Die OECD hat eine Welle neuer Daten veröffentlicht zum Gesundheitswesen in den Industriestaaten – und dabei bekommen wir auch einen Blick auf die Entlöhung der Ärzte und des Pflegepersonals.
Das ist nicht bloss interessant für jene, die auch mal gern im Ausland arbeiten möchten. Die Daten besagen auch allerhand über die relative Wert-Schätzung der Pflege in der Schweiz.
In den Grafiken des Industriestaaten-Verbands sehen wir, dass das Pflegepersonal in Luxemburg und in den USA finanziell klar am besten gestellt ist. Im Herzogtum kommen ausgebildete Pflegefachleute auf ein Jahresgehalt von 94'000 Dollar (was zum heutigen Stand umgerechnet 93'000 Franken wären).
Erfasst wurde dabei jeweils der Brutto-Jahresverdienst für einen Vollzeit-Job, darin enthalten weitere Zuwendungen wie Boni oder Schichtzulagen. Dabei stammen die Daten in fast allen Ländern ausschliesslich aus Spitälern.
Durchschnittslohn in der Pflege, in Dollar, 2015 (USA/Irland/Chile: Nur Pflegepersonal mit höherem Abschluss, deshalb eher überdurchschnittliche Werte) | Quelle/Grafik: OECD
Die Schweiz taucht nicht auf in den OECD-Tabellen. Aber wir können zum Vergleich das Gehalt einer Pflegefachperson in einem öffentlichem Spital nehmen:
Gemäss dem «Lohnbuch 2016» des Zürcher Amtes für Wirtschaft und Arbeit – lag der Lohn hier bei 5'511 Franken pro Monat, ausbezahlt in 13 Raten. Das ergibt also einen Brutto-Jahreslohn von
71’600 Franken respektive gut 72'300 Dollar.
Anders gesagt: Im internationalen Vergleich steht das Pflegepersonal hierzulande an der Gehalts-Spitze. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn bekanntlich gilt die Schweiz als Hochlohn- und Hochpreis-Insel – und der hohe Franken trägt ebenfalls dazu bei, dass die Dollar-Zahlen hoch wirken.
Dennoch: Wir sehen, dass der Graben zu Nachbarländern wie Deutschland (53'700 Dollar), Frankreich (42'500 Dollar) und Italien (42'100 Dollar) sehr erklecklich ist.
Pflegelöhne: 1,2 mal Durchschnittslohn
Interessant ist nun der Vergleich zum Durchschnittslohn im jeweiligen Land. Die OECD-Daten verraten, dass das Pflegepersonal in den meisten Ländern recht gute Löhne erhält – über alle Industriestaaten gesehen erhält eine ausgebildete Pflegefachkraft das 1,14-fache des Durchschnittslohnes in ihrem jeweiligen Land.
Durchschnittslohn in der Pflege im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung, 2015 | Quelle/Grafik: OECD
Das Prinzip gilt auch für die Schweiz: Das Durchschnittsgehalt in der Schweiz liegt bei knapp
59'000 Franken (laut BAK Basel | mehr); stellte man dem die oben erwähnten 71'600 Franken für Pflegefachleute gegenüber, so kommt man auf einen Wert von 1,21.
Mit anderen Worten: Im Verhältnis zum allgemeinen Lohnniveau wird die Pflege in der Schweiz relativ gut vergütet – höher als in Deutschland (1,13), Italien (1,06) oder sogar Frankreich, wo Pflegefachleute sogar unterdurchschnittlich verdienen (0,95).
Natürlich sind solche Bruchzahlen auch nur ein feiner Hinweis; aber sie bilden doch eine kleine Bestätigung dafür, dass die Pflege hierzulande ein hohes Standing hat – in mancherlei Beziehung.
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Vergleich der Ärztelöhne zum Durchschnittsgehalt der Bevölkerung im jeweiligen Land, 2015 | Quelle/Grafik: OECD
Schweizer Ärztelöhne: Im Verhältnis wie bei den Nachbarn
Den Abstand zum Durchschnittsgehalt erforschte die OECD auch bei den Ärztelöhnen. Konkret nahm sie die Einkommen von selbstständigen Ärzten, teils auch von angestellten Medizinern.
Wir sehen beispielsweise, dass ein selbstständiger Allgemeinpraktiker in Österreich 2,7 mal mehr verdient als der Schnitt; in Frankreich ist es das 3-fache und in Deutschland gut das 4-fache.
Klar wird dabei auch, dass der Graben bei den Spezialisten noch grösser ist, in Deutschland verdient beispielsweise ein selbstständiger Facharzt gut 5mal mehr als ein Durchschnitts-Beschäftigter.
Auch hier lieferte die Schweiz keine Daten. Aber bekanntlich ergab eine FMH-Umfrage 2009, dass das
AHV-pflichtige Einkommen aus selbstständiger Tätigkeit bei 234'000 Franken liegt; bei den Allgemeinpraktikern erreichte der Wert 197'500 Franken. Das entspräche also dem 4-fachen (oder bei den Hausärzten dem 3,5-fachen) des Lohn-Schnitts.