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Diagnostik neu gedacht: Impulse und Innovationen

Das Innovationsforum Diagnostik 2024 bot eine Plattform für leitendes Personal aus der Labordiagnostik der gesamten Schweiz, um die Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Diagnostik zu diskutieren.

, 23. Juni 2024 um 22:21
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Das diesjährige Innovationsforum Diagnostik, das vom 15. bis 16. Mai 2024 auf dem Roche Areal in Basel stattfand, war ein bedeutender Treffpunkt für Fachleute aus dem Gesundheitswesen. Unter dem Motto «Patienten im Mittelpunkt – Chancen im Fokus» kamen mehr als 160 Teilnehmende zusammen, um sich über die neuesten Entwicklungen und Herausforderungen im Bereich der Diagnostik auszutauschen.
In einer sich ständig wandelnden Gesundheitslandschaft sind technologische Innovationen und effizientes Kostenmanagement unerlässlich, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Über zwei Tage hinweg wurden technologische Innovationen, neue Methoden und strategische Ansätze von führenden Expertinnen und Experten aus der Branche vorgestellt, mit dem Fokus die Patientenversorgung zu verbessern, Komplexitäten zu meistern und Kosten effizient zu managen.
Das Event wurde von Roche Diagnostics (Schweiz) AG organisiert und von den Unternehmen MSD und Sarstedt mitfinanziert. Frau PD Dr. Patricia Blank von Roche Diagnostics Schweiz, Leiterin der Abteilung Access and Policy, führte als Moderatorin durch die beiden Tage.

Optimale Patientenversorgung

Einen Schwerpunkt des Forums bildete die optimale Patientenversorgung. Prof. Dr. Sven Hirsch von der ZHAW eröffnete hierzu mit einem Vortrag zum Thema «Smart Hospital: So gelingt die digitale Transformation im Spital».
«Unsere Spitalwelt ist digital wenig weit entwickelt», stellte er fest und verwies auf die Notwendigkeit integrierter technischer und organisatorischer Lösungen zur Steigerung von Qualität und Effizienz. Hirsch betonte, dass der Mensch im Mittelpunkt stehen müsse – seien es die Patienten, das Personal oder die Angehörigen.
Ein praktisches Beispiel für die digitale Transformation ist das Konzept des «Liquid Hospital», bei dem durch den Einsatz von Daten und Sensorik eine nahtlose und qualitativ hochwertige Behandlung ermöglicht wird. Hirsch erklärte: «Das Ziel ist es, die klassischen Systemgrenzen des Spitals aufzubrechen und Behandlungsformen ‚anywhere‘ und ‚anytime‘ zu ermöglichen.»
Durch die Einbindung klinischer Wearables können Patienten und Patientinnen kontinuierlich überwacht und individuelle Bewegungsziele gesetzt werden, was zur Reduktion von Folgekomplikationen beiträgt. Hirsch hob hervor: «Patient*innen sind eine nicht genutzte Ressource», und durch die kontinuierliche Überwachung mittels Wearables könne eine schnellere Mobilisierung erreicht werden.
«Ich habe die Herausforderung, Sie davon zu überzeugen, dass Krebs eine seltene Krankheit ist.» — Sacha Rothschild, KSB, am Innovationsforum Diagnostik.
Dr. Sacha Rothschild, Chefonkologe am Kantonsspital Baden, präsentierte beeindruckende Fortschritte in der personalisierten Medizin und der molekularen Diagnostik. «Ich habe die Herausforderung, Sie davon zu überzeugen, dass Krebs eine seltene Krankheit ist», begann Rothschild provokant und erklärte, dass die Spezifität der Tumorarten eine individuelle Betrachtung notwendig mache. Die Einführung «tissue-agnostischer» Zulassungen, bei denen Medikamente basierend auf molekularen Markern über verschiedene Tumorarten hinweg zugelassen werden, sei ein Durchbruch in der Onkologie. Diese Entwicklungen ermöglichen es, Therapien gezielt einzusetzen und unnötige Behandlungen zu vermeiden.
Auch Prof. Dr. med. Andreas Kremer, leitender Arzt für Gastroenterologie und Hepatologie im Universitätsspital Zürich widmete sich in seinem Vortrag «Algorithmen im Klinik- und Laboralltag» der personalisierten Medizin. Er betonte die Rolle moderner Technologien in der Früherkennung von Lebererkrankungen und die Bedeutung nicht-invasiver Testverfahren hervor, die es ermöglichen, Patienten und Patientinnen mit höhergradiger Fibrose zu identifizieren und gezielt zu behandeln.

