Hände inklusive Sehnen – direkt aus dem 3D-Drucker

Ein neues 3D-Druckverfahren von ETH-Forschern verbindet verschiedenste Materialien: So müssen Einzelteile später nicht mehr montiert werden.

, 20. November 2023 um 23:00
image
Bild: Thomas Buchner / ETH Zürich
Forscherinnen und Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich haben Roboterhände mit Knochen, Bändern und Sehnen gedruckt. Möglich machte es einen neue 3D-Druck-Technologie, die im Wissenschafts­magazin «Nature» vorgestellt worden ist. Mit der neuen Technologie können Systeme aus unter­schiedlichen Materialien in einem einzigen Durchgang gedruckt werden, wie aus einer Mitteilung der ETH hervorgeht.
Bisher waren für die Herstellung komplexer Systeme mühsame Montage­prozesse erforderlich. Mit der neuen Technologie werden die Systeme am Stück gedruckt, wie aus der Studie hervorgeht. Dies eröffnet völlig neue Möglichkeiten für die Robotik. Als Beweis dafür haben die Forschenden eine Roboterhand aus dem Drucker produziert. Schicht für Schicht wurde sie aus Kunststoffen mit unterschiedlicher Elastizität gedruckt.
Erklärvideo, ETH Zürich
Der neue Ansatz verwendet langsam härtende Polymere für den 3D-Druck. Diese haben sehr gute elastische Eigenschaften und kehren nach einer Biegung viel schneller in den Ausgangszustand zurück als die bisher verwendeten Polyacrylate. Ausserdem liesse sich der Steifegrad des Materials sehr fein einstellen.
«Mit den schnell härtenden Polyacrylaten, die wir bisher beim 3D-Druck verwendeten, hätten wir diese Hand nicht herstellen können», wird Thomas Buchner, Erstautor der Studie, zitiert.
Um den 3D-Druck mit langsam härtenden Polymeren zu ermöglichen, mussten die Forschenden zahlreiche Anpassungen vornehmen. Herkömmliche 3D-Drucker tragen ihr Material schichtweise auf und härten es sofort mit einer UV-Lampe aus. Dabei können jedoch kleine Unebenheiten entstehen. Diese werden dann nach jedem Härtungsschritt mit einer speziellen Vorrichtung abgeschabt.
  • Thomas J. K. BuchnerSimon RoglerStefan WeirichYannick Armati et al., Robert K. Katzschmann: «Vision-controlled jetting for composite systems and robots», in: «Nature», November 2023.
Langsam härtende Polymere würden diese Abschabvorrichtungen aber verkleben. Deshalb entwickelten die Forschenden einen 3D-Laser-Scanner, der das Profil der gedruckten Schichten erkennen kann. Ein Feedback-Mechanismus gleicht Unebenheiten beim Druck der nächsten Schicht direkt aus, indem er die nötigen Anpassungen der zu druckenden Materialmengen berechnet.

  • Forschung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Schweizerin wird Präsidentin der Medizin-Hochschule Hannover

Wechsel von Marburg nach Hannover: Denise Hilfiker-Kleiner übernimmt die Leitung der MHH im Januar.

image

Robert-Bing-Preis an USZ- und EPFL-Neurowissenschaftler

Ausgezeichnet werden Susanne Wegener vom Universitätsspital Zürich sowie Alexander und Mackenzie W. Mathis von der EPFL.

image

Hohe Auszeichnung für CHUV-Forscher

George Coukos wurde in die U.S. National Academy of Medicine für Krebsforschung gewählt.

image

Swiss Bridge Award: Eine halbe Million Franken für zwei Forschungsprojekte

Wissenschafter aus Zürich und Tübingen erhalten je 250'000 Franken für Frühphasen-Studien zur Immuntherapie.

image

Blutdruck: Wie die Armhaltung das Resultat prägt

Viele Patienten erhalten heikle Diagnosen, weil der Arm bei der Blutdruckmessung nicht korrekt liegt. Bei Risikogruppen führen solche Fehler zu besonders deutlichen Abweichungen.

image

Neues Forschungsgebäude für den Medizincampus Davos

Hinter dem Projekt steckt Klaus-Michael Kühne, der einst die Hochgebirgsklinik vor dem Konkurs rettete.

Vom gleichen Autor

image

KIS-Suche am CHUV: Epic bevorzugt?

Das Waadtländer Spital sucht ein neues KIS - und soll die Ausschreibung auf den amerikanischen KIS-Anbieter Epic zugeschnitten haben. So lautet der Vorwurf eines Konkurrenten.

image

St. Galler Spitäler suchen den digitalen Patientenweg

Die Gruppe der kantonalen Spitäler wollen künftig über eine App mit ihren Patienten kommunizieren. Dazu sucht sie jetzt neue Lösungen.

image

Das BAG muss bei der Cybersicherheit nachrüsten

Das Gesetz will, dass das Bundesamt für Gesundheit ein Information Security Management System betreibt. Davon ist die Behörde allerdings noch weit entfernt.