Konkret spricht das KSA von einem voraussichtlichen Überschuss von 2,2 Millionen Franken – nachdem das Haus im Vorjahr noch ein Minus von 30,8 Millionen Franken verbucht hatte. Als das Ausmass vergangenen Mai bekannt wurde, kam es zu einem politischen Intermezzo im Aargau. Dabei forderte die SVP unter anderem den sofortigen Rücktritt von Spitalpräsident Philip Funk.
Zur verbesserten Gewinnsituation 2015 trugen laut den neuen Angaben des KSA diverse Faktoren bei:
- eine Zunahme der Patientenzahlen;
- der gestiegene Schweregrad der Behandlungen (Case-Mixed-Index CMI);
- die Massnahmen des Managements zur Ergebnisverbesserung.
Zum Beispiel sei der Anteil des gesamten Personalaufwandes am Umsatz im Vergleich zum Vorjahr von 66 Prozent auf 63 Prozent gesunken.
Und so betrug der EBIDTDA – also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – im letzten Jahr 33,8 Millionen Franken; im Vorjahr hatte diese Kennziffer noch bei 5,3 Millionen Franken gelegen.
Damit weist das Kantonsspital eine EBITDA-Marge von 5,6 Prozent aus. Die Erträge erreichten im vergangenen Jahr also gut 600 Millionen Franken.
Die Marge müsste verdoppelt werden
Das Kantonsspital Aarau will in den nächsten Jahren rund 800 Millionen Franken in Um- und Neubauten investieren. Dafür benötigte das Spital einen Cash-Flow von rund 50 Millionen Franken pro Jahr.
«Das erfreuliche Ergebnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Produktivitäts- und Finanzziele damit noch nicht erreicht sind», sagt denn auch Philip Funk.
Die Bemühungen im Rahmen der Ergebnisverbesserung müssten daher fortgesetzt werden, so der scheidende Präsident des KSA weiter; Funk gibt sein Amt am 1. März 2016
weiter an Konrad Widmer.Stellenabbau ist eingeleitet
Auch für 2016 drängen sich also weitere Schritte auf. Unter anderem sieht der Stellenplan den Abbau von 59 Vollstellen vor, weitestgehend im Support-Bereich. Zum Vergleich: Anfang 2015 hatte das Kantonsspital Aarau gut 3'200 Stellen ausgewiesen.
Entsprechend ist auch die Lohnsumme des Soll-Stellenplans 2016 gegenüber dem aktuellen Ist-Stellenplan leicht rückläufig. Die Anpassungen seien bereits weitgehend erfolgt, sagte Spitaldirektor Robert Rhiner im November, und zwar mehrheitlich über natürliche Fluktuationen.
Trotzdem könne nicht ausgeschlossen werden, dass es zu vereinzelten Entlassungen in den Supportbereichen kommt,
meldete das KSA damals.
Zu den Massnahmen zur Budgetentlastung gehört
bekanntlich auch eine Null-Lohnrunde. In einem Interview mit der Fachpublikation
«Clarity on Healthcare» hatte Spitaldirektor Rhiner im Oktober die Personalkosten als wichtigen Faktor hinter den finanziellen Sorgen genannt: «Wir haben am KSA einen grossen Personalaufbau betrieben und den Bestand seit 2009 beinahe verdoppelt. Klar haben wir einiges an Innovation betrieben, aber der Aufbau ist retrospektiv überdimensioniert.»
Der Chef überprüft
Die Geschäftsleitung habe deshalb einen Personalstopp vollzogen, so Rhiner
in der KPMG-Publikation. Er persönlich überprüfe jede Stelle, die wieder besetzt werden soll. «Dies ist bei einem gewissen Turnover, den wir als grosser Ausbildungsbetrieb als normale Erscheinung haben, zwar etwas mühsam, aber so können wir sicherstellen, dass wir nur die Stellen besetzen, die auch wirklich gebraucht werden.»
Alle Abteilungen müssten sich zudem einer Deckungsbeitragsrechnung stellen – «so dass wir sehen, wo wir Personal reduzieren können». Allerdings: «Die Leistung darf darunter natürlich nicht leiden.»
Politikum im letzten Jahr
Im Vergleich zur letzten Jahresrechnung bezeichnet sich das KSA heute als «erstarkt». Im letzten Jahr deckten frühere Gewinnreserven noch den 30-Millionen-Verlust; 2013 hatte das KSA noch einen Gewinn von 1,1 Millionen Franken erzielt.
Hohe Investitions- und Personalkosten sowie Rückstellungen im Zusammenhang mit der neuen Basiszahlung für die Fallpaschaueln für die neue Tarifsituation
(Baserate)
führten dann 2014 zum Rückschlag.Der Regierungsrat beauftragte anschliessend Verwaltungsrat und Geschäftsleitung, ein Sanierungskonzept vorzulegen.