«Erst 20'000 Personen haben ein elektronisches Patientendossier», schreibt der
«Beobachter» in der aktuellen Ausgabe. Erst? Angesichts der kritischen Berichterstattung über das Elektronische Patientendossier (EPD), der zahlreichen Pannen und fehlenden Begeisterung bei Ärztinnen und Ärzten könnte man getrost das «Erst» durch ein «Schon» ersetzen.
Schuld sind immer viele. Doch gemäss Sara Stalder ist der Ärzteverband (FMH) mitverantwortlich für den fehlenden Erfolg des EPD. Er habe eine «doppelbödige Haltung». Stalder ist Geschäftsleiterin der Stiftung für Konsumentenschutz.
«Gegen aussen gibt sich die FMH lösungsorientiert und betont, sie befürworte ein gut funktionierendes EPD – im Hintergrund zieht sie aber alle Register, um die Verbreitung und die Akzeptanz zu bremsen», so die Konsumentenschützerin im «Beobachter».
Das zeige sich auch im Umstand, dass die Informationskampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG), das die Ärzteschaft für eine freiwillige EPD-Mitgliedschaft motivieren soll, von der FMH nicht unterstützt werde, so die Konsumentenschützerin.
Ärzteschaft sieht keinen Nutzen
Dies ist auch nicht weiter verwunderlich. «Solange die Ärztinnen und Ärzte keinen Nutzen haben, können sie auch keine Patienten vom EPD überzeugen.», schreibt Anna Winter
hier in einem Gastbeitrag. Sie ist Präsidentin IG eHealth und Co-Präsidentin Allianz «digitale Transformation im Gesundheitswesen».
«Wen würden Sie fragen, wenn beim Auto ein Rad schlingert? Vermutlich nicht den Autolackierer, sondern Ihren Garagisten», schreibt das Nachrichtenmagazin. Ähnlich ergehe es einer Mehrheit der Bevölkerung beim EPD. Sie möchte dies am liebsten beim Hausarzt eröffnen. Dumm nur, dass in der Deutschschweiz erst jeder zehnte ambulant tätige Hausarzt das EPD eingerichtet hat.
Und diejenigen, die einen entsprechenden Zugang haben, könnten zwar Dokumente in bestehenden Dossiers lesen oder neue Gesundheitsinformationen ihrer Patientinnen und Patienten hochladen – aber eben keine neuen EPDs anlegen.