Baulärm und Rechtsstreit: Praxis-Aus in Ebikon

Nach sieben Jahren schliesst das Medcenter in der «Mall of Switzerland». Ein Konkursverfahren ist bereits eingeleitet.

, 31. Januar 2025 um 14:28
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Dauerbaustelle: «Mall of Switzerland» bei Luzern  |  Bild: Wikimedia Commons CC-By-Sa4.0
Das Medcenter in der «Mall of Switzerland» in Ebikon ist geschlossen. Die Webseite verweist die Patienten auf die Praxis am Bahnhof Luzern von MedCenter; und im Handelsamtsblatt hat das Konkursamt Hochdorf bereits eine «Vorläufige Konkursanzeige» publiziert: «Schuldner des Konkursiten können ihre Schulden nicht mehr durch Zahlung an den Konkursiten begleichen; sie riskieren, zweimal bezahlen zu müssen», so das Amt.
Was ist geschehen? Laut der «Luzerner Zeitung» – die zuerst darüber berichtete – litt die Hausarztpraxis enorm unter Bauarbeiten im Einkaufszentrum. Dies einerseits wegen des Lärms, der einen normalen Medizinbetrieb teils verunmöglichte, aber auch wegen Wassereinbrüchen, die unter anderem die Röntgenanlage aussetzen liessen.
Der Lärm der Baustelle habe zum Verlust von Patientinnen und Patienten geführt, weil die Praxis gewisse Untersuchungen nicht mehr zuverlässig tätigen konnte – etwa das Abhören der Lunge und des Herzens, berichtet der Geschäftsführer der MedCenter-Gruppe, Herbert Sterchi. Auch hätten etwa 40 Prozent der Belegschaft die Praxis verlassen.

Medizin mit Ladenöffnungszeiten?

Sterchi berichtet von einem längeren Rechtsstreit mit der Zentrums-Leitung: «Nachdem uns die Vermieterin noch über CHF 600’000 unberechtigte Strafzahlungen in Rechnung stellte, ist diese Praxis weder wirtschaftlich noch personell weiterzuführen», heisst es in einer Mitteilung der Medcenter-Gruppe. Offenbar verlangte die Shopping-Center-Betreiberin, dass die Praxis ihren Betrieb zu allen Ladenöffnungszeiten aufrecht erhält, also bis 19 Uhr respektive 21 Uhr und auch am Samstag.
«Die wirtschaftliche Lage zwingt uns zu diesem Schritt, jedoch ist auch das Vertrauen in diese Institution ohne jegliche Stabilität gänzlich verloren gegangen», erklärt das Ärzteunternehmen die Schliessung. Innert sieben Jahren habe man vier Management- sowie drei Provider-Wechsel miterlebt.
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