Wie geht es ohne Temporär-Personal? Die Antwort der Kliniken Beelitz in Deutschland lautet: bestens. Im November letzten Jahres kündigte die auf Neurologie spezialisierte Gruppe an, dass sie keine Leasing-Kräfte mehr engagieren will. Am 1. Januar dieses Jahres war der Stichtag für die Umsetzung.
Der Anstoss dahzu kam offenbar vom Personal selber: Mehrarbeit auf den Stationen und im administrativen Bereich sorgte für Stress; Leasing-Ausfälle mussten kurzfristig kompensiert werden, was Unmut schuf; und hinzu kamen natürlich auch finanzielle Aspekte.
Dabei liegen die Kliniken Beelitz nicht unbedingt in einer Gegend, die keinen Fachkräftemangel kennt. Das Unternehmen betreibt in Brandenburg – eine knappe Fahrstunde südwestlich von Berlin – ein Krankenhaus und neurologische Zentren mit insgesamt 315 Betten. Dennoch wurde aus dem Wagnis offenbar ein Erfolg.
«Die Ausfallzeiten sind rückläufig und wir können Ausfälle durch unsere eigene Belegschaft harmonischer kompensieren.» — Pflegedirektor Nico Kleine-Knefelkamp
Nach hundert Tagen
veröffentlichte das Spitalmanagement eine Bilanz. «Die Stimmung auf unseren Stationen ist grundlegend besser geworden», berichtet darin der Pflegedirektor, Nico Kleine-Knefelkamp: «Die kumulierten Ausfallzeiten sind rückläufig und wir können kurz-, mittel- und längerfristige Ausfälle durch unsere eigene Belegschaft besser und harmonischer kompensieren.»
Zugleich merke er, dass die Motivation in den Teams gestiegen und die Stimmung positiver geworden sei, so Kleine-Knefelkamp. Obendrein bekamen die Kliniken Beelitz Bewerbungen ehemaliger Zeit-Mitarbeiter und konnten diese dann fest anstellen.
Keiner will zurück
Geschäftsführer Enrico Ukrow widerspricht auch deutlich der Vermutung, dass nun Lücken-Phasen eintraten: «Wir hatten bislang von keiner Station eine Anfrage, nicht einmal zeitweise wieder auf Leasingkräfte zurückzugreifen, um Lücken in den Dienstplänen zu besetzen. Die generelle Anzahl nachzubesetzender Dienste ist sehr gering im Vergleich zu vorher und die Besprechungen zu Nachbesetzungen sind viel harmonischer».
«In Summe verzeichnen wir sogar ein leichtes Personalwachstum.» — Geschäftsführer Enriko Ukrow
Zum Modell gehört, dass ein interner Pool-Dienst aufgebaut wurde – und der, so die Bilanz nach hundert Tagen, sei «gut angenommen, was sicherlich auch an der hier realisierten attraktiven Vergütung und der Auswahl- und Entscheidungsfreiheit liegt, ob ein verfügbarer Dienst auch gerade in den privaten Kalender passt.»
Weniger Geldabflüsse
Die Kliniken vergüten im Pool-Dienst auf einem vergleichbaren Niveau, auf dem sie vorher Leasingkräfte einkaufen mussten. «Durch den Ausstieg verbuchen wir auch keinen Abfluss finanzieller Mittel mehr, sondern können diese Mittel für die Belegschaft, technische Arbeitserleichterungen oder andere Massnahmen verwenden», sagt Geschäftsführer Ukrow: «In Summe verzeichnen wir sogar ein leichtes Personalwachstum.»
Und so können die Kliniken Beelitz erstmals seit 10 Jahren alle verfügbaren Stationen betreiben, es gibt keine geschlossenen Stationen mehr.
«Das war im Leasing leider gar nicht möglich, da wir viel zu oft Ausfälle von Leasingkräften intern kompensieren mussten», sagt Enrico Ukrow, «denn Leasingunternehmen müssen keinen Ersatz stellen. Jetzt können wir die fachliche Kompetenz auf allen Stationen verlässlich sicherstellen. Auch wenn wir noch nicht alle Stationen zu 100 Prozent auslasten können, weil die Einstellungen von Pflegekräften leider der Nachfrage nachlaufen, ist jedoch der seit Anfang des Jahres eingeschlagene Weg für uns genau der richtige.»