Ein Gespräch mit Dr. med. Jan Wiegand, ärztlicher Leiter Intensivstation, sowie Erika Sigrist, Abteilungsleiterin Pflege Intensivstation, über Ausdauer und das Gefühl auf «Dauerstrom» zu laufen.
Wie hat sich die Intensivstation der Lindenhofgruppe in den letzten Jahren entwickelt?
Jan Wiegand: Ich bin seit 2014 auf der Intensivstation im Lindenhofspital. Wir haben eine grosse Entwicklung durchgemacht. Die Anzahl Patientinnen und Patienten, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen, hat sich in dieser Zeit fast verdoppelt. Aber auch die Patientinnen und Patienten haben sich gewandelt. Sie haben komplexere und oft mehrfache medizinische Probleme. Wir beobachten somit eine Zunahme des Schweregrads der Fälle in beinahe allen Bereichen.
Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, haben wir uns auch als interprofessionelles Team weiterentwickelt. Wir haben unsere interne Organisation und die Schnittstellen mit allen Bereichen laufend verbessert.
Erika Sigrist: Ich bin seit 2007 im Lindenhofspital und habe die Intensivstation noch im alten Bettenhochhaus erlebt. Damals hatten wir sechs Intensivbetten mit drei Pflegefachpersonen pro Schicht. 2012 durften wir in den Neubau umziehen und betreiben heute zehn Intensivbetten mit sieben Beatmungsplätzen. Auf jeder Schicht arbeiten fünf Intensiv-Pflegefachpersonen. Ausserdem ist seit 2014 im Lindenhofspital rund um die Uhr eine erfahrene Intensivmedizinerin oder ein erfahrener Intensivmediziner vor Ort im Dienst.
2018 durften wir unsere Führungsstruktur an unseren interprofessionellen Alltag angleichen. Nun führen wir die IPS gemeinsam als Einheit – pflegerisch und ärztlich.
Die Intensivstation ist ein wichtiger Baustein der Behandlungskette unserer Patientinnen und Patienten. Wir sind für viele Bereiche eine unverzichtbare Schnittstelle und setzen darum grossen Wert auf eine gute Vernetzung mit den einzelnen Fachgebieten.
Jan Wiegand: Den Betrieb der Intensivstation stützen wir auf die Anforderungen in der Lindenhofgruppe ab und haben gute Unterstützung aus den übergeordneten Gremien. So war es auch möglich, die geplante Erweiterung der Intensivstation von acht auf zehn zertifizierte Betten, inklusive der Umstellung auf neue Beatmungsgeräte, mitten in der Corona-Pandemie im Jahr 2020 umzusetzen.
Können Sie erklären, warum komplexere Fälle tendenziell zugenommen haben?
Jan Wiegand: Zum einen werden Menschen immer älter und leben zum Teil mit vielen chronischen Erkrankungen. Zum anderen ermöglicht der Fortschritt der Medizin auch bei mehrfach vorerkrankten Patientinnen und Patienten komplexere und schwerere Eingriffe.
Die verbesserten Behandlungsansätze und -techniken führen dazu, dass einfache Eingriffe häufiger ambulant durchgeführt werden. Im stationären Sektor verbleiben in Zukunft polymorbide Patientinnen und Patienten mit komplexen Eingriffen. Bei ihnen besteht ein erhöhter Überwachungs- und Behandlungsbedarf. Deshalb gewinnen die Intensivstationen und andere Abteilungen mit Überwachungsmöglichkeiten künftig an Bedeutung.
Erika Sigrist: Nach komplexeren Eingriffen ist auch die Intensivstation häufiger gefordert. Seit 2012 verzeichnen wir eine konstante Zunahme von IPS-Leistungen. Die Corona-Pandemie hat hier nur bedingt Einfluss auf die Statistiken. Coronabedingt fallen vor allen Dingen die erhöhte durchschnittliche Verweildauer sowie die starke Zunahme an ärztlichem und pflegerischem Betreuungsaufwand auf.
Erika Sigrist, Abteilungsleiterin Pflege Intensivstation, und Dr. med. Jan Wiegand, ärztlicher Leiter IPS
Welche Auswirkungen hat dies auf die IPS?
Erika Sigrist: Die aufwändigeren Fälle haben eine höhere Belastung für IPS-Pflegefachpersonen, Ärztinnen und Ärzte zur Folge. Es ergeben sich immer neue Fragen aus der Praxis, die interne Anpassungen der Prozesse erfordern.
