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«Die Schweiz steht für Stabilität, Qualität und Innovation»

Urs Vögeli ist Geschäftsführer von Janssen Schweiz, der Pharmasparte von J&J. Er spricht über die Bedeutung der lokalen Niederlassung, die Schweiz als Forschungsstandort und über Erkenntnisse aus der Covid-Krise.

, 18. Juli 2022 um 06:46
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Herr Vögeli, Sie sind seit 2019 Geschäftsführer von Janssen Schweiz. Worin sehen Sie Ihre Kernaufgabe?

Unser oberstes Ziel ist es, die Gesundheit der Menschen mit innovativen Therapien zu verbessern. Deshalb investiert das Unternehmen erheblich in Forschung und Entwicklung. Meine Kernaufgabe ist es, unsere Innovationskraft mit dem Ausbau unseres akademischen Ökosystems voranzutreiben. Ich möchte zudem unsere Mitarbeitenden unterstützen, fördern und ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sie ihre Fähigkeiten täglich einbringen und ihre persönlichen Ziele und Ambitionen erreichen können.

Sie haben das akademische Ökosystem angesprochen. Was beinhaltet dieses?

Dazu gehören Universitäten, Institute und Start-up-Unternehmen, die als Spin-offs aus den Universitäten hervor gehen. Bei Johnson & Johnson arbeiten wir mit ihnen insbesondere in den frühen Phasen der Produktentwicklung in den Bereichen Consumer Health Care, Medtech und Pharma zusammen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrer Produktentwicklung?

Eine zentrale! Und zwar deshalb, weil wir überzeugt sind, dass die Gesundheit der Bevölkerung direkt mit der Gesundheit unseres Planeten zusammenhängt. Erst kürzlich hat Johnson & Johnson MedTech mit mehreren Schweizer Spitälern ein Recyclingprojekt lanciert. Ziel dieser Initiative ist es, wertvolle Materialien aus den Operationssälen in den Stoffkreislauf zurückzuführen, um die Abfallmenge in Krankenhäusern zu reduzieren. Und mit unserem «We Sustain»-Programm sensibilisieren wir Mitarbeitenden für die Notwendigkeit, sich aktiv für Nachhaltigkeit zu engagieren. Ein weiteres Programm, das wir gerade in der Schweiz gestartet haben, ist «Safe Returns», bei dem Patientinnen und Patienten mit Autoimmunkrankheiten die von ihnen verwendeten Spritzen und Autoinjektoren von Johnson & Johnson auf super bequeme Weise zurückgeben können – wie die Rückgabe von Nespresso-Kapseln.

Johnson & Johnson beschäftigt weltweit mehr als 140'000 Mitarbeitenden, davon 4'600 in der Schweiz. Welche Bedeutung hat die Schweiz als Forschungsstandort?

Die Schweiz steht für Stabilität, Qualität und Innovation. Dies sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Innovationen. Gemäss Global Innovation Index 2021 ist die Schweiz zum elften Mal in Folge das innovativste Land der Welt unter 132 bewerteten Volkswirtschaften. Die starke Präsenz von Johnson & Johnson mit Standorten in verschiedenen Kantonen, an denen auch Forschung und Entwicklung betrieben wird, verdeutlicht den Stellenwert der Schweiz für uns.

Inwiefern hat die pharmazeutische Industrie dazu beigetragen, dass sich die Schweiz als weltweit führender Forschungs- und Innovationsstandort etabliert hat?

Die pharmazeutische Industrie spielt hierbei sicherlich eine zentrale Rolle. Das ist auch der Grund, warum wir unsere Präsenz in der Schweiz in den letzten Jahren mit wichtigen Akquisitionen, wie dem Kauf von Actelion, weiter ausgebaut haben. Wir sind stolz darauf, zu den grössten ausländischen Arbeitgebern in der Schweiz zu gehören.

Welche Bedeutung haben strategische Partnerschaften für Johnson & Johnson?

Diese haben wir in den vergangenen Jahren stark ausgebaut. Etwa mit BaseLaunch – eine Initiative von Basel Area Business & Innovation die Wissenschaftler mit Gründerinnen und Gründern zusammen bringt - mit der wir seit ihrer Gründung im Jahr 2016 zusammenarbeiten, um das Wachstum und die Entwicklung von Biotech-Unternehmen zu stärken, die innovative Therapeutika entwickeln. Vor kurzem haben wir auch damit begonnen, den Healthcare/Pharma/Venture Fund zu unterstützen, ein Konglomerat strategischer Biotech-Partner, die mit Start-ups im Gesundheitswesen zusammenarbeiten, um Innovationen im Bereich der Biowissenschaften voranzutreiben. Darüber hinaus sind wir eine Kooperation mit dem Genolier Innovation Hub eingegangen.

