Brustkrebs-Screening im Alter birgt Risiko von Überdiagnosen

Eine Studie der Yale Medical School zeigt: Bei Frauen ab 70 Jahren, die eine Mammographien erhielten, wurden häufiger gesundheitlich unbedenkliche Tumore diagnostiziert als bei Frauen, die nicht an der Früherkennung teilnahmen.

, 8. August 2023 um 12:00
image
Überdiagnosen können zu unnötigen Behandlungen und Belastungen führen. | Screenshot Youtube UI Health
Eine Studie wirft neue Fragen zur Brustkrebs-Früherkennung bei älteren Frauen auf. Sie zeigt, dass bei Frauen im Alter von 70 Jahren und älter, die sich einer Mammographie unterzogen haben, häufiger Tumore diagnostiziert werden, die keine Gefahr für ihre Gesundheit darstellen, als bei Frauen, die nicht untersucht wurden.
Die Studie, die von Forschern der bekannten Yale Medical School durchgeführt wurde, analysierte die Daten von mehr als 54'600 Frauen im Alter von 70 Jahren und älter, die sich einer Mammographie unterzogen hatten. Diejenigen, die sich für eine weitere Teilnahme am Screening entschieden hatten, wurden mit denjenigen verglichen, die sich dagegen entschieden hatten.

Überdiagnosen nehmen mit zunehmendem Alter zu

Die Forscher stellten dabei fest: Bei Frauen im Alter von 70 bis 74 Jahren wurden bis zu 31 Prozent der durch Mammographie entdeckten Brustkrebsfälle überdiagnostiziert. Eine Überdiagnose ist definiert als die Diagnose eines medizinischen Zustands, der normalerweise durch Früherkennungsuntersuchungen entdeckt wird und der ansonsten im Laufe des Lebens einer Person nicht zu Symptomen oder Problemen geführt hätte.
Überdiagnosen nehmen mit zunehmendem Alter sogar zu, wie die im Fachmagazin «Journal Annals of Internal Medicine» veröffentlichte Studie weiter zeigt. So waren es bei den 74- bis 84-jährigen Frauen 47 Prozent, bei den 85-Jährigen und Älteren sogar 54 Prozent. Auch bei den Todesfällen durch Brustkrebs konnten die Yale-Forscher in ihrere Studie keine statistisch signifikante Reduktion durch das Screening feststellen.

  • forschung
  • brustkrebs
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

SAMW: Diese KSBL-Ärztin ist ein Vorbild

Magdalena Filipowicz Sinnreich gewinnt den diesjährigen Stern-Gattiker-Preis.

image

Ostschweizer Kispi und HSG: Gemeinsames Diabetes-Forschungsprojekt

Untersucht wird, wie sich Blutzuckerschwankungen auf die Nervengesundheit bei Kindern mit Diabetes Typ 1 auswirken - und welche Rolle Lebensstilfaktoren spielen.

image

Das «Time Magazine» ehrt noch einen Schweizer

Fidel Strub verlor seine rechte Gesichtshälfte an die Tropenkrankheit Noma. Seit Jahren kämpft er für deren Erforschung.

image

Insel-Chirurg mit dem Håkan Ahlman Award ausgezeichnet

Cédric Nesti wurde von der Europäischen Gesellschaft für Neuroendokrine Tumoren für eine Publikation über die Gefährlichkeit von Lymphknotenmetastasen.

image

Neues Prognosemodell weist auf Risiko für Opioidabhängigkeit hin

Unter der Leitung von Maria Wertli (KSB) und Ulrike Held (USZ) haben Forschende der ETH Zürich und der Helsana ein Modell zur Risikoeinschätzung einer Opioidabhängigkeit entwickelt.

image

Hirntumor-Risiko für Kinder: Entwarnung

Schuld könnten die kleinen Fallzahlen sein: Dass Kinder im Berner Seeland und im Zürcher Weinland mehr Hirntumore haben, ist wohl das Zufalls-Ergebnis einer Studie.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.