Mit unserem interprofessionellen Führungsteam können wir sicherstellen, dass wir sowohl die pflegerischen wie auch die ärztlichen Aspekte wahrnehmen und rasch reagieren können.
Hat die Corona-Pandemie die Prozesse auf der Intensivstation verändert?
Erika Sigrist: Ab Februar 2020 haben wir uns schrittweise an die neue Situation angepasst, sowohl von der pflegerischen wie auch von der ärztlichen Seite. Als Intensivstation waren wir durch die Pandemie besonders gefordert. Vieles war am Anfang unklar und unsicher. Jan Wiegand ist Teil des Krisenstabs der Lindenhofgruppe. Wir waren immer zeitnah über die aktuellen Entwicklungen informiert und hatten die Möglichkeit, proaktiv in einen Austausch zu gehen. Dieser dynamische und effiziente Abgleich war äusserst wertvoll und hilfreich.
Auch intern waren wir bestens vernetzt und spürten von Anfang an die Unterstützung aus verschiedensten Bereichen der Lindenhofgruppe. Das starke Miteinander machte Lösungen bei der Betten- und Mitarbeitenden-Disposition möglich. Somit gelang es trotz Pandemie, die intensivmedizinische Versorgung für die dringlichen Fälle und für Notfall-Patientinnen und -Patienten aufrechtzuhalten.
Jan Wiegand: Der Anfang war für uns alle von hoher Unsicherheit geprägt. Zum Glück hatten wir uns mit dem Aufbau einer guten Krisenorganisation beschäftigt – in der Lindenhofgruppe und auch auf der Intensivstation. Wir konnten von dieser Vorarbeit profitieren, beispielsweise durch ein durchdachtes Pandemie- Ausbaukonzept für die Intensivstation. Die erste Welle verlief in Bern relativ glimpflich. Wir hatten Zeit, erste Erfahrungen zu sammeln und dazuzulernen. Dabei half uns die Vernetzung der Fachspezialisten regional und international. Wir haben von Beginn an klar und offen mit unserem Team kommuniziert. Veränderungen und Anpassungen wurden so stets von allen getragen. Das Fundament dafür wurde in den letzten Jahren durch einen steten Team-Entwicklungsprozess gelegt. Das hat uns allen geholfen, mit den extremen Anforderungen der Pandemie erfolgreich umzugehen.
«Wir sind ein Sammelbecken für viele Fragen im Alltag. Wir unterstützen pflegerisch und ärztlich auch ausserhalb der IPS.»
Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf Flexibilität, Hingabe und Beharrlichkeit?
Jan Wiegand: In dieser Zeit waren Ungewissheit und auch gewisse Ängste ständige Begleiter. Durch das starke Miteinander, die interprofessionelle Führung und transparente Kommunikation konnten wir unserem Team guten Rückhalt geben. Wir haben in den letzten Jahren viel in eine gemeinsame Teamentwicklung auf der Intensivstation investiert. Dabei haben wir daran gearbeitet, alle in ihren Funktionen im Betrieb zu stärken. Ab der zweiten Welle lag unsere Auslastung monatelang bei 120–160 %. Dank der internen Unterstützung von allen Seiten haben wir bis zu 16 Betten mit Beatmungsmöglichkeit betrieben. Das ist vor allem durch eine einzigartige Teamarbeit gelungen.
Erika Sigrist: Das war wichtig. Nicht selten haben wir unsere Arbeitsweise von einem Tag auf den anderen den neusten Erkenntnissen angepasst. Weil das Team diese Entscheidungen nachvollziehen konnte, haben sie diese Wechsel mitgetragen.
Jan Wiegand: Hinzu kam sicher auch unsere Ausdauer. In den Hochzeiten der Corona-Wellen haben wir dafür gesorgt, dass einer von uns entweder 12 Stunden im Haus präsent oder 24 Stunden erreichbar ist. Jeden Tag.
Erika Sigrist: Hohe Belastungsspitzen sind wir auf der Intensivstation gewohnt. Die Personalplanung ist auf eine Auslastung von 80 % ausgelegt. Damit können wir Spitzen für kurze Zeit gut bewältigen. Aber die ruhigeren Phasen zur Regeneration blieben in den schwierigen Jahren der Pandemie quasi aus. In Spitzenzeiten wurden bis zu 16 Covid-Patienten auf der erweiterten Intensivstation behandelt.
Zwischen den einzelnen Corona-Wellen haben wir die elektiven Eingriffe wieder hochgefahren. Dadurch war auf der IPS deutlich mehr los als zu vergleichbaren Zeiten vor der Pandemie.
