Noch vor wenigen Jahren stand der Kanton Uri mit der niedrigsten Ärztedichte der Schweiz am Ende der Rangliste.
Mit diversen Massnahmen konnte Uri die medizinische Grundversorgung verbessern und die Zahl der Ärzte steigern – wobei die Förderung des Ärztenachwuchses im Zentrum stand. Mittlerweile liegt der Kanton mit 0,75 Hausärzten pro 1'000 Einwohner im unteren Mittelfeld, während der schweizerische Durchschnitt bei 0,82 liegt.
Dies sei eine erfreuliche Entwicklung, betonte Esther Imholz, Vorsteherin der Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion, jüngst der
«Luzerner Zeitung»: «Die Hausärztedichte ist höher als früher. Unsere Bemühungen haben Früchte getragen.»
Gemeint sind die zahlreichen Initiativen, die Uri seit der Lancierung des
«Gesundheitsnetzwerks Uri» im Jahr 2019 umgesetzt hat. Ziel des Rahmenprojekts ist es, die Grundversorgung langfristig zu sichern, insbesondere durch die Förderung des Hausarztberufs und die Unterstützung junger Mediziner. Etwa mit «UriMed – Junges Ärztenetzwerk Uri».
Dieses Programm unterstützt Urner Medizinstudierende während des Studiums und der Assistenzzeit: Durch individuelle Betreuung, Netzwerkveranstaltungen und fachspezifische Informationen sollen sie motiviert werden, in den Heimatkanton zurückzukehren und hier eine Praxis zu eröffnen.
Das schreibt der Kanton auf seiner Website. Finanzielle Unterstützung
«Zudem sind vor einigen Jahren per Gesetz verschiedene finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen worden, um junge Ärzte bei der Betriebsgründung zu unterstützen», sagt Esther Imholz gegenüber Medinside. Der Lead liege dabei bei den Gemeinden. Diese stellen etwa zinslose Darlehen oder Mietzinsreduktionen bereit, der Kanton übernimmt in der Regel die Hälfte der Kosten.
Einige Gemeinden würden sogar so weit gehen, dass sie Praxisräumlichkeiten vermitteln oder bei administrativen Aufgaben unterstützen.
Ein aktuelles Beispiel für die erfolgreiche Rekrutierung junger Ärzte ist die geplante Praxis Reusstal, die im Frühjahr 2025 eröffnet werden soll. Ein Team aus Kinder- und Allgemeinärzten möchte mit der Gemeinschaftspraxis die medizinische Versorgung in Uri weiter ausbauen.
Nurse Practitioners
Uri war zudem ein Vorreiter bei der Einführung von Nurse Practitioners, also klinischen Pflegeexpertinnen mit erweiterten Kompetenzen. Auch nach dem Abschluss des Pilotprojekts «ANP Uri» – gemeinsam mit der Universität Luzern – ist eine Nurse Practitioner weiterhin in einer Urner Grossgruppenpraxis tätig.
Zusätzlich ermöglicht eine Zusammenarbeit mit dem Luzerner Kantonsspital eine jährliche Praxisrotation in der Pädiatrie. Assistenzärzte arbeiten sechs Monate in einer Kinderarztpraxis in Uri und erhalten so Einblicke in die Arbeit in der Region.
Ausbau der Angebote
Trotz der Fortschritte sei Uri weiterhin auf die Umsetzung neuer Massnahmen angewiesen, betonte Esther Imholz in der «Luzerner Zeitung». Sie sieht die bisherigen Entwicklungen jedoch als Beweis für den richtigen Weg: «Der Kanton Uri wird weiterhin in Projekte investieren, um junge Ärzte zu gewinnen und unsere Grundversorgung langfristig zu stärken.»
Um drei Prozent stieg die Zahl der Ärztinnen und Ärzte letztes Jahr. Die
Ärztestatistik 2023 der FMH zeigt, dass nun 41'100 Mediziner im Land arbeiten.
- Der Schweizer Durchschnittsarzt ist dabei 50 Jahre alt – und mehrheitlich männlich.
- Doch schon bald dürfte der Frauenanteil jenen der Männer erreichen: Derzeit liegt er bei 47 Prozent. Noch vor zehn Jahren waren es nur 39 Prozent.
- Die Schweiz hat eine Ärztedichte von 4,6 Ärztinnen und Ärzten pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner. Zum Vergleich: Deutschland hat 4,5, also fast die gleiche Dichte. Nur Österreich hat eine noch höhere Dichte, nämlich 5,4. Weniger Ärzte gibt es in Italien (4,1) und in Frankreich (3,2).
- Die FMH bemängelt die Ärztedichte in der Grundversorgung: Sie sei mit 0,8 statt 1 Vollzeitstelle pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern zu tief.
- In der Schweiz sind 1100 Ärzte mehr tätig
Zum Thema:
Es braucht mehr Ärzte, die vom Land kommen. Wie bringt man mehr Hausärzte in ländliche Regionen? Ganz einfach: Indem man Menschen zu Ärzten macht, die in einem Dorf aufgewachsen sind. Oder Menschen, die dort ein Praktikum absolvierten.