Welches Ziel verfolgt der Hub?

Dieser bringt Akteure aus den Bereichen Medtech, Pharma und Bioscience unter einem Dach zusammen. Der Hub ermöglicht den Austausch zwischen Wissenschaftlern und Medizinern und beschleunigt die Umsetzung innovativer Laborlösungen in die Praxis. Herzstück unserer Zusammenarbeit ist der jährliche Innovationstag, an dem Innovationen und deren Umsetzung gezeigt und bewertet werden. Und seit letztem Jahr sind wir Leading Partner von sitem-insel, dem Swiss Institute for Translational and Entrepreneurial Medicine. Das Ziel: frühzeitig Partner für die Entwicklung von Medizinprodukten im Medtech-Bereich zu finden.

Welchen Einfluss hatte die Schweiz auf die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffs?

Einen sehr starken. Zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen en aus den Niederlanden und den USA hat Janssen Vaccines in Bern den Janssen Covid-19-Impfstoff entwickelt. Mit der Entwicklung der Ebola-, RSV- und HIV-Impfstoffe hat unser Kompetenzzentrum für virale und bakterielle Impfstoffe bereits mehrfach bewiesen, dass es mit einem speziellen Hightech-Verfahren Impfstoffe schnell entwickeln kann.
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Welche Maxime hat Johnson & Johnson während der Pandemie verfolgt?

Unser Ziel ist es, so viele Menschen wie möglich vor den schweren Folgen von Covid 19 zu schützen. Wir glauben, dass wir mit einem Einzeldosis-Covid-Impfstoff auch Menschen mit schlechter Gesundheitsversorgung erreichen können. Wir haben uns ausserdem verpflichtet, bis 2022 900 Millionen Dosen unseres Impfstoffs für die Afrikanische Union und die COVAX-Initiative auf gemeinnütziger Basis bereitzustellen.

Sie sind Vorstandsmitglied und Vizepräsident von Interpharma, dem Verband forschender Pharmaunternehmen. Welche Erkenntnisse haben Sie und Ihre Kollegen aus der Krise gewonnen?

Die Krise hat uns die zentrale Bedeutung der forschenden Pharmaindustrie sowohl für unsere Gesundheit als auch für unsere Wirtschaft vor Augen geführt. Gemeinsam haben wir die Pandemie analysiert und die wichtigsten Erkenntnisse für das Schweizer Gesundheitswesen der Zukunft definiert.

Und die wären?

Wir wollen das Gesundheitssystem weiter an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten und ihnen Versorgungssicherheit garantieren. Dies ist nur möglich, wenn der behördliche Zulassungsprozess für Medikamente flexibel gestaltet, der Zugang zu Import- und Exportmärkten gesichert und heimische Forschungs- und Produktionsplattformen gestärkt werden. Wir haben auch gesehen, dass die Schweiz in Sachen Digitalisierung viel Nachholbedarf hat. Was wir brauchen ist eine offene, digitale Infrastruktur mit anonymisierten Daten, auf die alle Akteure im Gesundheitswesen Zugriff haben.

Während der Pandemie forderten die USA, auf den Patentschutz für die Covid-Impfstoffe zu verzichten, um das Impftempo vor allem in Entwicklungsländern zu erhöhen. Was halten Sie davon?

Aus meiner Sicht würde dies die Forschung schwächen. Die Investition in Forschung und Entwicklung würde sich für die globalen Pharmakonzerne, die heute 20 Prozent ihres Jahresumsatzes dafür ausgeben, nicht mehr lohnen. Zudem würde sie den Innovations- und Forschungsstandort Schweiz deutlich schwächen. Im Gegenteil: Wir fordern, dass geistiges Eigentum konsequenter geschützt wird!

Zum Schluss: wie kann unser Gesundheitssystem nachhaltig gestärkt werden?

Wir sollten den Wissenstransfer zwischen den akademischen Instituten, den Behörden und der pharmazeutischen Industrie vertiefen, um Start-ups zu unterstützen und die Bildung zu stärken. Die Pandemie hat gezeigt, dass dies möglich ist. Diesen Austausch möchten wir für ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Gesundheitssystem stärken.
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