Jan Wiegand: Die Corona-Pandemie hat von uns hohe Flexibilität verlangt. Wir haben in dieser Zeit einen starken Zusammenhalt über alle Bereiche und Standorte hinweg bis in die Geschäftsleitung erfahren. Dafür möchten wir der gesamten Lindenhofgruppe unseren Dank aussprechen. Ohne dieses Miteinander hätten wir diese extreme Situation nicht so erfolgreich überstanden.
Erika Sigrist: Ja, wir haben aus allen Teilen des Unternehmens maximale Unterstützung erhalten. In dieser Zeit hat die Lindenhofgruppe wie alle Spitäler den OP-Betrieb heruntergefahren. So konnten wir Personalressourcen und auch physischen Platz für die zusätzlichen Intensivbetten schaffen. Das hätten wir allein nie bewältigen können.
Jan Wiegand: Wir dürfen auch nicht vergessen, dass wir in der Lindenhofgruppe zeitweise bis zu 60 an Covid-19 erkrankte Patientinnen und Patienten auf der Isolationsstation betreut haben. Auch hier haben alle Beteiligten Überdurchschnittliches geleistet. Mit diesen Teams waren wir andauernd in Kontakt und mussten gemeinsam viele wichtige Entscheidungen zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten treffen.
Wie wichtig ist die Intensivstation für die Lindenhofgruppe ausserhalb der Pandemie?
Erika Sigrist: Die Intensivstation der Lindenhofgruppe ist ein wichtiges Kernstück für den Spitalbetrieb. Unsere Hauptaufgabe liegt in der Behandlung und Betreuung von kritisch kranken Patientinnen und Patienten aus der gesamten Lindenhofgruppe. Bei Bedarf unterstützen wir pflegerisch und ärztlich die Abteilungen, das Notfall- und Aufwachraum-Team und leisten FIT- und Rea-Einsätze.
Jan Wiegand: Wir sind ein Sammelbecken für viele Fragen im Alltag. Wir unterstützen auch ausserhalb der IPS. Darüber hinaus schaffen wir die Voraussetzungen für unterschiedliche hoch spezialisierte Eingriffe, die eine IPS mit spezifischen Leistungen erfordern.
«Eine Besonderheit ist unsere Ausdauer.»
Auf der Intensivstation behandeln wir Menschen mit Störungen der lebenswichtigen Organfunktionen. Hohe Belastungsspitzen sind wir gewohnt. Die hohe Dynamik unseres Alltags und die grosse Dankbarkeit von betroffenen Patientinnen, Patienten und Nahestehenden sind auf der anderen Seite aber auch sehr motivierend.
Welche zusätzlichen Leistungen erbringt die IPS für die Prozesse innerhalb der Lindenhofgruppe?
Jan Wiegand: Das IPS Team stellt auf dem Lindenhof-Areal ein Früh-Interventionsteam (FIT-Team) für akute und bedrohliche medizinische Situationen bei Patientinnen und Patienten. Das FIT-Team kann von Pflegenden, Ärztinnen und Ärzten rund um die Uhr beigezogen werden. Zudem stehen wir ärztlich und pflegerisch für Konsilien zur Verfügung. Auch hier stehen Interprofessionalität und der standortübergreifende Austausch im Zentrum. Mit der Fachkompetenz und -präsenz des IPS-Teams helfen wir. Wir versuchen, in Akutsituationen Probleme zu lösen, Rückhalt und Sicherheit zu bieten.
Erika Sigrist: Die FIT-Einsätze haben sich in den letzten vier Jahren weit mehr als verdoppelt. Wir unterstützen auch das Notfallzentrum in kritischen Situationen. Unser Pflegeteam erbringt an Wochenenden auch Leistungen für den Aufwachraum, um das dortige Team zu entlasten. Zusammen mit dem Notfall stellen wir das REA-Team für das gesamte Areal des Lindenhofspitals.
Welche Besonderheiten zeichnen die Intensivstation der Lindenhofgruppe aus?
Jan Wiegand: Das ist ganz klar das Führungsmodell. Wir führen die IPS interprofessionell und auf Augenhöhe. Erika Sigrist bringt ihre pflegerische Perspektive ein und ich meine ärztliche Sicht. Wir verstehen uns jedoch als Einheit. Wir unterstützen unser Team, wo es geht. Sicher gibt es noch Potenzial für Weiterentwicklung, aber wir sind gut aufgestellt und auf dem Weg.
Erika Sigrist: Unsere gemeinsame Führung zielt darauf ab, die Abläufe der Intensivstation so anzupassen, dass wir als Team eng zusammenarbeiten können. Am Ende profitieren alle davon, nicht zuletzt unsere Patientinnen, Patienten und Nahestehende. Der gegenseitige interprofessionelle Respekt und das gemeinsame Interesse, den Alltag für alle besser zu gestalten, sind sicher wesentliche Faktoren für das stabile Team unserer IPS.
«Wir müssen jederzeit auf etwas Unvorhersehbares gefasst sein.»
Sind die Anforderungen mit stationären Abteilungen vergleichbar oder verlangt man von der IPS eine andere Art der Ausdauer?
Jan Wiegand: Im Grunde läuft auf der Intensivstation alles ähnlich wie auf den übrigen Abteilungen. Nur die Rhythmen unterscheiden sich stark. Vieles geschieht schneller und oft ausserhalb der «Bürozeiten». Probleme müssen häufig rascher gelöst werden. Auch die Intensität des Kontakts mit Nahestehenden ist häufig höher. Wir müssen jederzeit auf etwas Unvorhersehbares gefasst sein. Das Team steht somit unter einer Art «Dauerstrom».
Erika Sigrist: Dies trifft auch in Bezug auf die Besetzung der Pflege-Schichten zu. Auf den Normalabteilungen ist in der Nacht meist eine Pflegefachperson im Einsatz. Auf der Intensivstation sind es in jeder der drei Schichten fünf Pflegefachpersonen. Wir müssen jederzeit reagieren können. Zudem haben wir permanent eine ärztliche Präsenz auf der IPS. Das ist sehr wertvoll und gibt allen Mitarbeitenden Sicherheit.
Braucht es eine besondere Begabung, um auf der IPS zu arbeiten?
Erika Sigrist: Alle, die auf einer Intensivstation arbeiten, sollten in Bezug auf Motivation, Flexibilität und Belastbarkeit besonders robust sein. Die Arbeit ist schnelllebiger. Jede und jeder im Team muss sehr flexibel sein und die Fähigkeit haben, rasch einen oder auch zwei Gänge hochzuschalten. Diese Grundlage ergänzen wir durch Weiterbildungen, den Austausch im Team und Gespräche mit einer externen Supervisorin.
Der Vorschlag, eine Supervisorin einzusetzen, kam von ärztlicher Seite. Es war ein wichtiges Zeichen, um die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Pflege und Ärzteschaft weiter zu verbessern. Die Supervisorin ist ausgebildete Psychologin und begleitet uns seit 2016. Sie ist sowohl für das Team als auch für uns Führungspersonen da. Wir sind immer noch dabei, den Wert ihrer Anregungen besser zu verstehen und in unsere Handlungen und Abläufe zu integrieren.
Jan Wiegand: Ich kann das nur bestätigen. Team-Mitglieder müssen bereit sein, genauso oft abends, nachts und an Wochenenden zu arbeiten, wie zu «normalen» Arbeitszeiten. Dies ist ausgeprägter als in vielen anderen Bereichen eines Spitalbetriebs. Daraus ergeben sich besondere Ansprüche an das private Umfeld und an die Selbstorganisation.
Die hohe Dynamik unseres Alltags und die grosse Dankbarkeit von betroffenen Patientinnen, Patienten und Nahestehenden sind auf der anderen Seite aber auch sehr motivierend.
Wir setzen auf eine transparente Führung und Mitgestaltung. Für die erfolgreiche Teambildung ist
es entscheidend zu verstehen, dass wir uns in einem permanenten Veränderungs- und Verbesserungsprozess befinden. Wir müssen in Bewegung bleiben.
Die Arbeit auf der IPS ist sehr anspruchsvoll. Wie fördern Sie den Nachwuchs?
Erika Sigrist: Wir legen besonderen Wert auf die Weiterbildung mit dem Angebot des Nachdiplomstudienganges für Pflegende und der Facharztausbildung in Intensivmedizin. Wöchentlich absolviert das Team interprofessionelle Fortbildungen. Dafür gibt es ein eigens entwickeltes Weiterbildungs-Curriculum mit 52 Themen, das vom Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) anerkannt ist.
Jan Wiegand: Das bedside teaching wird bei uns gelebt. Dabei können junge Ärztinnen und Ärzte das theoretisch Erlernte unter Supervision in der Praxis anwenden. So entstehen täglich pflegerische, ärztliche und interprofessionelle Weiterbildungssituationen direkt am Patientenbett.
