Bericht: Massive Hygienemängel in Schweizer Spitälern

Bei Inspektionen stellte Swissmedic in fast allen inspizierten Spitälern erhebliche Mängel bei der Sterilisation fest. Das Heilmittelinstitut empfiehlt eine Verbesserung des Qualitätsmanagements.

, 14. Mai 2023 um 09:12
image
Swissmedic bezeichnet das Qualitätsmanagement der untersuchten Spitäler als ungenügend. | Unsplash
Ein Bericht des Heilmittelinstituts Swissmedic deckt gravierende Hygienemängel in Schweizer Spitälern auf. Bei Inspektionen wurden in fast allen Spitälern (93 Prozent) Mängel im Aufbereitungsprozess von Instrumenten beobachtet, wie die Zeitungen von CH Media am Sonntag berichten.
Betroffen sei insbesondere der Reinigungs- und Desinfektionsprozess. Auch die Instandhaltung von medizinischen Geräten und das Meldesystem bei unerwünschten Ereignissen wiesen Defizite auf, heisst es. Als problematisch gelten aber auch der Verpackungsprozess oder die Lagerung sterilisierter Instrumente.

Mitarbeitende nicht ausreichend geschult

Swissmedic betont, dass die Aufbereitung der Instrumente eine kritische Tätigkeit sei, die nur von qualifiziertem Personal unter definierten Umständen durchgeführt werden sollte, da von kontaminierten Instrumenten ein Infektionsrisiko ausgehe. Der Bericht zeigt jedoch: Drei von vier Mitarbeitenden sind in den Spitälern nicht ausreichend geschult.
«Das Qualitätsmanagement der untersuchten Spitäler ist ungenügend», sagt Janine Conde gegenüber CH Media. Die festgestellten Abweichungen hätten einen direkten oder indirekten Einfluss auf die Produktsicherheit und gefährdeten damit auch die Patientensicherheit, so die Abteilungsleiterin Spitalinspektionen bei Swissmedic. Das Heilmittelinstitut fordert eine Verbesserung des Wissens und der Ressourcen sowie Investitionen in Wartung und bauliche Massnahmen.

Swissmedic will mehr inspizieren

Welche Kliniken die Regeln sträflich missachten, will das Heilmittelinstitut nicht bekannt geben. 2021 und 2022 wurden in 35 Spitälern der Schweiz Inspektionen durchgeführt.
Die meisten Spitäler wollen es gemäss Conde richtig machen. Sie hätten aber entweder das Wissen oder das Geld nicht dafür. Die Spitäler sind nun verpflichtet, die festgestellten Mängel zu beheben. Swissmedic plant darüber hinaus, mehr Inspektionen durchzuführen, um die Verbesserungen schneller voranzutreiben.
  • Bericht: Medizinprodukte Swissmedic-Spitalinspektionen 2021/2022

  • swissmedic
  • spital
  • hygiene
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

LabPOCT: Ein Werkzeug für all Ihre Laborgeräte

Mit dem System LabPOCT bietet Sonic Suisse ein Cockpit, mit dem Sie sämtliche Analysen verwalten können – sowohl das eigene Praxislabor als auch das externe Sonic Suisse-Labor.

image

KSBL: Zwei Spitäler? Oder ein neues? Der Entscheid fällt 2026.

Die Regierung von Baselland präsentiert ein Rahmenprogramm für die Gesundheits-Versorgung. Sie prüft dabei auch ein Darlehen, damit das Kantonsspital über die nächsten Jahre kommt.

image

Die IS-H-Alternative bereits im Hause

Universitätsklinikum Köln deckt Prozesse von der Aufnahme bis zur Abrechnung in ORBIS ab.

image

CHUV: Claire Charmet folgt auf Nicolas Demartines

Nach einem langen Verfahren holt das Waadtländer Kantons- und Unispital seine neue Generaldirektorin vom Neuenburger Kantonsspital RHNe.

image

KSA: Erster sondenloser Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert

Innovation in der Kardiologie: Am Kantonsspital Aarau wurde der erste sondenlose Zweikammer-Herzschrittmacher implantiert.

image

Im Emmental entsteht ein neues Gesundheitsnetz

Hinter dem Zusammenschluss stehen das Spital Emmental, Spitex- und Langzeitpflege-Institutionen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.