Schon drei Sitzungen können einem weiteren Suizid-Versuch vorbeugen

Wie lässt sich nach einem Suizid-Versuch verhindern, dass die Betroffenen weitere Versuche unternehmen? Eine in Bern entwickelte Kurztherapie wirkt offenbar so gut, dass sie erheblich Kosten sparen hilft, wie eine Studie zeigt.

, 28. November 2018 um 07:20
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Suizid-Vorbeugung muss nicht teuer sein. Bild: Pixabay
Suizidversuche kommen das Gesundheitssystem teuer zu stehen. Es braucht Notfallbehandlungen und Klinikaufenthalte. Bislang gibt es aber kaum anerkannte Behandlungsmethoden, die das Risiko für weitere suizidale Krisen zuverlässig reduzieren. Nun zeigt eine Studie: Mit wenig Aufwand könnte viel Geld gespart werden.
80 Prozent weniger Suizid-Versuche
Die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) haben eine Kurztherapie für Menschen nach Suizidversuch entwickelt. Sie soll wiederholten Suizidversuchen vorbeugen. Dass diese Kurztherapie wirkt, zeigte eine entsprechende Studie bereits vor zwei Jahren. Demnach reduziert die so genannte «Attempted Suicide Short Intervention» (kurz: ASSIP) das Risiko von weiteren Suizidversuchen um 80 Prozent. Die Kurztherapie besteht aus drei Sitzungen gefolgt von einem anhaltenden brieflichen Kontaktangebot über zwei Jahre.
Nun zeigt eine weitere Studie dass die Kurztherapie auch tatsächlich Kosten spart. Der Aufwand für Notfallbehandlungen und die Einweisung in psychiatrische Kliniken lässt sich mit der Therapie signifikant vermindern. Die Therapie sei also nicht nur klinisch wirksam sondern auch wirtschaftlich, vermelden die UPD in einer Medienmitteilung.
Untersucht wurden 120 Patientinnen und Patienten, die wegen eines Suizidversuchs im Universitären Notfallzentrum behandelt worden waren. Die Hälfte von ihnen erhielt zusätzlich zur üblichen psychiatrischen Behandlung die drei Sitzungen mit ASSIP. Auf diese Sitzungen folgten personalisierte Briefe über zwei Jahre.
Ohne Kurztherapie machten 41 Personen weiteren Versuch
Die Kontrollgruppe erhielt eine einzelne Suizidrisiko-Einschätzung. Nach 24 Monaten hatten 41 Personen der Kontrollgruppe einen weiteren Suizidversuch hinter sich, gegenüber nur 5 Personen aus der ASSIP-Gruppe.
Zur Zeit wird ASSIP in der Schweiz in Bern, Zürich, Solothurn und in der Privatklinik Wyss angewendet. International haben Finnland, Litauen, Schweden, Belgien, Österreich und die USA das Programm implementiert, geplant sind unter anderem Portugal und Australien.
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