Ein Grossteil der Spitäler in der Schweiz ist derzeit nicht in der Lage, regelmässig eine Ebitda-Marge von 10 Prozent zu erwirtschaften, wie das für Neuinvestitionen notwendig wäre. Vor diesem Hintergrund erstaunt es doch sehr, mit welch grosser Kelle da bei Neubauten mitunter angerichtet wird.
Offenbar war das auch beim Spital Bülach der Fall. «Marschhalt beim Spital-Ersatzneubau» titelte
Medinside am 1. Dezember 2020. Der Ersatzneubau werde vorab auf Eis gelegt.
Knapp zwei Jahre zuvor legte der damalige Verwaltungsrat unter Christian Schär die Pläne offen: 180 Millionen Franken soll der Ersatzneubau kosten. 130 Millionen sind für den Neubau veranschlagt worden, für den das «Brunnerstift» hätte weichen müssen. Für die Sanierung der älteren Bauten waren 50 Millionen vorgesehen.
«Ohne die Erneuerung könnten wir das Spital längerfristig nicht mehr weiterbetreiben», sagte der damalige Spitaldirektor Rolf Gilgen Anfang Februar 2019 an einer Medienkonferenz. Er gab aber auch zu, dass die 180 Millionen für ein Spital wie jenes in Bülach ein «grosser Brocken» sei.
140 statt 200 Millionen Franken
Ein zu grosser Brocken wäre es wohl gewesen. Das findet offenbar der heutige Verwaltungsrat unter Thomas Straubhaar. Er hat das Bauprojekt überarbeitet und damit abgespeckt, zumal die Gesamterneuerung aufgrund der bekannten Teuerung bei Bauprojekten das Vorhaben zusätzlich um geschätzte 20 Millionen verteuert hätte. Statt 200 wird die Erneuerung rund 140 Millionen Franken kosten.
Der alte Behandlungstrakt wird nicht abgerissen, sondern saniert und erweitert. Das zentrale Projekt ist der Betrieb eines ambulanten Operationszentrums auf dem Campus des Spitals. Damit sollen ambulante und stationäre Eingriffe getrennt werden. Die heute bestehenden ambulanten Angebote werden überprüft, optimiert und wo möglich ausgebaut.
Damit soll nicht nur die langfristige strategische Entwicklungsfähigkeit, sondern auch die wirtschaftliche Tragbarkeit sichergestellt werden. 2021 erwirtschaftete das Spital Bülach eine Ebitda-Marge von über 10 Prozent. Es gehört damit zu den wirtschaftlichsten Spitälern der Schweiz.
So sollen die Teilprojekte umgesetzt werden
Durch die Aufteilung in drei Teilprojekte können die Baumassnahmen zeitlich optimiert und die Komplexität im Gesamtprojekt reduziert werden. Die gesamten Flächen in und um den Trakt A und das Brunnerstift dienen für die nächste Phase der Arealentwicklung und Sanierung als dringend erforderliche Flächen für Rochaden und provisorische Modulbauten.
Teilprojekt 1: Behandlungstrakt
Bis 2027 wird der bestehende Trakt D mit einem neuen Gebäudeteil erweitert. Damit werden Intensivstation, Operationstrakt und Notfall auf den neuesten Stand gebracht. Aufgrund der Grösse und der Komplexität hat es die längste Realisierungsdauer und wird daher als erstes umgesetzt. Anschliessend wird der bestehende Behandlungstrakt D saniert und ist 2029 bezugsfertig.
Teilprojekt 2: Ambulantes OP- und Praxiszentrum
Ein neues ambulante OP- und Praxiszentrum soll Ende 2024 in Betrieb genommen werden. Dort entstehen 2 OP-Säle für ambulante Eingriffe. Zusätzlich werden Praxisflächen für interne und externe Leistungserbringer und Kooperationspartner angeboten. Damit lassen sich stationäre und ambulante Eingriffe trennen. Dies erhöht den Patientenkomfort und verbessert gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit. Das ambulante OP- und Praxiszentrum fördert das Campus-Konzept und dient als ambulante Eingangspforte von Seiten des Bahnhofs.
Teilprojekt 3: Sanierung Trakt B
Der bestehende Trakt B wird bis 2025 saniert. Mit der Modernisierung entstehen 40 zusätzliche Betten für das geplante stationäre Wachstum.