7,3 auf 4,4 Prozent stark nach unten korrigiert.
Für Felix Schneuwly ist die gegenüber dem Vorjahr stark zurückgenommene Prognose der KOF zwar mit Vorsicht zu geniessen. «Angesichts des Fachkräftemangels, der Inflation und der politischen Forderungen nach einer höheren Versorgungssicherheit könnte sich die Prognose im Nachhinein als zu optimistisch erweisen», sagt er.

Warnung vor unterjähriger Prämienerhöhung

Nichtsdestotrotz dürfte Schneuwly zufolge das Wachstum der Gesundheitskosten effektiv deutlich unter dem aktuellen Anstieg bei den Grundversicherungsprämien liegen. Diese steigen 2023 im Schnitt um 6,6 Prozent. Die Krankenkassen hätten die Corona-Kosten mit ihren Reserven aber decken und so den Prämienanstieg von 6,6 Prozent für 2023 vermeiden können, wie der Comparis-Gesundheitsexperte sagt.
Er warnt angesichts des durch den Prämienschock verursachten Kundenwechsels und der anhaltenden Kurseinbrüchen an den Börsen zudem vor einer unterjährigen Prämienerhöhung bei verschiedenen kleinen und mittleren Krankenkassen. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) als Aufsichtsbehörde könnte sich dazu veranlasst sehen, einzelne Versicherer zu zwingen, ihre Prämien schon vor der nächsten ordentlichen Prämienrunde zu erhöhen.
Generell fordert Felix Schneuwly den Verzicht auf die Prämiengenehmigung durch das BAG. Es reiche, wenn die Krankenkassen dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Prämien fürs nächste Jahr mitteilen würden. Denn der Wettbewerb unter den Krankenversicherern funktioniere. Und schliesslich hätte die Politik mit einem Eingriff zur Unzeit, zu schnell und zu massiv den Reserveabbau «erzwungen».
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