Zürich: Ausbildungsoffensive konkretisiert sich

Der Kanton sieht 100 Millionen Franken für die praktische Ausbildung und für die Unterstützung von Personen in Pflege-Ausbildung vor.

, 22. Februar 2024 um 09:01
image
Wer eine Ausbildung in der Pflege macht, soll im Kanton Zürich besser unterstützt werden. Bild: Brooke Cagle on Unsplash
Bislang verlief die Umsetzung der 2021 beschlossenen Pflegeinitiative schleppend. Trotz des positiven Entscheids an der Urne ist die Initiative bis heute nicht umgesetzt worden. Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen hält an oder hat sich vielerorts sogar noch verschärft, der Frust der Pflegefachkräfte wächst.
Das Schweizerische Gesundheitsobservatorium (Obsan) schätzt den Bedarf an neuen Pflegefachkräften HF und FH für die Jahre 2019 bis 2029 im Kanton Zürich auf rund 8200, wobei 5900 Pflegefachkräfte unter den aktuellen Voraussetzungen – ohne Umsetzung der Pflegeinitiative – ausgebildet werden.
Die Gesundheits- und die Bildungsdirektion des Kantons Zürich hat deshalb für die Umsetzung der Ausbildungsoffensive rund 100 Millionen Franken für acht Jahre vorgesehen; beginnen soll das im Juli 2024, so die Mitteilung. Der Grossteil der finanziellen Mittel sei für die praktische Ausbildung und für die finanzielle Unterstützung von Personen in der Ausbildung gedacht.
  • Das neue Bundesgesetz zur Förderung der Ausbildung im Bereich Pflege auf Tertiärstufe sieht vor, dass Bund und Kantone die Ausbildung der Pflege in drei Bereichen fördern (Ausbildungsoffensive).
  • Die Kantone beschliessen Massnahmen und setzen diese um.
  • Der Bund beteiligt sich mit bis zu 50 Prozent an den kantonalen Aufwendungen.

Im Rahmen der Ausbildungsoffensive kommen folgende drei Teilprojekte hinzu:

1. Förderung der praktischen Ausbildung (46,75 Millionen Franken)

Das erste Teilprojekt wird durch die Gesundheitsdirektion umgesetzt. Das Bundesgesetz verpflichtet die Kantone, den Bedarf an Plätzen für die praktische Ausbildung von Pflegefachpersonen in allen Versorgungsbereichen festzulegen. Weiter verlangt das Bundesgesetz, dass sich die Kantone mit finanziellen Beiträgen an den Ausbildungsleistungen der Institutionen beteiligen, damit diese mehr Personen ausbilden können. Zusätzlich soll mit gezielten Massnahmen die Qualität der Ausbildung in Zürcher Institutionen gefördert werden.

2. Mehr Abschlüsse an den Höheren Fachschulen (9 Millionen Franken)

Das zweite Teilprojekt liegt in der Verantwortung der Bildungsdirektion und hat zum Ziel, die Zahl der Abschlüsse von Pflegefachpersonen an den Höheren Fachschulen (HF) zu erhöhen. Mithilfe zusätzlicher Angebote an den HF soll die Zahl der Ausbildungsabschlüsse für diplomierte Pflegefachpersonen erhöht beziehungsweise die Ausbildungsabbrüche gesenkt werden.

3. Finanzielle Unterstützung während der Ausbildung (43,5 Millionen Franken)

Auch beim dritten Teilprojekt liegt die Federführung bei der Bildungsdirektion. Zukünftige Pflegefachpersonen sollen während ihrer Ausbildung an einer HF oder einer Fachhochschule (FH) finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Damit sollen möglichst viele Personen die Möglichkeit erhalten, eine Ausbildung im Pflegebereich zu machen. Im Rahmen der bundesrechtlichen Vorgaben soll ein möglichst grosser Personenkreis profitieren, um eine möglichst grosse Wirkung zu erzielen.
  • pflegeinitiative
  • pflegefachpersonal
  • kanton zürich
  • politik
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pierre-Yves Maillard will den Krankenkassen die Beteiligung an Leistungserbringern verbieten

Der SP-Ständerat wittert eine ungute Doppelrolle der Krankenkassen.

image

Abschaffung des NC? «Finden wir nicht gut»

Dass der Numerus Clausus abgeschafft wird, stösst bei Medizinstudenten auf wenig Begeisterung. Sie fürchten Qualitätseinbussen.

image

KSSG: Was wurde eigentlich aus den Massenentlassungen?

Vor einem Jahr die Ankündigung: Die St. Galler Spitalverbunde müssen 440 Stellen streichen. Es kam zum Aufstand des Gesundheitspersonals.

image

Luzern: Referendum gegen neues Spitalgesetz

Die Luzerner Grünliberalen sind gegen die Festlegung des Leistungsangebots der Spitäler im Gesetz.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Pflegeinitiative: Wenn sich die Wirklichkeit nicht an den Plan hält

Auch im Thurgau sollte ein Bonus-Malus-System mehr Pflege-Praktika ermöglichen. Doch es fehlen die Menschen. Und jetzt bringen die Strafzahlungen Spitex- und Heim-Betriebe in Not.

Vom gleichen Autor

image

«Mangelernährung in Spitälern gewinnt an Brisanz»

Ein neuer Qualitätsvertrag zwischen H+, Curafutura und Santésuisse verpflichtet die Spitäler, das Problem der Mangelernährung gezielt anzugehen.

image

H+: Vorstand ist wieder komplett

Monika Jänicke, David Bosshard, Susanne Rodewald und Guido Speck sind neu im Vorstand des Spitalverbandes.

image

Brustkrebsscreening bald auch in Baselland

Während immer mehr Kantone Brustkrebsscreenings einführen, wird der Nutzen in Zürich hinterfragt.