Komplexität meistern

Ein zentrales Thema des Forums war die Bewältigung der Komplexität im Gesundheitswesen. Henrik Schödts lieferte in seiner Präsentation «Complexity in Healthcare Systems: How to be successful in the future» tiefgehende Einblicke in das dänische Gesundheitssystem und dessen erfolgreiche Digitalisierung. Er hob hervor, dass eine universelle Abdeckung und gleichberechtigter Zugang zu medizinischen Leistungen entscheidend seien. Schödts betonte: «Lernen Sie aus den skandinavischen Erfahrungen, aber übernehmen Sie sie nicht 1:1.»
Die anschliessende Paneldiskussion «Gesundheitssystem der Zukunft: was kommt noch auf uns zu?» brachte weitere wichtige Erkenntnisse. Prof. Dr. Tilman Slembeck von der ZHAW kritisierte das föderalistische System der Schweiz: «Leider hat die Schweiz den falschen Ansatz gewählt. Ich bin ein grosser Fan des Föderalismus, aber in diesem Fall ist Föderalismus nicht sehr gut.» Er forderte mehr regionale Planung und integrierte Angebote aus Netzwerken, um die Effizienz zu steigern.
«Technisch ist die Implementierung von Vorsorgeprogrammen nicht problematisch, es ist eine Frage des politischen Willens.» — Philip Groux, Swiss Cancer Screening.
Prof. Dr. Nicolas Vuilleumier, Leiter der Abteilung für Labormedizin am Universitätsspital in Genf und Präsident der FAMH, ergänzte: «Die Herausforderung besteht darin, das richtige Gleichgewicht für die Optimierung des aktuellen Systems zu finden.» Im Bereich der Digitalisierung und künstlichen Intelligenz (KI) wiesen die Experten auf die Notwendigkeit einer verbesserten IT-Infrastruktur hin.
Dr. Dieter Burki, COO von Medisupport Deutschschweiz, betonte, dass insbesondere in der Laborbranche eine starke Automatisierung und Digitalisierung notwendig sei: «Wir sind vielleicht privilegiert, weil unsere Daten bereits sehr strukturiert sind und leichter ausgetauscht werden können.» Henrik Schödts fügte hinzu, dass in Dänemark eine Reduzierung der Regionen auf zwei bis drei geplant sei, um die Effizienz zu verbessern. Prof. Dr. Tilman Slembeck sah ebenfalls in der Schaffung grösserer, integrierter Regionen eine Möglichkeit, das Schweizer Gesundheitssystem zu verbessern: «Mehr regionale Planung und integrierte Angebote aus Netzwerken wären sehr hilfreich.»
Auch im Bereich der Diagnostik neurodegenerativer Erkrankungen und der Krebsvorsorge spielen neue Technologien eine zentrale Rolle. Margarita Carboni, eine etablierte Forscherin bei Roche, und Dr. Philip Groux, Vizepräsident von Swiss Cancer Screening (SCS), thematisierten die Zukunft und Trends in diesen Bereichen. Carboni betonte, dass frühe Diagnosen bei Alzheimer entscheidend sind, um die kognitive Funktion der Patienten zu erhalten und eine optimale Pflege zu ermöglichen. Sie erläuterte die Rolle von Liquor- und blutbasierten Biomarkern, die international empfohlen werden und Kosteneffizienz sowie Benutzerfreundlichkeit bieten.
Dr. Groux beleuchtete die Herausforderungen und Lücken in der Krebsvorsorge in der Schweiz. Trotz hervorragender Therapiemöglichkeiten gebe es immer noch Defizite in der Behandlungskaskade. «Technisch ist die Implementierung von Vorsorgeprogrammen nicht problematisch, es ist eine Frage des politischen Willens», sagte Groux. Er betonte, dass der Zugang zu Tests und Behandlungen für Schlüsselgruppen niederschwellig gestaltet werden müsse, um Chancengleichheit zu gewährleisten und Stigmatisierung zu vermeiden.

