«Ambulant vor stationär»: Die Verlagerung findet statt

Das ist das Fazit aus dem zweiten Monitoring, das Obsan im Auftrag des BAG durchgeführt hat. Konkret: Während die stationären Eingriffe abgenommen haben, nehmen ambulante Eingriffe in Spitälern zu.

, 6. Dezember 2021 um 10:07
image
Die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) vergütet seit Januar 2019 bei sechs Gruppen von Eingriffen die Kosten nur noch bei einer ambulanten Durchführung. Von dieser Regel ausgenommen sind begründete Fälle. Zuvor hatten bereits mehrere Kantone eigene Listen eingeführt. Diese gehen teilweise über die sechs Gruppen der Eingriffe hinaus, die auf Bundesebene beschlossen wurden.   
Der Entscheid des EDI hatte zum Ziel, schweizweit die ambulante Durchführung zu fördern und bei sechs Gruppen von Eingriffen eine einheitliche Regelung für alle Versicherten in der Schweiz zu schaffen. Dies mit Erfolg, wie es sich nun zeigt.

Coronakrise beeinflusst Fallzahlen

Seit der Einführung des Monitorings haben die stationären Eingriffe abgenommen und ambulante Eingriffe zugenommen. «Der gewünschte Verlagerungseffekt findet somit statt», schreibt das Bundesamt für Gesundheit (BAG).
Das zweite Monitoring 2020 des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) zeigt, dass der Rückgang der stationären Eingriffe 2020 schwächer war als noch im Jahr zuvor. Auch die ambulanten Eingriffe sind im Vergleich zu 2019 etwas zurückgegangen (mit Ausnahme der Eingriffe an den Krampfadern). 
Es sei davon auszugehen, dass der Rückgang der ambulanten Eingriffe auf die pandemiebedingte Aufschiebung nicht dringender Operationen im Frühjahr 2020 zurückzuführen sei, so das BAG weiter. Der Bericht des Obsan stelle fest, dass die Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich 2020 grundsätzlich weiterhin stattgefunden habe. 
Er bestätige somit, dass die Massnahmen des Bundes auch im zweiten Monitoringjahr Wirkung zeigen würden. «Der genaue Einfluss der Pandemie kann mit den zur Verfügung stehenden Daten allerdings nicht näher untersucht werden.»

Nicht alle stationären Eingriffe werden begründet

Bei 43 Prozent (bei Hämorrhoiden) bis 95 Prozent (bei Kniearthroskopien) der 2020 stationär durchgeführten Eingriffe kann gemäss des Monitorings ein Grund identifiziert werden, weshalb die Behandlung stationär erfolgte. Es könne eine Grunderkrankung vorliegen, oder es werde ein Mehrfacheingriff vorgenommen. Dies seit etwa der Fall, wenn eine Kniearthroskopie und eine Operation am Kreuzband gleichzeitig durchgeführt werden.
Bei fünf bis zu 57 Prozent der ausnahmsweise stationär durchgeführten Eingriffe konnte jedoch keine Erklärung gefunden werden, weshalb sie stationär durchgeführt wurden. Ein kleiner Teil von Ausnahmekriterien könne nicht statistisch erfasst werden. «Das Obsan weist deshalb darauf hin, dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren sind. Ob diese fehlenden Daten die ganze Differenz zu erklären vermögen, kann nicht untersucht werden», erklärt das BAG.

Kosten nehmen ab 

Das Monitoring zeigt weiter, dass die Gesamtkosten (ambulant und stationär) für die sechs Gruppen der Eingriffe auch 2020 leicht zurückgegangen sind. Während 2019 in der OKP der Rückgang der stationären Kosten durch den Anstieg der ambulanten Kosten kompensiert wurde, sind 2020 die Kosten für ambulante Eingriffe ebenfalls gesunken. Dies sei wahrscheinlich auf den pandemiebedingten Rückgang der ambulanten Eingriffe zurückzuführen, heisst es weiter.
Weitere Infos gibt es hier

Lesen Sie weiter zum Thema:

Diese Eingriffe dürfen Spitäler nächstes Jahr nur noch ambulant durchführenNeue Daten: Ambulante Listen bringen nicht überall vielAmbulant vor stationär: Gericht pfeift Regierungsrat zurück
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

image

«Architektur kann zu Heilung beitragen»

Das neue Kinderspital Zürich wurde heute eingeweiht. Am 2. November nimmt es seinen Betrieb am neuen Standort auf.

Vom gleichen Autor

image

Kinderspital verschärft seinen Ton in Sachen Rad-WM

Das Kinderspital ist grundsätzlich verhandlungsbereit. Gibt es keine Änderungen will der Stiftungsratspräsident den Rekurs weiterziehen. Damit droht der Rad-WM das Aus.

image

Das WEF rechnet mit Umwälzungen in einem Viertel aller Jobs

Innerhalb von fünf Jahren sollen 69 Millionen neue Jobs in den Bereichen Gesundheit, Medien oder Bildung entstehen – aber 83 Millionen sollen verschwinden.

image

Das Kantonsspital Obwalden soll eine Tochter der Luks Gruppe werden

Das Kantonsspital Obwalden und die Luks Gruppe streben einen Spitalverbund an. Mit einer Absichtserklärung wurden die Rahmenbedingungen für eine künftige Verbundlösung geschaffen.