Das Centre hospitalier universitaire vaudois (CHUV) war in einer Ausschreibung auf der Suche nach einem neuen Klinikinformationssystem (KIS).
Wie auf der Beschaffungsplattform Simap zu lesen ist, muss die Vergabe derzeit aber ausgesetzt werden. Grund dafür ist die Beschwerde eines Konkurrenten. Dieser behauptet, dass die Anforderungen für das neue System auf den amerikanischen Anbieter Epic zugeschnitten seien.
Die Ausschreibung des CHUV wurde Mitte September veröffentlicht. Am Freitag, 11. Oktober, wurden die Bieter jedoch darüber informiert, dass das Verfahren aufgrund der Beschwerde eines Anbieters ausgesetzt wurde. Laut Recherchen von «Le Temps» (Paywall) hat die Ausschreibung gleich mehrere lokale Anbieter von medizinischer Software verärgert, weil Epic ihrer Meinung nach bevorzugt wurde.
Die konkurrierenden Anbieter sind der Meinung, dass die Ausschreibung einige lokale Firmen ausschliesst, weil sie gewiss Kriterien darin gar nicht erfüllen können. Laut der Westschweizer Zeitung wird unter anderem verlangt, dass das neue KIS nach Emram Stage 7 zertifiziert wird. «Derzeit gibt es weltweit aber nur zwei Unternehmen, die Spitäler auf dem Weg zur Zertifizierung nach Emram 7 begleitet haben», erklärte ein Experte gegenüber «Le Temps».
Eines davon ist Epic, das andere das ebenfalls in den USA tätige Unternehmen Cerner, wobei dieses seit mehreren Jahren nicht mehr am europäischen Markt interessiert ist. Das Nachsehen haben gleichzeitig Schweizer Firmen wie Cistec, Kheops oder Tecost.
Keine Lösung für kleine Spitäler
Die Konkurrenten bemängeln auch, dass die Fédération des Hôpitaux Vaudois Informatique (FHVI) in die Ausschreibung miteinbezogen wurde. Dabei handelt es sich um teilweise sehr kleine Einrichtungen mit deutlich anderen Anforderungen als das CHUV.
«Es ist ziemlich klar, dass die für das CHUV vorgesehene Lösung nicht für kleinere Krankenhäuser geeignet ist. Die Bedürfnisse eines Universitätsspitals sind nicht die gleichen wie die eines Regionalspitals», schrieb bereits die Kommission für öffentliche Gesundheit des Waadtländer Grossrats in einem Bericht im Februar 2023.
Epic dominiert
Der besagte Bericht erwähnt den amerikanischen KIS-Anbieter gleich an mehreren Stellen. So ist darin etwa festgehalten, dass es die Kommission für sehr wahrscheinlich hält, dass «dass vier der fünf Schweizer Universitätsspitäler über das gleiche Tool verfügen werden».
Die Umstellung der KIS-Systeme läuft in der ganzen Schweiz auf Hochtouren. So hat das Inselspital in Bern Anfang Jahr auf die amerikanische Lösung gewechselt. In Zürich hat das Universitätsspital (USZ) im Februar eine Ausschreibung für sein zukünftiges KIS veröffentlicht. Auch dort deutet der Wortlaut der Ausschreibung darauf hin, dass das Angebot von Epic eingeführt werden soll. Ebenfalls auf der Suche nach einem neuen KIS ist man im Kanton Basel-Stadt.
Eigenes KIS
Einen ganz eigenen Weg gehen zwei andere Westschweizer Kantone. Das Unispital Genf sowie die Spitäler Wallis wollen sich gemeinsam gänzlich von privaten KIS-Anbietern unabhängig machen und arbeiten deshalb an einem eigenen Klinikinformationssystem.