Ohne Leiden und im gewohnten Umfeld: So möchten die meisten Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeheimen die letzte Phase ihres Lebens verbringen. Dennoch kommt es bei rund 20 Prozent von ihnen zu Krisensituationen mit starken Schmerzen, Atemnot oder anderen Leiden.
«Für solche Situationen sollten rund um die Uhr Palliative-Care-Spezialisten zur Verfügung stehen», wird Andreas Weber, Ärztlicher Leiter des mobilen Teams des GZO Spital Wetzikon, in einem Communiqué zitiert.
Um das Personal in Pflegeheimen zu stärken, rief die Palliative Care des GZO Spital Wetzikon 2019 das Pilotprojekt «Palliative Care in Heimen» ins Leben. Gleichzeitig wurden Gespräche mit 27 Gemeinden in der Grossregion Zürcher Oberland und dem oberen Glattal geführt.
Mit Erfolg: 25 von 27 Gemeinden, in denen das mobile Team tätig ist, haben der Finanzierung der Einsätze in Pflegeheimen vertraglich zugesichert.
Über 50 Pflegefachkräfte geschult
«Es ist wichtig, dass Pflegeheime in der Lage sind, die allgemeine Palliative Care weitgehend selbst abzudecken», so Andreas Weber. Deshalb wurden im Rahmen des Projkets 52 Pflegefachleute aus den drei Pilotheimen (Sunnegarte Bubikon, Dietenrain Uster und das Wildbach in Wetzikon) durch das GZO-Team in Palliative Care geschult.
Neben der Schulung wurden Indikationskriterien aufgestellt und erprobt, wann es angezeigt ist, ein spezialisiertes Palliative-Care-Team beizuziehen.
Dazu gehört auch die Einführung von Standortgesprächen, denn Palliative Care beginnt mit der Klärung des Behandlungszieles.
Andreas Weber: «Es ist wichtig, dass die Pflegefachleute mit den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen Gespräche über die Patientenverfügung und über Advance Care Planning, kurz ACP, führen. Dazu brauchen sie entsprechende Anleitungen.»
Bei der ACP handelt es sich um eine Art erweiterte Patientenverfügung, in der Patientinnen und Patienten ihre Erwartungen an die medizinische Behandlung eindeutig und verständlich formulieren.
Finanzierung gesichert
Im Gegensatz zur spezialisierten häuslichen Pflege, die sowohl von Krankenkassen als auch Gemeinden übernommen wird, ist der Einsatz des Palliativ-Care-Teams in Pflegeheimen im Kanton Zürich finanziell nicht geregelt.
Bei Heimbewohnerinnen und -bewohnern reicht die von der Krankenkasse und den Gemeinden entrichtete Pauschale in der Regel nicht.
Parallel zum laufenden Pilotprojekt standen die Verantwortlichen am GZO Spital Wetzikon im engen Austausch mit den 27 Gemeinden in der Grossregion, in der das mobile Palliative-Care-Team seit zehn Jahren tätig ist. Diese reicht von Rapperswil-Jona bis Illnau-Effretikon.
Uster und Wetzikon an Bord
Mit 25 Gemeinden, darunter auch die Städte Wetzikon und Uster, konnte nun zusätzlich zur Finanzierung zu Hause, auch der Einsatz des mobilen Teams im Pflegeheim vertraglich so geregelt werden, dass die spezialisierte Pflegeleistung kostendeckend ist.
Das Pilotprojekt habe eine wichtige Basis gelegt, so das GZO Spital Wetzikon. Nun können die Menschen in den über 40 Heimen in der Grossregion auch bei Krisensituationen in der letzten Lebensphase dort, wo sie nun zu Hause sind, gut und umfassend betreut werden.
Zum Pilotprojekt
2019 erklärten sich die Pflegezentren Sunnegarte Bubikon, Dietenrain Uster und das Wildbach in Wetzikon dazu bereit, zusammen mit dem GZO Spital Wetzikon, ein Pilotprojekt zu «Palliative Care in Heimen» in Angriff zu nehmen.
Ziel war es, zum einen das erarbeitete Konzept auf seine Praxistauglichkeit zu prüfen und die Kosten und den Aufwand abzuschätzen sowie die Bedürfnisse der Pflegeheime bezüglich allgemeiner Palliativ-Care-Kompetenz zu eruieren.
Begleitet wurde das Projekte von einem Steuerungsausschuss, in dem neben GZO-Verantwortlichen auch Sivan Schipper, Ärztlicher Leiter Palliative Care am Spital Uster und die Stadträte Remo Vogel (Wetzikon) und Karin Fehr (Uster) vertreten waren.