Der Streit um Zusatzversicherungen und Luxus-Abteilungen schwelt seit längerem. Der aktuelle Fall dazu: Die CSS zahlt ihren Kunden keine Privatbehandlungen mehr in einigen Hirslanden-Kliniken, wie Medinside
hier berichtete. Das Versprechen der freien Spitalwahl gilt also nicht mehr.
Die
«Neue Zürcher Zeitung» kommentiert das Geschäft mit den Zusatzversicherungen nun so: «Die Spitalzusatzversicherungen waren lange das Schlaraffenland des Gesundheitswesens. Die Krankenkassen erzielten mit den Prämien hohe Gewinne.» Und weiter: «Die Kunden kümmerte das offensichtlich nicht, sie waren bereit, für die Aussicht auf ein bisschen Luxusmedizin viel Geld auszugeben.»
Bereits 2020 machte die Finanzmarktaufsicht (Finma) den Krankenversicherern Vorgaben, wie die Verträge mit den Spitälern bei den Zusatzversicherungen daherkommen müssen. Spitäler und Ärzte interessierte dies nur bedingt, wie
Medinside damals zeigte.
CSS und Hirslanden im Clinch
Im jüngsten Fall verlangte die CSS von der Klinik Hirslanden Tarifsenkungen von teilweise über 30 Prozent. Das Hirslanden-Management kommentierte das mit den Worten: «Die Forderungen der CSS hätten Auswirkungen auf den Komfort der Betreuung unserer zusatzversicherten Patientinnen und Patienten und sind damit für uns inakzeptabel.»
Seit Anfang Jahr übernimmt die CSS deshalb den Hotellerie-Teil der privaten und halbprivaten Behandlungen in der Klinik Hirslanden Zürich sowie vier weiteren Spitälern der Gruppe in Genf und der Waadt nicht mehr.
Einträgliche Zusatzversicherte
Gegenüber der NZZ sagte Hirslanden-Vertreter Dominic Pugatsch, die Krankenkassen «unterminieren die freie Spital- und Arztwahl.» Und er wies auf das generelle Problem der Finanzierung hin: Die privaten Kliniken seien auf die Einnahmen aus den Zusatzversicherungen angewiesen.
Fehlten diese Gelder, müssten die Kliniken ihre Investitionen vollumfänglich über die Grundversicherung finanzieren. Das führe zu einem Prämiensprung, den alle Versicherten merken.
Quersubventionierung: Sozial oder verboten?
Genau diese Quersubventionierung ist derzeit Gegenstand von Diskussionen: Medinside liess dazu
Fachleute aus beiden Lagern zu Wort kommen. Die einen halten solch eine Finanzierung von Spitälern für sozial – die anderen errachten es als gesetzeswidrig.
Hirslanden-Vertreter Pugatsch bringt eine zusätzliche Dimension ein: Er kritisiert dass die Kostensenkungen, welche die Krankenkassen mit den Privatspitälern aushandeln, nicht direkt den Kunden zugutekämen. Diese erzielten vielmehr mit den Zusatzversicherungen hohe Gewinne. Bei der CSS waren das im Jahr 2022 laut NZZ 133 Millionen Franken. Gleichzeitig machen zahllose Schweizer Spitäler Verlust.
CSS wehrt sich
Die CSS – und auch andere Versicherer – versprechen auf ihren Websites für die Spitalzusatzversicherungen oft als erstes eine «freie Arzt- und Spitalwahl in der ganzen Schweiz». Dies, obwohl immer mehr Versicherer eine Liste haben mit Spitälern, bei denen sie private oder halbprivate Leistungen nicht übernehmen, weil sie sich mit diesen Spitälern nicht auf einen Vertrag einigen konnten.
Die CSS ihrerseits wehrt sich für ihr Vorgehen: Gewisse Hirslanden-Kliniken würden überhöhte Tarife verlangen, was die Finma nicht akzeptiere. Ausserdem dürften die Kassen in den Zusatzversicherungen maximal zehn Prozent Gewinn erzielen.
Die CSS weist darauf hin, dass Hirslanden sogar in Zürich günstigere Kliniken betreibt. Die zusatzversicherten Patienten würden auf die Klinik Im Park ausweichen. Dort bezahlt die CSS alle Zusatzleistungen.
Neues Problem: ambulante Operationen
Mit der einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen fallen künftig Anreize für Spitalaufenthalte weg; in der Folge werden ambulante Operationen voraussichtlich zunehmen. Womit Spital-Zusatzversicherungen noch mehr an Reiz verlieren.
Es braucht also neue Ideen der Spitäler und der Krankenkversicherer. Über einige Beispiele hat Medinside bereits früher berichtet: