Alle Macht dem Berner Inselspital: So sehen die neusten Pläne für die Berner Spitallandschaft aus. Ein vertrauliches Papier, das Medinside vorliegt, zeigt, was in den nächsten Jahren passieren soll. Das neue Konzept in Auftrag gegeben haben die öffentlichen Spitäler des Kantons beim Beratungsunternehmen Pricewaterhousecoopers (PWC).
Das ist geplant
Das Berner Universitätsspital Insel soll noch stärker werden und als «Anker» für den ganzen Kanton dienen. Es soll nicht nur hochspezialisierte Medizin anbieten, sondern auch die Grundversorgung.
Die übrigen Spitäler werden zurückgestutzt: Die derzeit sechs Spitalregionen werden auf vier Regionen reduziert. Das heisst: Im Berner Oberland müssen das Spital Simmental-Thun-Saanenland (STS) und die Spitäler Frutigen Meiringen, Interlaken (FMI) fusionieren. Im Osten des Kantons sind es die Spitäler Langenthal im Oberaargau und die beiden Emmentaler Spitäler Burgdorf und Langnau.
Insel soll Aktien übernehmen
Damit das Inselspital mehr Einfluss auf die regionalen Zentren erhält, soll es Aktien dieser Spitäler kaufen.
Die Vorteile
PWC verspricht sich von den Fusionen fünf Vorteile: Verbesserte Zusammenarbeit zwischen Akutspital, Psychiatrie und Reha, bessere Notfallversorgung, weniger finanzieller Aufwand, mehr Möglichkeiten, das Personal besser einzusetzen sowie bessere Behandlungsabläufe für die Patienten.
Die Nachteile
Doch die gut tönenden Ideen eines Beratungsunternehmens kommen bei den Betroffenen nicht gut an. So kritisiert der Anästhesist Stefan Graf, derzeit noch Leitender Arzt im Spital Münsingen, das Vorhaben. Ihn wundert nicht, dass das Inselspital die private
Weiterführung des Spitals abgelehnt hat.
«Die Insel fürchtete die Konkurrenz», vermutet der Arzt. PWC stelle nun «für sehr viel Honorar eine neue Spitalpolitik für den Kanton Bern vor.» Diese sei aber gar nicht neu, sondern «wieder das alte System mit der Insel im Zentrum und regionalen Zentren als zunehmend reine Befehlsempfänger.»
Ohne Privatspitäler und Hausärzte zu fragen
Was den Arzt ebenfalls wundert: Es wird eine Grundversorgung geplant, ohne die Privatspitäler einzubeziehen – und vor allem auch, ohne die Hausärzte und -ärztinnen zu fragen.
Das Modell der abgestuften Versorgung sei mit der Schliessung der Spitäler Münsingen und Tiefenau «gerade krachend gescheitert», unter anderem deshalb, weil die Direktion und die Verwaltung der Insel mit peripheren Strukturen nichts anfangen könne. Sie habe zum Beispiel nicht geschafft, Belegärzte in den Spitalbetrieb zu integrieren. Sein Fazit: «Jetzt wird der gleiche Quatsch einfach wieder neu aufgekocht.»
Wie konkret sind die Pläne?
Wohl sehr konkret. Denn im Papier heisst es: Die Pläne sollen «möglichst rasch und mit so wenig Umsetzungsaufwand wie möglich» angegangen werden. Bereits in gut vier Jahren soll alles realisiert sein.