Das Unispital Basel setzt bei der Qualitätsmessung neue Massstäbe

Jedes Spital wird von sich behaupten, dass der Patient im Mittelpunkt steht. Das Universitätsspital Basel (USB) will beweisen, dass diese Behauptung keine Floskel ist. Das Stichwort dazu heisst ICHOM.

, 9. April 2018 um 19:55
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Das Unispital Basel zählt in Sachen Qualitätsmessungen zu den Pionieren in der Schweiz. 
Der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken – besser bekannt als ANQ – führt in Spitälern Qualitätsmessungen durch. Das ist soweit bekannt. Das Universitätsspital Basel (USB) führt diese Messungen selbstverständlich auch durch, geht aber mit ihren Befragungen noch weiter. Im Zentrum steht dabei der Behandlungserfolg aus Sicht des Patienten.

Standardisierte Messungen

Das Team vom Ärztlichen Direktor Prof. Christoph A. Meier stützt sich dabei auf ICHOM, dem International Consortium for Health Outcomes Measurement. Das Ziel dieser Non-Profit-Organisation besteht darin, Behandlungsergebnisse von Patienten standardisiert zu messen; dieses Vorhaben wird seit 2017 auch von der OECD unterstützt.
Gemessen wird mit Befragungen. Doch während es bei der Befragung des ANQ vorab um das Drumherum des Spitalaufenthaltes geht, zielen die vom ICHOM erstellten Fragebögen gezielter auf den Behandlungserfolg – und eben aus der subjektiven Sicht des Patienten. Gemeint sind unter anderem seine Lebensqualität, Aktivität, Ängste, Depression. Zudem werden die Befragungen – auch dies im Unterschied zum ANQ – mehrmals in regelmässigen Abständen durchgeführt. Je nach Behandlung können sich die Befragungen bis auf zehn Jahre erstrecken.

Jede Krankheit verlangt andere Fragen

Und noch eine Besonderheit: Für jede Art der Behandlung werden andere Fragen gestellt. Das ICHOM hat bisher für 23 Behandlungstypen Fragebögen erarbeitet. ICHOM nennt das Standardsets. Die 23 Standardsets decken laut ICHOM nun 54 Prozent der weltweiten Krankheitslast ab.
Das USB hat im Oktober mit den ersten Befragungen angefangen – und zwar bei Brustkrebs und Hüft-Osteoarthrose. Bei der Erstaufnahme bekommen die Patienten nicht einen Block und einen Stift in die Hand, sondern ein «Tablet-Computer», auf dem sie die gezielten Fragen beantworten können.
Wie gezielt die Fragen gestellt werden, sei hier am Beispiel von Brustkrebs aufgezeigt. So gibt es Fragen zu:
  • Depression
  • Schmerzen
  • Müdigkeit
  • Aussehen (Body Image)
  • Gefässnerven
  • Neuropathie
  • Sexuelle Funktionsstörung
Bevor weitere Behandlungen mit den Hilfsmitteln von ICHON gemessen werden, will das USB in Erfahrung bringen, wie das Ganze bei den Patienten ankommt, wieweit sie überhaupt mitmachen. Womöglich können schon an der Jahresmedienkonferenz vom 26. April 2018 konkretere Ergebnisse präsentiert werden. 

Das ist ICHOM

Die Non-Profit-Organisation International Consortium for Health Outcomes Measurement (ICHOM) wurde von Harvard-Professor Michael E. Porter, dem Karolinska Institut in Schweden und der Boston Consulting Group gegründet. Michael E. Porter ist allen ein Begriff, die sich mit Value Based Health Care befassen. Seine Gedanken beschrieb er in seinem Wälzer «Redefining Health Care». Dabei geht es nicht nur darum, Qualitätsstandards und deren Messungen zu entwickeln. Es geht auch darum,  die Qualität der medizinischen Leistung zu verbessern. Man könnte sogar salopp sagen: Qualität statt Quantität. 
Die 23 Standardsets von ICHOM
  1. Hypertonie
  2. Chronisches Nierenleiden
  3. Schwangerschaft und Geburt
  4. Entzündliche Darmerkrankung
  5. Überaktive Blase
  6. Kolorektaler Krebs
  7. Brustkrebs
  8. Herzfehler
  9. Ältere Personen
  10. Kraniofaziale Mikrosomie
  11. Demenz
  12. Koronare Arterienerkrankung
  13. Lokalisierter Prostatakrebs
  14. Schmerzen im unteren Rückenbereich
  15. Grauer Star
  16. Parkinson-Krankheit
  17. Depression und Angst
  18. Fortgeschrittener Prostatakrebs
  19. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte
  20. Lungenkrebs
  21. Osteoarthrose bei Hüfte und Knie
  22. Schlaganfall
  23. Makuladegeneration
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