Wie immer bei überdurchschnittlich steigenden Krankenkassenprämien (und eigentlich auch sonst) rufen die Linken nach einem Ausbau der Prämienverbilligungen. In
«News Aktuell» des Schweizer Radios erklärt Tilman Slembeck, weshalb er darin kein probates Mittel sieht, um die explodierenden Gesundheitskosten in den Griff zu kriegen - im Gegenteil.
«Wenn die Bevölkerung dank immer mehr Prämienverbilligungen die Zunahme der Kosten weniger spürt, dann ist der Druck geringer, echte, tiefgreifende und wirksame Reformen zur Kostendämpfung anzugehen», sagt der Gesundheitsökonom der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW.
Schlafmittel
So gesehen wirkten die Prämienverbilligungen wie ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel. Sie verschlimmern das Problem letztlich, weil sie die Krankheit verschleppen.
Auch von einkommensabhängigen Prämien hält Tilman Slembeck nichts. «Das würde das System noch mehr verschlechtern, weil weiterhin kein Druck bestünde, das System zu reformieren. Es wäre eine blosse Umverteilung von Kosten. Das Problem des immer teurer werdenden Gesundheitswesens würde damit keineswegs gelöst.»
Volksaufstand
Eingeführt wurden die Prämienverbilligungen, um Menschen zu schützen, die sonst wegen der Krankenkassenprämien in finanzielle Not gerieten. Inzwischen sind die Prämien derart angesiegen, dass rund ein Drittel der Menschen in der Schweiz darauf auf Anspruch haben. «Das Instrument hat sich also quasi verselbständigt – und den Druck aus dem Gesundheitssystem herausgenommen, mehr Sorge zu den Kosten zu tragen», sagt Slembeck. «Ohne die Prämienverbilligungen hätten wir schon lange einen Volksaufstand.»