Brust-Zentrum Zürich geht an belgische Investment-Holding

Kennen Sie Affidea? Der Healthcare-Konzern expandiert rasant. Jetzt auch in der Deutschschweiz. Mit 320 Zentren in 15 Ländern beschäftigt er über 7000 Ärzte.

, 3. Mai 2022 um 12:26
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Verkaufte Affidea soeben an die Groupe Bruxelles Lambert: Ernesto Bertarelli | Bild: Rama, Wikimedia Commons
Kaum beachtet von der breiten Öffentlichkeit legt die Affidea-Gruppe ein hohes Expansionstempo hin. Jüngster Schritt: Das Unternehmen für Diagnostik-, Labor- und Betreuungs-Dienstleistungen hat die Aktienmehrheit am Brust-Zentrum in Zürich übernommen.
Die Klinik – welche wiederum räumlich in der Zürcher Hirslanden-Klinik angesiedelt ist – beschäftigt rund 80 Angestellte. Ihr Angebot umfasst beispielsweise Brustkrebsvorsorge, bildgebende Diagnostik, ambulante Konsultationen, onkologische Behandlungen und chirurgische Eingriffe. 
Affidea wird nach der Übernahme rund 280 Personen in elf Schweizer Standorten beschäftigen. Bislang gehörten nur Diagnosezentren in der Romandie zu Affidea Suisse; sie befinden sich im Wallis, in Genf und im Kanton Freiburg. Im Land präsent ist das Unternehmen mit Hauptsitz Den Haag seit 2007; hier behandelt es laut eigenen Angaben rund 145'000 Patienten pro Jahr.

7500 Ärzte

Insgesamt ist Affidea, gegründet 1991, heute der grösste europäische Anbieter von diagnostischen Bildgebungs-, Ambulanz- und Krebsbehandlungsdienstleistungen. Der Schritt in die Brustmedizin stellt denn auch eine thematische Erweiterung dar. 
«Diese Investition ist ein wichtiger Meilenstein in der Wachstumsgeschichte von Affidea», sagt Giuseppe Recchi, der CEO des Konzerns: «Das Brust-Zentrum Zürich ist ein Unternehmen mit einem sehr guten medizinischen Ruf in der Schweiz, das starke Synergien mit unserem Dienstleistungsportfolio schafft und unsere Position auf dem Markt für integrierte Brustbehandlung stärkt.»
Nach der Übernahme verfügt Affidea über 320 Zentren in 15 europäischen Ländern; es beschäftigt gut 7'500 Ärzte.
Bemerkenswert ist dabei das Expansionstempo: Innert zwölf Monaten kamen fast 50 neue Zentren zum Affidea-Netzwerk hinzu; in den letzten drei Jahren belief sich die Zahl auf 90. «In nur drei Jahren haben wir die Grösse unseres Unternehmens fast verdoppelt», resümiert Konzernchef Recchi.

Die Bertarelli-Connection

Zu den jüngsten Akquisitionen der Affidea-Gruppe in Europa gehören das Ärztenetzwerke Promea und CDC sowie das Centro Radiologico Lodigiano in Italien, ferner das ambulante Zentrum Medicentro in Spanien, die Fortius Clinic in Grossbritannien sowie ambulante Anbieter in Nordirland.
Auch wenn das Engagement in der Schweiz bislang noch vergleichsweise zurückhaltend war – ein wichtiger Bezug besteht: Das Unternehmen gehörte bis vor wenigen Tagen noch der Genfer Pharma-Milliardärsfamilie Bertarelli (Ares-Serono) respektive deren Investmentfirma B-Flexion. Doch just Ende April verkauften die Bertarellis die Medizin-Tochter: Sie ging an die Groupe Bruxelles Lambert. 
Mit andern Worten: Zumindest indirekt gehört das Brust-Zentrum Zürich nun zu einer grossen belgischen Investment-Holding, welche unter anderem starke Beteiligungen an Industriefirmen wie Holcim, Adidas und Pernod Ricard hält.

«Weiter ausbauen»

Beim Brust-Zentrum bleiben die Gründer an Bord: Christoph Tausch, Jian Farhadi und das Onko-Zentrum Zürich, so die Mitteilung, «wollen das Unternehmen in Partnerschaft mit Affidea weiter ausbauen, sowohl als Aktionäre und Verwaltungsratsmitglieder als auch in ihren medizinischen Funktionen.»
In diesem Jahr 2022 feiert das Brust-Zentrum Zürich sein 20-jähriges Jubiläum. «Zusammen mit unserem neuen Partner Affidea und dessen medizinischer und strategischer Expertise in der bildgebenden Diagnostik, den ambulanten Dienstleistungen und der Krebsversorgung wird sich das Brust-Zentrum Zürich in der Schweiz weiterentwickeln», sagt Christoph Tausch, der auch als CEO des Brust-Zentrums amtiert. «Basierend auf den erstklassigen Kompetenzen von Affidea in der Diagnostik ergeben sich signifikante Synergien zwischen beiden Unternehmen, die den Grundstein für einen weiteren Austausch von medizinischem Fachwissen und eine optimale Patientenversorgung legen.»
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