Der südafrikanische
Mediclinic-Konzern hat kürzlich die Geschäftszahlen 2017/18 (per Ende März) veröffentlicht. Dabei gibt er auch Einblicke in seine wichtigste Tochtergesellschaft, die Schweizer Privatklinikgruppe Hirslanden.
Hirslanden bestreitet 47 Prozent des Mediclinic-Umsatzes und 48 Prozent des Konzerngewinns. Im Vorjahr waren es noch 48 und 53 Prozent gewesen. Die Schweizer sind damit das Herzstück der Gruppe, die neben den 17 Schweizer Hirslanden-Kliniken auch Einrichtungen in Südafrika und dem Mittleren Osten betreibt.
Minus 644 Millionen Pfund
Allerdings ist es nun genau diese im Jahr 2007 erworbene Schweizer Beteiligung, die der Gruppe einen massiven Verlust beschert. Der Grund ist eine Neubewertung der Hirslanden-Beteiligung: Per Ende März 2018 musste sie um satte 644 Millionen britische Pfund abgeschrieben werden.
Bei einem Kurs von 1,30 Franken ergibt dies umgerechnet rund 840 Millionen Franken oder ein Sechstel aller Hirslanden-Vermögenswerte von rund 5 Milliarden Franken. Die Summe setzt sich zusammen aus 84 Millionen Pfund für die Neubewertung von Immobilien und 560 Millionen Pfund für die Anpassung von immateriellen Vermögenswerten ("intangible assets") wie Goodwill und Markennamen.
Aktie eingebrochen
Die Wertberichtigung ist Ausdruck dafür, dass die Risiken im Zusammenhang mit Hirslanden in den Augen ihrer Besitzer deutlich zugenommen haben. Als Gründe werden Veränderungen im Schweizer Gesundheitsmarkt und die regulatorischen Anpassungen angegeben. Mediclinic spielt damit auf Tarifsenkungen, die Regelung «ambulant vor stationär», strengere Mindestfallzahlen und Änderungen im Patientenmix an.
Der Abschreiber führte in der Mediclinic-Gruppe zu einem operativen Verlust von 388 Millionen Pfund, verglichen mit einem Betriebsgewinn von 362 Millionen Pfund im Vorjahr. In der Folge gab der Kurs der an der Londoner Börse kotierten Mediclinic-Aktie deutlich nach und hat sich seither nicht wieder erholt.
Umsatzzuwachs dank Linde
Der Umsatz der Hirslanden-Gruppe ist im Geschäftsjahr 2017/18 um 2 Prozent auf 1,74 Milliarden Franken gestiegen. Die Zunahme ist allerdings nur der Bieler Privatklinik Linde zu verdanken, die Hirslanden im Sommer 2017 für 107 Millionen Franken übernommen hat. Ohne Linde wäre der Umsatz um 1 Prozent gesunken.
Die stationären Einnahmen blieben stabil, die Einnahmen aus dem ambulanten Bereich haben um 8 Prozent zugenommen. Der Patientenmix von Hirslanden mit dem traditionell hohen Anteil an Privatversicherten hat sich im vergangenen Jahr markant verändert: Die Zahl der allgemein versicherten Patienten stieg um 10 Prozent, während die Zahl der zusatzversicherten Patienten um 3 Prozent zurückging.
Bettenbelegung gesunken
Mehr Betten, tiefere Belegung bei Hirslanden (Quelle: Mediclinic)
Die Bettenbelegung ist innert eines Jahres von 76,2 auf 73,3 Prozent gesunken - das tiefste Niveau der letzten fünf Jahre. Der Ertrag pro Bett nahm um 1,5 Prozent ab.
Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebitda ging um 7 Prozent auf 318 Millionen Franken zurück. Mit einer Ebitda-Marge von 18,3 Prozent steht die Gruppe aber weiterhin solide und im Konkurrenzvergleich überdurchschnittlich da. Fürs Geschäftsjahr 2018/19 wird laut einer Mitteilung ein Rückgang der Marge um einen Prozentpunkt erwartet. Ab dem Jahr 2020 soll die Marge dann wieder steigen.
Als Bremsfaktoren nennt Mediclinic Tarifanpassungen, das veränderte regulatorische Umfeld sowie Verschiebungen der Patientenstruktur. Allein die Tarmed-Anpassungen Anfang 2018 führten zu jährlichen Mindereinnahmen von 25 Millionen Franken.