Antibiotika-Therapie: In Praxen und Kliniken immer noch suboptimal

In Baden-Württemberg erforschte man den Antibiotika-Einsatz in zehn Spitälern. Heraus kam ein halbes Dutzend heikler Punkte.

, 22. November 2024 um 14:52
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Azithromycin oral  |  Symbolbild: Testalize.me on Unsplash
In Bern machte das Bundesamt für Gesundheit das Problem soeben wieder zum Thema: Der Einsatz von Antibiotika nimmt zwar ab – aber es gibt weiter Handlungsbedarf beim korrekten Einsatz von Antibiotika sowie bei der Bekämpfung von Resistenzen.
Dies ein Fazit des neu veröffentlichten «Swiss Antibiotic Resistance Report 2024». «Bei rund 20 Prozent der Verschreibungen von Hausärztinnen und Hausärzten wurden Antibiotikaklassen eingesetzt, die gemäss nationalen Richtlinien nicht empfohlen werden», hiess es zum Beispiel.
Fast zeitgleich erschien eine Studie aus Baden-Württemberg, die das Bild ergänzen mag. Die Frage dort lautete: Welche Fehler häufen sich bei Antibiotika-Verschreibungen im Spital? Dafür beobachtete ein Infektiologen-Team der Universität Freiburg zehn nicht-universitäre Krankenhäuser unterschiedlicher Grösse.
  • Gesche Först, Roland Giesen, Geertje Fink, Matthias Sehlbrede, … Siegbert Rieg and the ID ROLL OUT Study group: «An in-depth analysis of antimicrobial prescription quality in 10 non-university hospitals in Southwest Germany, 2021», in: «Eurosurveillance», 29 (46), November 2024.
Und auch hier zeigte sich, dass die Antibiotikaverschreibungen oft nicht den empfohlenen Qualitätsstandards entsprechen.
Konkreter: Etwa ein Drittel der untersuchten Patienten erhielt mindestens ein Antibiotikum, meist zur Therapie, in selteneren Fällen zur Prävention. Dabei ergab sich eine grosse Streuung der Verordnungsqualität:
  • Insgesamt waren ein Viertel der Therapien nicht adäquat;
  • bei ungefähr der Hälfte der Patienten wäre der Einsatz eines Antibiotikums mit schmalerem Wirkspektrum möglich gewesen.
  • Qualitätsindikatoren wie die rechtzeitige Dokumentation der Behandlungsdauer oder die Überprüfung der Antibiotikatherapie nach zwei bis drei Tagen wurden in circa zwei Drittel der Fälle nicht erfüllt.
  • Die Umstellung von intravenösen auf orale Antibiotika fand nur bei etwa der Hälfte der Patienten statt, bei denen das sinnvoll gewesen wäre.
  • Nur in 45 Prozent der Fälle gab es eine Blutkulturanalyse.
  • Bei etwa 60 Prozent der Patienten wurden ausreichende mikrobiologische Proben vor Beginn der Antibiotikatherapie entnommen.
«Neben optimierungsbedürftiger Antibiotika-Auswahl beeinträchtigen fehlende Diagnostik und mangelhafte Dokumentation die Qualität der Versorgung erheblich», sagt Siegbert Rieg, Leiter der Abteilung Infektiologie in der Inneren Medizin am Universitätsklinikum Freiburg. «Diese Defizite gefährden nicht nur die Wirksamkeit der Behandlung, sondern tragen auch zur Entstehung von Resistenzen bei.»

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