Hebammengeleitete Geburten bewähren sich. Das zeigt eine Studie, welche die Erfahrungen aus über 500 geplanten Hebammengeburten in 14 Jahren an der Frauenklinik des Inselspitals analysiert.
Das versteht man unter Hebammengeburt
Als Hebammengeburt wird eine Geburt bezeichnet, die von einer Hebamme geleitet wird und ohne ärztliche Anwesenheit abläuft. Bei der üblichen Geburtsbetreuung sind sowohl eine Hebamme als auch ein Arzt oder eine Ärztin dabei.
Nicht jede Geburt kann als Hebammengeburt geplant werden. Sowohl der Gesundheitszustand und allfällige Vorbelastungen der Mutter, die Entwicklung des Fetus, wie auch der Verlauf der Schwangerschaft müssen abgeklärt werden. Sind keine Risiken zu erwarten und wünscht die Frau eine Hebammengeburt, wird diese entsprechend geplant.
Was kann schieflaufen?
Bei 43 Prozent der analysierten Geburten war letztlich doch ein ärztlicher Beizug und teilweise eine medizinische Intervention notwendig. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um einen ungewöhnlichen Geburtsverlauf, eine Beeinträchtigung des Zustandes des ungeborenen Kindes, ein Wunsch nach Periduralanästhesie zur Schmerzlinderung oder allenfalls um eine medikamentösen Geburtseinleitung.
In nur rund 5 Prozent der geplanten Hebammengeburten musste die Entbindung letztendlich per Kaiserschnitt erfolgen, und lediglich 1 Prozent aller Neugeborenen mussten auf der Intensivpflegeabteilung für Neugeborene betreut werden.
Bisher nur sehr wenig Hebammengeburten
Die Erstautorin der Studie, Ann-Katrin Morr, Oberärztin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde sagt: «Hebammengeleitete Geburten in Kliniken haben ein grosses Potential an unserer Klinik und in der ganzen Schweiz.» In der Schweiz kommen 97 von 100 Kindern in Kliniken zur Welt. An der Frauenklinik waren während 14 Jahren aber nur 2,6 Prozent der Geburten geplante Hebammengeburten auf Wunsch der Frauen.
Geringere Kosten?
Daniel Surbek, Co-Klinikdirektor und Chefarzt der Universitätsklinik für Frauenheilkunde sagt: «Die Studie zeigt, dass die Hebammengeburt bei schwangeren Frauen mit niedrigem Risiko eine sichere Option ist. Ob die Gesamtkosten geringer sind als bei der Geburt mit Betreuung durch Hebamme und Ärztin gemeinsam prüfen wir zur Zeit in einer vertieften ökonomischen Analyse.»
Das Forschungsteam empfiehlt, in der Schweiz diese Art der Geburtsbetreuung zu erweitern und zu fördern. Die Leitende Hebamme Andrea Messer sagt: «Insbesondere die Hebammengeburt mit einer Beleghebamme, welche die Frau bereits während der Schwangerschaft betreut und dann in der Klinik die Entbindung leitet, erfreut sich bei den schwangeren Frauen zunehmender Beliebtheit.»
Sie waren an der Studie beteiligt:
Ann-Katrin Morr, Oberärztin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde des Inselspitals.
Andrea Messer, Hebamme und Stationsleiterin der Geburtsstation der Universitätsklinik für Frauenheilkunde am Inselspital.
Daniel Surbek, Co-Klinikdirektor und Chefarzt Geburtshilfe und feto-maternale Medizin an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde des Inselspitals.