Was Ospita an der Finma kritisiert

Gemäss Ospita-Geschäftsführer Guido Schommer sitzen die Leistungserbringer bei Verhandlungen am kürzeren Hebel.

, 2. August 2024 um 03:24
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Die Finma-Interventionen haben noch nicht zu Prämiensenkungen geführt. | Screenshot: Imagefilm des Berner Bildungszentrums Pflege.
«Die Zusatzversicherung auf dem Prüfstand - Motor oder Anhängsel?» So lautete der Titel des HZ Insurance Health Summit 24. Zu diesem Anlass schrieb Comparis-Experte Felix Schneuwly auf Linkedin: «Ausser Guido Schommer hinterfragte leider niemand die Wirkungen und unerwünschten Nebenwirkungen der Finma-Interventionen bei den Spitalzusatzversicherungen. Bis jetzt haben sie weder zu tieferen Prämien noch zu wirklich innovativen Versicherungsprodukten geführt.»
Guido Schommer ist Geschäftsführer von Ospita, wie sich der Verband der Schweizer Privatkliniken seit nunmehr drei Jahren nennt. Was genau sagte er an jenem Podiumsgespräch?

Gesetzlicher Auftrag

Auf Nachfrage von Medinside zeigt Schommer grundsätzlich Verständnis für die Interventionen der Finanzmarktaufsicht (Finma). Sie habe den gesetzlichen Auftrag, die Versicherten vor missbräuchlich hohen Prämien und die Versicherer vor Insolvenz zu schützen.
Mühe bekundet er hingegen mit deren Kommunikation. Er erinnert daran, dass die Finma bereits 2018 an einer öffentlichen Veranstaltung die Branche darauf vorbereitete, dass in Zukunft genauer hingeschaut werde.
Damals wurde die Finma gefragt, warum sie denn erst jetzt ihre Aufsichtstätigkeit wahrnehme und erst jetzt die Verträge zwischen Zusatzversicherer und Leistungserbringer unter die Lupe nehme.

Andere Prioritäten

Die damalige Antwort seitens der Finma, wonach man wegen der Grossbankenkrise mit anderem beschäftigt war, wirke nicht wirklich überzeugend, sagt Schommer. Das tönt etwa so: «Wir hatten bisher keine Zeit für Euch»,
Dann publizierte die Finma im Dezember 2020 die vielbeachtete Medienmitteilung, in der die neuen Anforderungen in «einer sehr generellen Art und Weise» kommuniziert wurden. Medinside berichtete.
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Guido Schommer, Generalsekretär Ospita
In der Zwischenzeit gab es verschiedentlich Kontakte zwischen der Finma und den Zusatzversicherern. Die Finma konkretisierte ihre Anliegen, wie die Verträge daherkommen sollten. Doch die Öffentlichkeit beziehungsweise die Leistungserbringer wussten nichts davon.
«Das ist unfair», sagt Schommer. Wenn man auf der einen Seite des Verhandlungstisches sitze, und die Vertragspartei behauptet, so und so müsse es laut Vorgaben der Finma gemacht werden, so sitze man am kürzeren Hebel. «Dann herrscht Informationsasymmetrie.»

Innovationsschub? Fehlanzeige

Ausserdem stellt Schommer ernüchternd fest, dass die Finma-Interventionen bisher weder zu tieferen Prämien in den Zusatzversicherungen noch zu einem Innovationsschub bei den Produkten führten.
Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, wie doch die Zusatzversicherer in jüngster Zeit die Preise drückten, mitunter vertragslose Zustände provozierten und gewisse Spitäler auf die schwarze Liste setzen. Aufgrund dieser Beobachtungen wäre zu erwarten gewesen, dass nun die Prämien für Zusatzversicherungen ins Rutschen gerieten. Das wünschte sich wohl auch die Finma, die ja die Interessen der Versicherten vertritt.

Nachfragerückgang

Tiefere Prämien wären aber nicht nur im Interesse der Versicherten, sondern auch der Leistungserbringer wie eben Spitäler und deren Belegärzte. Das könnte die Nachfrage nach solchen Produkten beleben.
«Spitalversicherungen sind weiter im Sinkflug», schrieb Medinside am 17. Juli 2024. So haben die Spitalzusatzversicherungen Privat, Halbprivat und Flex laut dem Vergleichsdienst Comparis von 2019 bis 2024 um 20 Prozent abgenommen.
«Jüngere Versicherte sind nicht mehr bereit, ihren Lebtag Prämien zu zahlen, ohne später die Möglichkeit zu haben, den Versicherer zu wechseln», sagt Schommer.

Keine Wahl im Alter

Das Problem skizzierte jüngst auch Beat Walti in einem Gastbeitrag. Er ist FDP-Nationalrat und Präsident von Ospita. Walti kritisiert, dass Versicherte ab einem Alter von etwa fünfzig Jahren «an ihren Zusatzversicherer gefesselt sind». Kaum eine andere Versicherungsgesellschaft sei bereit, sie in diesem Alter überhaupt noch aufzunehmen.
«Viele Kunden werden nicht ohne Alternative aus der bestehenden - unbefriedigenden Lösung aussteigen», schreibt Walti, Dafür hätten sie zu lange Prämien bezahlt. «Diese Situation ist nicht nur unfair, sondern auch untragbar».
Beat Walti verweist auf eine Studie der Professoren Stefan Felder und Andrea Eisner. Sie zeigten auf, wie die Mobilität älterer Zusatzversicherter dank einer Mitgabepflicht von risikoadjustierten Altersrückstellungen organisiert werden könne.
Ein weiteres Problem ist bekanntlich die Ambulantisierung. Noch fehlen entsprechende Produkte, die zu überzeugen wissen.  Helsana versuchte es vor über zehn Jahren mit Primeo, dessen Erfolg überschaubar blieb.

Hinderlicher Tarifschutz

«Es ist höchste Zeit», schrieb kürzlich Felix Schneuwly, dass Krankenzusatzversicherungen nicht mehr zwischen ambulant und stationär unterscheiden.
Das ist derzeit aber nicht so einfach, solange im Krankenversicherungsgesetz (KVG) der Tarifschutz verankert ist.
«Dieser Tarifschutz kommt einem Verbot von Zusatzversicherungen im ambulanten Teil gleich», erklärte der frühere Sanitas Chef Otto Bitterli in einem Interview.
Das sieht auch Guido Schommer so. Doch mit Efas, der einheitlichen Finanzierung ambulant und stationär werde sich die Grenze zwischen den beiden Bereichen nach seiner Einschätzung bald auflösen. «Es wird nicht mehr eine klare Trennung geben», sagt er.
Erst dann - also frühestens 2027 - dürften Spitalzusatzversicherungen für ambulante Behandlungen eine Marktreife erlangen.
  • Ospita
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