Arbeiten die Spitalchefs von heute auf wackligen Stühlen? Was zählt Erfahrung an der Spitze heutiger Krankenhäuser? Oder: Welche Ausbildungen sind dort gefragt? Solchen Fragen ging die Revisions- und Beratungsfirma
PwC nach: In einer kleinen Erhebung erforschte sie gewisse Regelmässigkeiten in der Führung der Schweizer Krankenhäuser.
Konkret wurden die Geschäftsleitungen der 110 akut-somatischen Allgemeinspitäler untersucht, nach Kriterien wie Dienstalter, Geschlecht oder Ausbildung.
PwC: «Die Führung in den akut-somatischen Spitälern der Schweiz», September 2016Dabei zeigte sich, dass das Durchschnittsalter der Direktoren derzeit knapp 54 Jahre beträgt. Das Antrittsalter liegt bei knapp 49 Jahren, wobei die jüngsten Direktorinnen und Direktoren ihre Stelle im Alter von unter 40 Jahren angetreten haben.
Ziemlich untypisch: Cédric Alfonso, Direktor Clinique Générale-Beaulieu Genf, 29 Jahre alt.
Amtsdauer. Damit wurde auch klar: Die Amtsdauer der Spitaldirektoren liegt leicht über viereinhalb Jahren – die Spanne erstreckt sich von einigen Monaten bis zu über 20 Jahre. Am längsten im Amt sind die Direktoren der Universitätsspitäler, dann nimmt die Amtsdauer mit dem Versorgungsniveau tendenziell ab.
Sehr untypisch: Claudia Käch, Direktorin Freiburger Spitäler – weiblich. Seit 2014 im Amt, zuvor CEO des Spitals Zofingen (PD)
Geschlecht. Klar ist zudem: In Sachen Gender-Diversity ist die Lage in den Spitälern auch nicht anders als beispielsweise in den Banken und in der Industrie. Zumindest nicht an der obersten Spitze. Denn 9 von 10 Spitaldirektoren sind männlich, so die Auswertung. Der Anteil an weiblichen Spitaldirektorinnen liegt somit in der Schweiz praktisch auf demselben Niveau wie in Deutschland.
Intern – extern. In rund einem Viertel der von PwC erfassten Fälle waren die Chefs von intern gekommen. Oder umgekehrt: In drei von vier Neubesetzungen wird die operative Führungsspitze mit Kandidaten von aussen besetzt – eine Quote, die verglichen mit anderen Branchen etwas über dem helvetischen Durchschnitt liegt. Den höchsten Anteil interner Besetzungen haben die Universitätsspitäler.
Typisch - und doch wieder nicht: Gregor Zünd, neuer Direktor USZ, ausgebildeter Arzt (PD)
Fluktuation. Im Jahr 2015 stellten die PwC-Autoren bei den Schweizer Spital-Direktorinnen und -Direktoren ein Dutzend Abgänge fest – dies entspricht einer Fluktuationsrate von etwas über 10 Prozent. Das heisst: Die Wechsel-Rate ist etwas tiefer als in anderen Branchen (womit sich auch mutmassen lässt, dass Spitaldirektoren eben doch nicht so sehr auf einem Schleudersitz arbeiten).
Oder wie es die PwC-Studie selber formuliert: «Nach gut vier Jahren DRG-Zeitalter hat das Direktorinnen- und Direktorenkarussell noch nicht begonnen, schneller zu drehen.»
Nicht ganz untypisch: Werner Kübler, Direktor USB – intern aufgestiegen, seit 8 Jahren im Amt (PD)
Erfahrung. Knapp 40 Prozent der Spitaldirektoren hatten vor ihrem Amtsantritt bereits Erfahrung in der Leitung eines Spitals oder Spitalstandorts. Im übrigen war ein grosser Teil bereits Mitglied der Spital-Geschäftsleitung oder in einer leitenden Verwaltungs-Position tätig gewesen. Nur 4 Prozent der Spitaldirektoren zuvor eine Stelle ausserhalb des Gesundheitswesens gehabt.
Ausbildung. Auf der anderen Seite ist die medizinische Ausbildung nicht unbedingt sehr wichtig an der obersten operationellen Spitze eines Spitals. Etwa vier von zehn Direktoren haben ein Wirtschaftsstudium (BWL oder VWL), während nur etwa 20 Prozent eine medizinische Ausbildung haben. Eher höher war die Mediziner-Quote an der Spitze der Universitätsspitäler. Auf den weiteren Ausbildungs-Plätzen fanden die PwC-Forscher Studien der Rechts- und Naturwissenschaften sowie die kaufmännische Grundausbildung.
Bei den Direktorinnen und Direktoren ohne wirtschaftliche Grundausbildung sei es zudem sehr gängig, eine Weiterbildung mit betriebswirtschaftlichem Schwerpunkt absolviert zu haben – etwa MBA oder Master of Public Health.