Kosten managen

Effektives Kostenmanagement war ein weiteres zentrales Thema des Innovationsforums. Dr. Fridolin Marty, Leiter Gesundheitspolitik von Economiesuisse, analysierte die strukturellen Fehlanreize im Schweizer Gesundheitswesen und forderte eine bessere Anreizstruktur. Er warnte vor einer Regulierungsspirale, die zu höheren Kosten und wiederum zu mehr Regulierung führe. Marty schlug vor, eine differenzierte Mischung aus Einzelleistungen und Leistungspaketen einzuführen, um eine ausgewogene Anreizstruktur zu schaffen.
James Morgan, Lean Transformation Performance Improvement Specialist, stellte Lean-Methoden zur Effizienzsteigerung in Schweizer Laboratorien vor. «Lean ist eine Methode zur Wertschöpfung und zur Optimierung von Arbeitsabläufen, die darauf abzielt, Qualität und Effizienz durch die Eliminierung von Ressourcenverschwendung zu steigern», erklärte Morgan. Der Fokus liege dabei auf der Schaffung von Wert und der Patientenorientierung.
Daniel Anklin und Joel Sommer, Healthcare Consultants bei Roche Diagnostics Schweiz, ergänzten Morgans Ansatz mit praxisorientierten Lösungsvorschlägen. Ein zentrales Konzept war die Einführung der Zonenverantwortung, bei der selbstorganisierte Teams für bestimmte Bereiche verantwortlich sind, was das Verantwortungsbewusstsein und die Autonomie der Mitarbeitenden erhöht.
«Die Mitarbeitenden haben ein erhöhtes Verantwortungsbewusstsein und sind sich ihrer Arbeitszeiten bewusster», erläuterte Anklin. Zur Sicherstellung des Prozessflusses im Labor schlugen sie die Rolle eines «Flow Masters» vor, der den Fluss der Arbeit überwacht und sicherstellt, dass alle Aufgaben reibungslos ablaufen. Sie betonten die Wichtigkeit einer gesamtheitlichen Betrachtung der labormedizinischen Prozesse, um Fehler und Effekte bis zum Ende der Prozesskette nachzuvollziehen und Ineffizienzen zu verhindern. «Das Labor übernimmt die Verantwortung für Optimierungen entlang der gesamten Prozesskette», hob Sommer hervor.
Prof. Dr. Martin Stocker, Leiter Kinderspital und Chefarzt Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin im Kinderspital in Luzern, beschäftigte sich in seinem Vortrag «Less is more – Antibiotika zum Start ins Leben» mit der kritischen Rolle des Antibiotikaeinsatzes bei Neugeborenen. Er betonte die langfristigen Auswirkungen auf das Mikrobiom von Neugeborenen und warnte: «Wenn wir nur zwei Tage lang Antibiotika an ein Neugeborenes verabreichen, sehen wir Veränderungen im Mikrobiom, die noch ein Jahr später klar erkennbar sind.»
Stocker plädierte für eine vorsichtige und gezielte Anwendung von Antibiotika, um die Gesundheit von Neugeborenen langfristig zu sichern. Daraus liess sich ableiten, dass ein bedachter Gebrauch von Medizin auch wesentlich zu Kosteneinsparungen führen kann.
Am Ende des Zweiten Tages bot Prof. Dr. Katharina Rentsch, Leiterin Labormedizin im Universitätsspital Basel, einen umfassenden Überblick über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Massenspektrometrie. Sie betonte die Bedeutung dieser Technologie in der Labormedizin und erklärte: «Automatisierung der manuellen Prozesse und Verordnung über in-vitro Diagnostika (IVDV)- konforme Analytik von der Extraktion bis zum Resultat sind unsere Ziele.» Rentsch hob hervor, dass die Massenspektrometrie in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer wichtiger werden wird, und sie betonte die Notwendigkeit einer vollständigen Automatisierung, um die Turnaround-Zeit erheblich zu reduzieren und die Effizienz der Laborprozesse zu steigern.

Ausblick

Das Innovationsforum Diagnostik 2024 in Basel war ein wegweisendes Ereignis, das zentrale Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der modernen Diagnostik beleuchtete. Die präsentierten Vorträge und Diskussionen zeigten eindrucksvoll, wie technologische Innovationen, strategische Planungen und eine patientenzentrierte Herangehensweise die Gesundheitsversorgung nachhaltig verbessern können. Besondere Highlights waren die Betonung der Digitalisierung und personalisierten Medizin sowie die vorgestellten Konzepte wie das «Liquid Hospital».
Diese Innovationen demonstrierten eindrucksvoll, wie technologische Fortschritte die Patientenversorgung revolutionieren können.
Zudem wurden strukturelle Herausforderungen und Reformbedarf im Schweizer Gesundheitswesen intensiv diskutiert. Die praktischen Lösungsansätze zur Effizienzsteigerung in der Labormedizin und die vorgestellten Lean-Methoden boten beispielsweise konkrete Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung.
Die Teilnehmenden hatten die Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen und neue Ideen zu entwickeln, um den Anforderungen der sich rasch wandelnden Gesundheitslandschaft gerecht zu werden.
Das inspirierende Umfeld trug wesentlich zum Erfolg des Forums bei und unterstrich die Bedeutung von Roche als Gastgeberin und Unterstützerin der diagnostischen Innovationen. Insgesamt setzte das Forum wichtige Impulse für die Weiterentwicklung der Diagnostik und verdeutlichte, dass durch Zusammenarbeit und Innovation die künftigen Herausforderungen im Gesundheitswesen erfolgreich gemeistert werden können.
Das Innovationsforum Diagnostik (ehemals Fortbildung Diagnostik), wird nach einem längeren Unterbruch, aufgrund der Corona-Pandemie, ab sofort wieder alle zwei Jahre stattfinden und von Roche Diagnostics (Schweiz) AG organisiert und durchgeführt.
Die Veranstaltung bringt Fachleute aus der Labordiagnostik aus der ganzen Schweiz zusammen, um über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven in der Diagnostik zu diskutieren. Die fokussierten Themen ändern sich bei jeder Ausgabe, um stets relevante und aktuelle Fragestellungen zu behandeln.
Das Forum bietet eine Plattform für den Austausch von Wissen und Erfahrungen zwischen Experten und Expertinnen und ermöglicht es den Teilnehmenden, innovative Technologien und strategische Ansätze kennenzulernen. Durch Vorträge, Diskussionen und praxisorientierte Lösungsansätze fördert das Forum Innovationen und die Weiterentwicklung diagnostischer Methoden.

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