Die Nutzung digitaler Möglichkeiten ist sowohl für die Ärzteschaft als auch für die Bevölkerung zwar wichtig und auch interessant. Doch nur knapp jeder siebte Arzt schöpft nach eigenen Angaben das gegenwärtige Potenzial der digitalen Gesundheitsversorgung aus. Und in der Schweizer Bevölkerung denkt jede fünfte Person, dass sie das Potenzial bereits ausnutzt.
Dies zeigt der dritte «Digital Trends Survey» des Berufsverbands FMH, der vom Meinungsforschungsinstitut GFS Bern durchgeführt wurde. Das Institut hat fast 500 ambulant tätige Ärztinnen und Ärzte sowie rund 2'000 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz befragt. Der Schwerpunkt lag dieses Jahr auf der digitalen Prävention und Nachsorge.
Chatbots, Videogame, Virtual-Reality?
Weiter geht aus der Umfrage hervor, dass die Ärzteschaft die Mehrzahl der in der Umfrage genannten Gesundheits-Apps gar nicht kennt. Mehrheitlich bekannt sind zwar Applikationen zur Beobachtung von Vitalparametern für sich allfällig entwickelnde Krankheitsbilder wie Bluthochdruck.
Doch etwa Apps zur Beobachtung und Vorsorge für sich allfällig entwickelnde psychische Belastungen und kognitive Veränderungen oder auch Apps zur Beobachtung von dermatologischen Irritationen sind bei über der Hälfte der befragten Ärzte nicht bekannt. Und noch weniger bekannt sind Chatbots, Videogames, Sucht-Onlinedienste, Virtual-Reality-Lösungen oder Apps zu Trainings- und Motivationszwecken.
Ärzte und und Patienten benötigen Schulung
Die Ärzteschaft gibt an, dass es schwierig sei, den «Überblick» über die digitalen Gesundheitsanwendungen pro Krankheitsbild zu behalten. Dies erstaunt kaum: Denn gemäss Schätzungen aus dem Jahr 2021 sind bereits mehr als 350’000 Anwendungen für den Gesundheitsbereich verfügbar.
Zwei Drittel der Ärzteschaft sind zudem überzeugt, dass digitale Gesundheitsapplikationen eine hohe digitale Kompetenz und ein hohes Gesundheitswissen seitens der Patienten voraussetzen. So würden Ärzte sowie nicht digitalaffine Patienten eine Schulung für den Einsatz und den Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen benötigen, so der Tenor.
Was es für den ärztlichen Alltag auch noch braucht
Die Auswertung des «Digital Trends Survey» zeigt darüber hinaus auf, was es braucht, damit sich digitale Gesundheitsanwendungen zu einer ernst zu nehmenden therapiebegleitenden Massnahme entwickeln und Teil des ärztlichen Alltags werden können. Es sind dies:
- eine nationale Bewertungsstelle, die den medizinischen Mehrwert von digitalen Gesundheitsanwendungen beurteilt;
- ein angemessenes Aus-, Weiter-, Fortbildungsprogramm für den Einsatz und den Umgang mit digitalen Gesundheitsanwendungen für die Ärzteschaft sowie für Patientinnen und Patienten;
- eine adäquate Abbildung der digitalen medizinischen Leistungen im Tarif.
Belgien bezahlt Apps bereits als Gesundheitsleistung
Gesundheits-Apps gewinnen in ihrer Funktion als therapeutische Unterstützung und Nachkontrolle zwischen Ärzten und Patienten weltweit zunehmend an Bedeutung – auch in der Schweiz. Eine Hürde ist auch hierzulande der Tarif für eine Abgeltung. Belgien hat beispielsweise im letzten Jahr bereits eine Reihe von Gesundheits-Apps für Gesundheitsfachpersonen sowie für die Bevölkerung lanciert und in den Katalog der vergüteten Gesundheitsdienstleistungen aufgenommen.