Notfallmedizin profitiert von virtueller Realität

Virtual-Reality-Brillen sind aus der Gaming-Szene nicht mehr wegzudenken. Zunehmend setzen sie sich auch im klinischen Alltag durch.

, 10. April 2023 um 08:04
image
Das Potential der VR-Technologie wird in der medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung genutzt. | zvg
Ein Autounfall fordert mehrere Verletzte, es herrscht Hektik und Chaos, Entscheidungen müssen schnell getroffen werden. Eine junge Notärztin ist vor Ort, verschafft sich einen Überblick und entscheidet dann, wer am dringendsten versorgt werden muss. Hochkonzentriert führt sie Handgriffe und medizinische Massnahmen aus, die letztlich über Leben und Tod entscheiden. Dann die erlösende Meldung: der Patient ist stabil. Die Ärztin nimmt ihre VR Brille ab; die Übung für den Ernstfall hat sie bestanden. An der Universitätsklinik für Notfallmedizin des Inselspitals Bern wurde 2020 das Virtual Insel Simulation Lab (VISL) gegründet, das sich u.a mit dem Einsatz von Virtual Reality im Bereich der Medizinischen Aus-, Weiter- und Fortbildung beschäftigt.

Üben mittels VR-Simulation

Die Notfallärzte üben hier mittels VR-Simulation seltene, aber hochriskante Interventionen. Übungen, die in der Realität zu teuer oder gefährlich wären, etwa mit Gefahrenstoffen oder Feuer. Der Entwicklung von VR-Training sind dabei kaum Grenzen gesetzt – am Inselspital reichen diese von einfachen Skills-Trainings wie den Umgang mit der persönlichen Schutzausrüstung bis hin zu hochkomplexen Prozeduren wie der Einlage eines Katheters in die Aorta am schwerverletzten Patienten.

Patienten profitieren von Virtual Reality

Für Patienten wiederum kann das Eintauchen in eine andere Welt mittels VR-Brille, einen entspannenden und angstlösenden Effekt haben, es kann sie vom Schmerz ablenken. Das Universitäre Notfallzentrum des Inselspitals hat dazu mit 52 Notfallpatientinnen und -patienten eine Pilotstudie durchgeführt. Sie alle wurden mittels VR-Brille zu einem virtuellen Waldspaziergang oder an den Strand entführt. Ergebnis: die Schmerzen bei den Studienteilnehmenden verminderten sich um durchschnittlich 1,5 Punkte und die Angstzustände um 2 Punkte auf der Zehn-Punkte-Skala.

Virtuelle Realität (VR) bezeichnet ein digitales, am Computer geschaffenes Abbild der Realität. Eigene VR-Brillen lassen den Nutzer in eine neue, künstlich erschaffene Welt eintauchen, die täuschend echt wirkt.

  • notfallmedizin
  • Virtual Reality
  • digitalisierung
  • arbeitswelt
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Rehab Basel sucht einen neuen Direktor

Stephan Bachmann verlässt die Klinik für Neurorehabilitation und Paraplegiologie per Mitte 2025.

image

Deutschland: Klinikverbund testet Exoskelette fürs Pflegepersonal

Die Hilfs- und Stützgeräte sollen auch helfen, den Personalmangel zu mildern.

image

Verschwendetes Potenzial: Der Preis der Bürokratie in den Spitälern

Könnte man den täglichen Papierkram in Medizin und Pflege um nur eine Stunde senken, so würde die Arbeitskraft von über 3000 Ärzten und 9000 Pflege-Profis frei. Eine Rechnung.

image
Kommentar von Thierry Carrel

Machthierarchien gehören der Vergangenheit an

Der Kader-Berater Eric Lippmann sichtet in den Spitälern notorische Führungsmängel. «Ich habe das Gegenteil erlebt», schreibt Thierry Carrel. Eine Replik.

image

Bei einer Spitalpsychologin gilt Corona nicht als Berufskrankheit

In der Pflege liegt der Fall jedoch anders. Dazu liegt nun ein Bundesgerichts-Urteil vor.

image

Johnson & Johnson: Neuer Innovation Hub am Campus Basel

Damit will J&J die Förderung von Innovationen in der Schweiz weiter vorantreiben.

Vom gleichen Autor

image

Spital Wallis: Interimistische Chefärzte für die Onkologie

Cristina Nay Fellay und Grégoire Berthod übernehmen vorübergehend die Onkologieabteilung des Centre Hospitalier du Valais Romand.

image

KSA: Weiterer Abgang in der Geschäftsleitung

Sergio Baumann ist nicht länger beim Kantonsspital Aarau tätig: Der Betriebsleiter, der zeitweise als interimistischer CEO fungierte, hat sein Büro bereits geräumt.

image

Initiative fordert Stärkung der Medikamenten-Versorgung

Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wurde heute mit 131'500 Unterschriften eingereicht.