Sämtliche Projekte werden so verunmöglicht!

Christoph Bosshard, Vizepräsident der FMH, ist aus der Eidgenössischen Qualitätskommission ausgetreten. Im Interview nimmt der ehemalige ärztliche Vertreter Stellung dazu.

, 30. Juni 2023 um 15:15
image
Christoph Bosshard hat genug von der EQK und tritt per sofort aus. | zvg

Christoph Bosshard, Vizepräsident und Departementsverantwortlicher für Daten, Demographie und Qualität der FMH hat bislang die Ärzteschaft in der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) vertreten. Nun tritt er mit sofortiger Wirkung aus der EQK aus und zieht entsprechend auch seine Kandidatur für die Gesamterneuerungswahl der EQK für die Amtsperiode 2024-2027 zurück aus. Im Interview nimmt er Stellung dazu.
Herr Bosshard, welche Gründe sind verantwortlich für Ihren Austritt aus der Eidgenössischen Qualitätskommission? Eine qualitativ hochstehende Versorgung ist ein Kernanliegen der Ärzteschaft und so auch in den Statuten und Standesordnung der FMH verankert. Die Qualität der Versorgung wird derzeit jedoch akut bedroht und in Frage gestellt. Insbesondere ist hier der Fachkräftemangel führend, hervorgerufen auch durch eine Unterfinanzierung und administrative Überlastung des Systems, welche beide auch aufgrund der erfolgten und im Raum stehenden Legiferierungen noch zunehmen werden.
Welche Rolle spielt die Verweigerung zusätzlicher Ressourcen? Die Verweigerung zusätzlicher Ressourcen gemäss den Ausführungen in der bundesrätlichen Qualitätsstrategie vom März 2022 ein wichtiger Grund für diesen Schritt, denn sämtliche auch erfolgreiche Projekte werden in deren späteren Umsetzung nach Verlassen der Projektphase so verunmöglicht. Allein dieser Sachverhalt torpediert sämtliche Arbeiten der EQK wie auch die Motivation unserer Mitglieder im zunehmend unter Druck stehenden Arbeitsalltag.
Welche Lösungen hätten Sie sich von der EQK gewünscht? Die oben erwähnten Problematiken sind beide nicht im Einflussbereich der EQK, weshalb diese selbst nichts zur Lösung beitragen kann. Die EQK hat sich auf das KVG zu beschränken, insbesondere auf die Umsetzung der bundesrätlichen Qualitätsstrategie, welche ihrerseits wieder die Ziele der EQK vorgibt. Die regulatorischen Rahmenbedingungen der EQK sind demnach im Kontext obiger Herausforderungen dysfunktional.
Welche Folgen hat der Austritt für die FMH? Die FMH konzentriert und fokussiert ihre Ressourcen gemäss den obgenannten Herausforderungen und verfolgt zusammen mit ihren angeschlossenen Organisationen ihre Qualitätsarbeiten weiter, die Umsetzung erfolgt im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten.
Wir setzen die Verhandlungen mit den Verbänden der Versicherer fort – im Wissen um die Dysfunktionalität des revidierten Artikels 58 KVG zu Qualität und Wirtschaftlichkeit. Insbesondere stossend ist, die durch den Bundesrat nachträglich geschaffene Finanzierungslücke. Die Formulierung der Qualitätsstrategie 2022 verhindert Vertragslösungen. Denn sie hält fest, dass Qualitätsentwicklungen bereits Teil der durch die OKP vergüteten Leistungen seien. Das widerspricht aber dem Wortlaut des Gesetzes. Gemäss Artikel 58a KVG stellt der Gesetzgeber neue Anforderungen an die Qualitätsentwicklung.
Die Eidgenössische Qualitätskommission (EQK) ist eine unabhängige ausserparlamentarische Kommission. Sie unterstützt den Bundesrat bei der Qualitätsentwicklung in der medizinischen Leistungserbringung im Rahmen des Bundesgesetzes über die Krankenversicherung.


Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Kommentar

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Pflege- und Ärztemangel: Rekordwerte bei offenen Stellen

Die Gesundheitsbranche bleibt führend bei der Suche nach Fachkräften. Laut dem neuen Jobradar steigen die Vakanzen in mehreren Berufen wieder – entgegen dem allgemeinen Trend auf dem Arbeitsmarkt.

image

Zukunftsvisionen für die Gesundheitsversorgung

Beim Roche Forum 2024 diskutierten Expertinnen und Experten zentrale Herausforderungen der Schweizer Gesundheitsversorgung und setzten wertvolle Impulse für die Zukunft.

image

Ein «Curriculum» für junge Hausärztinnen und Hausärzte

Das Spital Bülach hat eine Lösung gegen den Hausärztemangel: Es bildet Ärzte und Ärztinnen speziell fürs Zürcher Unterland aus.

image

Neuer Präsident der Gesellschaft für Dysphagie

Bartosz Bujan von der Klinik Lengg wird Nachfolger von Jörg E. Bohlender

image

In Deutschland droht der nächste Ärzte-Streik

60'000 Spitalärzte prüfen den Ausstand. Womit die Streikwelle in Europas Gesundheitswesen bald den nächsten Höhepunkt erreichen könnte.

image

Einstimmig: Zürich soll Medizin-Studienplätze massiv ausbauen

Der Kantonsrat beauftragt die Regierung, zu berechnen, wie 500 zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten.

Vom gleichen Autor

image

Auch Unispital Zürich mit besserem Jahresergebnis

2024 behandelte das USZ stationär wie ambulant mehr Patienten. Damit konnte der Verlust gesenkt werden.

image

Neue HR-Leiterin am Sanatorium Kilchberg

Corinne von Gunten wird damit auch Mitglied der Geschäftsleitung. Sie war zuletzt im Spital Bülach tätig.

image

Physiotherapeuten bekommen endlich einen neuen Tarif

Ab Juli 2025 gilt ein neuer Zeitleistungstarif, der den bisherigen Pauschaltarif ablöst. Darauf haben sich die Tarifpartner Physioswiss, H+ und die Medizinaltarif-Kommission geeinigt.