Die fortwährenden Weiterbildungen helfen uns, die eigenen Prozesse kritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls anzupassen. Nur so können wir auf lange Sicht mit hoher pflegerischer und ärztlicher Qualität das Wohl unserer Patientinnen und Patienten sicherstellen. Ärztinnen, Ärzte wie auch Pflegende, die bei uns zur Weiterbildung waren, sind diejenigen, die unser Modell auch nach aussen tragen. Das ist quasi Mund-zu-Mund- Propaganda.
«Wir müssen in Bewegung bleiben.»
Stellen Sie so auch sicher, dass es immer ausreichend Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachpersonen gibt, die die IPS als ihre Berufung verstehen?
Jan Wiegand: Der Teamspirit, das starke Miteinander und unser gemeinsames Führungsmodell, in Verbindung mit regelmässigen Fort- und Weiterbildungen, schaffen eine gute Plattform für jene, die auf einer Intensivstation arbeiten möchten.
Die IPS im Lindenhof hat als eine der wenigen Schweizer Intensivstationen einen vollen Stellenplan. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
Erika Sigrist: Das ist das Ergebnis einer Kombination vieler Teile, die wir über die Jahre zusammengefügt haben: Transparenz in der Kommunikation, gemeinsame Werte, Teamgeist und das interprofessionelle Führungsmodell. Diese Komponenten sind für den guten Ruf der IPS Lindenhofspital verantwortlich.
Jan Wiegand und ich sind zwar verschiedene Persönlichkeiten, ergänzen uns aber. Eine gewinnbringende Mischung – für die Weiterentwicklung der Intensivstation. Dennoch bin ich überzeugt, dass wir ein Modell geschaffen haben, das auch in anderen Konstellationen funktioniert, wenn beide Führungspersonen respektvoll und offen miteinander umgehen. Die IPS-Mitarbeitenden fühlen sich als Mensch wahrgenommen und nehmen uns als Führungspersonen ernst – mit all unseren Macken und Fehlern.
Jan Wiegand: Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Pflege und Ärzteschaft setzt ein Zeichen und schafft positive Rahmenbedingungen. Vor ein paar Jahren lag die jährliche Mitarbeitenden-Fluktuation bei knapp 30 Prozent. Heute bewegen wir uns bei rund sechs Prozent. Mögliche Abgänge sind jeweils einkalkuliert und werden entsprechend frühzeitig rekrutiert, damit keine Lücken entstehen. So können wir personelle Ausfälle kompensieren und die Zufriedenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf hohem Niveau halten.
Durch unsere Angebote ausserhalb der IPS versuchen wir aufzuzeigen, dass der Prozess Intensivmedizin bereits beim Spitaleintritt beginnt und erst lange nach der Intensivstation endet. Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns nicht abgrenzen, sondern fliessende Übergänge schaffen – mit Fokus auf dem Wohl unserer Patientinnen und Patienten. Dies trägt auch zu Akzeptanz der Intensivstation innerhalb der Lindenhofgruppe bei.
Dr. med. Jan Wiegand, Ärztlicher Leiter Intensivstation und Stv. CMO Lindenhofgruppe, Facharzt Intensivmedizin und Allgemeine Innere Medizin
Auf der Intensivstation behandeln Spezialistinnen und Spezialisten Menschen mit Störungen der lebenswichtigen Organfunktionen. Modernste medizinische Technik unterstützt sie dabei. Das ärztliche IPS-Team umfasst acht Ärztinnen und Ärzte. Die Intensivstation der Lindenhofgruppe betreibt zehn zertifizierte Betten und behandelt eine stetig steigende Anzahl Patientinnen und Patienten aus allen Fachgebieten der Lindenhofgruppe.
Erika Sigrist, diplomierte Expertin NDF Intensivpflege HF und Abteilungsleiterin Pflege Intensivstation
Die Koordination zwischen Arzt und Pflege, nahtlose Übergänge und ein interdisziplinäres Miteinander sind wichtige Erfolgsfaktoren bei der Behandlung von Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen. Die oft belastenden Situationen erfordern eine besondere Betreuung der Patientinnen und Patienten sowie der Nahestehenden. Das pflegerische IPS-Team umfasst 55 speziell ausgebildete IPS-Pflegefachpersonen inklusive unterstützender Mitarbeitender, die 2021 über 1000 Patientinnen und Patienten betreut haben.