GZO Spital Wetzikon: Der 38-Stunden-Test geht weiter

Das neue Arbeitszeitmodell half, in der kritischen Phase des Spitals die Fluktuation zu stabilisieren.

, 15. August 2024 um 10:00
image
Bild: PD
Es ist ein bemerkenswertes Dilemma: Das GZO Spital in Wetzikon ist derzeit vor allem in den Schlagzeilen, weil es um sein finanzielles Überleben kämpft und in Nachlassstundung ist. Zugleich läuft dort ein Projekt, das gewisse Zusatzkosten schafft: Seit gut zwei Jahren arbeitet das Pflegepersonal in Wetzikon nur 37,8 Stunden pro Woche, also rund zehn Prozent weniger als zuvor oder als üblich; und dies bei unverändertem Lohn.
Eine Idee dahinter war, den Pflegeberuf attraktiver zu machen, auf dem Personalmarkt zu punkten und die eigenen Leute zu halten.
Eine Zwischenbilanz, veröffentlicht im Februar, klang positiv. Die Angestellten seien gesünder, fühlten sich wohler, seien zufriedener mit den Arbeitsbedingungen – und planten seltener, die Stelle oder gar den Beruf zu wechseln. Dies befanden Forscher der Universität Bern, die den Test begleiteten.

Budgetiert bis Ende 2025

Allerdings: Das Finanzierungsproblem war da bereits akut. Und folglich war das Arbeitszeit-Projekt shaky. «Mit den aktuellen Tarifstrukturen ist die Finanzierung des Modells langfristig am GZO jedoch schwierig und deshalb vorerst bis Ende 2024 befristet», teilte die Spitalleitung im Februar mit.
Doch nun wird klar: Es geht weiter: Das neue Modell – es betrifft rund 260 Angestellte – soll sicher bis Ende 2025 fortgesetzt werden. Dies meldet der «Zürcher Oberländer».
Der Entscheid über die Weiterführung des GZO-Arbeitszeitmodells war für diesen Sommer angesetzt und wurde nun mit Blick auf die Umsetzung der Pflegeinitiative um ein Jahr verlängert, erklärt die Medienstelle dazu.
Ein Argument dabei: Das derzeitige Arbeitszeitmodell trägt mit mehr Erholungszeit zu einer Entlastung im belastenden Pflegeberuf und zu weniger Einsätzen von Temporärpersonal bei.

Weitere Tests geplant

Das 38-Stunden-Angebot steigere die Zufriedenheit und die Verbundenheit des Personals, so dass die Fluktuation gesunken ist. Dies sei in der aktuellen finanziellen Lage von zentraler Bedeutung.
Denn nachdem die Nachlassstundung offenbar mehrere Abgänge nach sich gezogen hatte, setzte inzwischen eine Stabilisierung ein. Heute gebe es nur wenige Kündigungen, die Fluktuation bewege sich «im normalen Rahmen», so die Antwort auf Rückfrage des «Zürcher Oberländers». Insgesamt habe das Spital auch Kosten «massiv senken» können, weil weniger Temporärpersonal benötigt wird.
Das GZO Spital will nun neben dem aktuellen noch weitere Arbeitszeitmodelle prüfen.
  • Die Details: Das Arbeitszeitmodell im Pflegebereich des GZO Spitals.
  • Spital Uster kürzt Arbeitszeiten. Als erstes Spital führt Uster auch für chirurgische Assistenzärztinnen das Modell 42+4h ein.

  • pflege
  • pflegefachpersonal
  • Fachkräftemangel
  • arbeitszeiten
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Die Idee: Vollzeit-Ärzte erhalten 1000 Euro Prämie – pro Monat

In Niederösterreich will man Spitalärzte motivieren, ihr Pensum zu erhöhen. Denn bereits ein Drittel ist teilzeitbeschäftigt.

image

«Wir verzichten auf unnötige Dokumente wie Motivationsschreiben»

Die Spitex Region Schwyz hat so viele Job-Interessierte, dass sie Wartelisten führen muss und darf. Wie schafft man das? Die Antworten von Geschäftsführer Samuel Bissig-Scheiber.

image

LUKS: Neues Arbeitsmodell in der Pflege

Weniger Betten pro Pflegefachperson, mehr administrative Aufgaben für FaGe, mehr Ausbildungsplätze: Das Luzerner Kantonsspital testet Wege, um das Berufsfeld attraktiver zu machen.

image

Pflegeversicherung in Deutschland steckt tief in roten Zahlen

Nicht nur in der Schweiz sind die steigenden Pflegekosten ein brisantes Thema. In Deutschland muss die Pflegeversicherung gerettet werden.

image

Pflegepersonal aus Frankreich: Genf will sich zurückhalten

Der Kanton vereinbart dem Nachbarland, sich weniger eifrig um Gesundheitspersonal aus der Grenzregion zu bemühen.

image

KSSG: Was wurde eigentlich aus den Massenentlassungen?

Vor einem Jahr die Ankündigung: Die St. Galler Spitalverbunde müssen 440 Stellen streichen. Es kam zum Aufstand des Gesundheitspersonals.

Vom gleichen Autor

image

Notfallpauschalen: Das Minenfeld der Rückforderungen

Nach dem Bundesgerichtsurteil zur Notfall-Abrechnung gehen jetzt in der Romandie die Wellen hoch: Ärzte warnen vor Pleiten und Lücken, Politiker planen Vorstösse in Bern.

image

Thurmed Gruppe sucht neuen Finanzchef

CFO Peter Heri will nach 16 Jahren im Amt kürzertreten.

image

Spital STS führt Spital Zweisimmen uneingeschränkt durch den Winter

Der STS-Verwaltungsrat will damit der Region und den Angestellten weiter Perspektiven geben.