Knapp ein halbes Jahr nach dem Ende des Rahmenabkommens mit der Europäischen Union zieht die Schweizer Medtech-Branche eine Zwischenbilanz. Die Schweiz hat seit der Rückstufung den Status eines Drittstaates, was die Medizintechnik-Industrie vor akute Probleme stellt. Darin sind sich Branchenvertreter einig.
Zwar hat sich die Schweizer Medtech-Industrie beim Export mit der neuen Regelung arrangiert,
wie der Verband in einer Mitteilung schreibt. Hier sei die Branche «den Umständen entsprechend» gut aufgestellt. Die Unternehmen konnten sich darauf vorbereiten, die Zusatzanforderungen für den lückenlosen Export ihrer Ware in die EU zu erfüllen. Die Europäische Union ist der wichtigste Handelspartner.
Import-Hürden seien hausgemacht
Beim Import hingegen sei die Situation «alarmierend», so der Verband der Schweizer Medizintechnik-Industrie. Mit der neuen Medizinprodukte-Verordnung habe der Bundesrat hohe Import-Hürden für ausländische Hersteller aufgestellt. Damit schade die Schweiz nicht nur der heimischen Medtech-Industrie, sondern gefährde die Gesundheitsversorgung ihrer eigenen Bevölkerung.
Branchenumfragen zeigten, dass jedes achte der heute in der Schweiz verwendeten Medizinprodukte künftig nicht mehr verfügbar sein werde, schreibt Swiss Medtech. Der Grund: Nicht alle ausländischen Hersteller seien bereit, zusätzliche Anforderungen einzig und allein für den kleinen Absatzmarkt Schweiz zu erfüllen.
Wenige Anpassungen könnten das Versorgungsproblem lösen, ist Daniel Delfosse überzeugt. | Swiss Medtech
«Zurzeit sind uns Einzelbeispiele von Lieferstopps bekannt. Ab zweite Hälfte nächsten Jahres wird es breit spürbare Versorgungslücken geben», sagt Daniel Delfosse, Leiter für Regulierungsfragen von Swiss Medtech. Zwar habe die Schweiz den Schlüssel zum freien gegenseitigen Warenhandeln nicht allein in der Hand. Es sei aber umso wichtiger, dass der Bundesrat die Regeln des Imports «zum Wohle der Schweiz» treffe. Das sei heute etwa mit den Anforderungen an die Etikettierung und an die Produkte-Dokumentation nicht der Fall.
Bundesrat könne Import-Regeln einseitig festlegen
Die Vorlage des Bundesrates funktioniere in der Realität nicht, steht in der Mitteilung weiter zu lesen. Der Branchenverband fordert deshalb eine dringende Änderung. «Mit ein paar wenigen Anpassungen der Verordnung könnte das sich anbahnende Versorgungsproblem massiv entschärft werden», ist Delfosse überzeugt. Die Schweizer Regierung habe das allein in der Hand.
Es ist nicht das erste Mal, dass der Verband die Inkraftsetzung der nationalen Medizinprodukte-Verordnung kritisiert. Bereits im Frühling dieses Jahres hat die Branchenvereinigung zusammen mit anderen Gesundheitsakteuren
in einem offenen Brief an den Bundesrat auf die alarmierende Situation aufmerksam gemacht. Swiss Medtech will sich weiter dafür einsetzen, «dass die Beziehung der Schweiz mit der EU auf eine solide und dauerhafte Grundlage gestellt wird».