EPD: «…schlimmer noch, die Probleme haben sich verschärft»

Die Finanzkontrolle des Bundes veröffentlicht einen herben Bericht zum E-Patientendossier. Sie plädiert für eine Abkehr vom heutigen Modell – hin zu einer Zentralisierung.

, 27. März 2024 um 08:02
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Tipp: Mehr Zentralisierung, weniger Verzettelung  |  Symbolbild: Medinside, erstellt mit Midjourney.
«Die EPD-Einführung ist nicht fertig und die gesetzlichen Vorgaben sind nicht eingehalten»: Das schreibt die Eidgenösische Finanzkontrolle (EFK) zum aktuellen Stand beim elektronischen Patientendossier EPD. Es sei noch ein «weiter Weg zu gehen», so das oberste Finanzaufsichts-Organ des Bundes in seinem Prüfbericht. Und ob die gewählte Route erfolgversprechend sei, werde sich zeigen.
Lediglich 19'500 Einwohnerinnen und Einwohner hätten per April 2023 ein EPD eröffnet, so der Bericht. Zum gleichen Zeitpunkt seien nur 44 Prozent der Spitäler und 33 Prozent der Pflegeheime ans System angeschlossen gewesen. Dies notabene drei beziehungsweise ein Jahr nach der jeweiligen gesetzlichen Pflicht dazu.

«Analyse der problematischen Grundprinzipien»

Seit der letzten Prüfung vor vier Jahren «sind weitere grundlegende Probleme und Hindernisse aufgetreten; schlimmer noch: Die Probleme haben sich verschärft», kommentiert die EFK. Nötig wäre eine «umfassende Analyse der über zehn Jahre alten und mitunter problematischen, im Gesetz verankerten Grundprinzipien».
Die EFK meint dabei in erster Linie die «dezentrale und privatwirtschaftliche Organisation des EPDs» – sowie dass «Gesundheitseinrichtungen ihre Stammgemeinschaft ohne Beachtung von Kantonsgrenzen auswählen können».
Als generelles Problem sieht die EFK, dass die «Durchsetzungsfähigkeit von Beschlüssen und Entscheiden» fehle. Der notwendige Konsens aller Beteiligten – insbesondere seitens der Stammgemeinschaften und Plattformlieferanten – «behindert und verzögert die Entwicklung neuer Funktionen und Daten oder der Fehlerbehebungen».
  • Dieser Beitrag erschien zuerst in «Inside-IT» unter dem Titel «EFK fordert Zentralisierung beim E-Patientendossier».
Die EFK empfiehlt dem Bundesamt für Gesundheit, dem heutigen Modell ein «zentrales EPD» systematisch gegenüberzustellen und darauf basierend eine Gesetzesrevision anzugehen.
Das BAG sagt dazu, dass die Zentralisierung des EPDs «derzeit vertieft geprüft» werde. Der Bundesrat werde «zu gegebener Zeit über das weitere Vorgehen entscheiden».
Diese Forderung an sich ist nicht neu. Die kantonalen Gesundheitsdirektoren äusserten solches bereits im September 2023. Dem Vorschlag zufolge sollen die bislang acht zertifizierten Stammgemeinschaften zu einer Betriebsorganisation zusammengefasst werden.

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