Tag der Pflege: «Unsere Leute können nicht mehr»

Zwei Jahre Pandemie hätten die Pflegefachleute ausgelaugt. Die Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen und der Umsetzung der Pflegeinitiative werden deshalb umso dringender.

, 12. Mai 2022 um 20:07
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Sie sind chronisch überlastet, erschöpft und frustriert: Viele Pflegende verlassen den Beruf frühzeitig. Schon vor der Pandemie ist fast die Hälfte der ausgebildeten Pflegefachpersonen aus dem Beruf ausgestiegen
13'255 – so viele freie Stellen im Pflegebereich sind derzeit ausgeschrieben. Das sind fast 1'000 mehr als Ende 2021. Wie eine Zusammenstellung des Schweizer Jobradars zeigt, sind vor allem in der Pflege Tausende von Angestellten gesucht: Bei den Top-25 aller Stellen stehen Pflegefachleute. 

Geschäftsführerin des SBK spricht Klartext

«Jeden Monat hängen über 300 Pflegende mehr den Kittel erschöpft und frustriert an den Haken, obwohl sie ihren Beruf lieben», sagt Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachpersonen (SBK). Einige Institutionen hätten grosse Mühe, ihre Aufgaben zu erfüllen. In einigen Heimen etwa seien ganze Abteilungen geschlossen und in gewissen Spitälern könnten Operationssäle nicht in Betrieb genommen werden, weil das Pflegepersonal fehle, so Ribi.
Um vakante Stellen zu besetzen, suchen Gesundheitsinstitutionen vermehrt Aushilfen über spezialisierte Vermittlungsfirmen. Einige Pflegende wechseln denn auch zu solchen Personalvermittlern, wo sie ihre Einsätze selber wählen können und oft mehr verdienen. 
Die Geschäftsführerin des SBK findet klare Worte: «Unsere Leute können nicht mehr. Die Gesundheitsversorgung kann nicht aufrechterhalten werden, wenn der Exodus des Pflegepersonals nicht gestoppt wird.»

«Die Kantone müssen rasch reagieren»

Der SBK fordert deshalb «sofortige Massnahmen zum Erhalt des Personals». Die Kantone seien in der Pflicht, ihre Hausaufgaben zu machen, die ihnen das Stimmvolk mit dem Ja zur Pflegeinitiative am 28. November erteilt habe. Die Kantone müssten jetzt rasch reagieren – mit Zeitkompensationen, Arbeitszeitreduktionen und Zulagen. «Die Haltung, auf die Entscheide des Bundes zu warten, ist gefährlich.»

Internationaler Tag der Pflege

Am Tag der Pflege, am 12. Mai, werden weltweit die Pflegenden für ihre Arbeit und ihren Einsatz gewürdigt. Der Tag geht zurück auf den Geburtstag von Florence Nightingale am 12. Mai 1820. Die legendäre britische Krankenschwester setzte sich dafür ein, dass Ärzte und Pflegepersonen Hand in Hand arbeiten; sie gilt als Begründerin der modernen Krankenpflege.
Anlässlich des Internationalen Tages der Pflege führten die Sektionen des SBK heute in Aarau, Basel, Bern und Solothurn einen «Walk of Care» durch. Die Pflegenden trugen «lautstark ihre Forderungen auf die Strasse».
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