«2022 wird für die ganze Branche ein Verlustjahr.» Das sagte CSS-Finanzchef Armin Suter vor Jahresfrist. Zumindest was die CSS betrifft sollte er recht behalten: Der Verlust in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) beträgt 79,2 Millionen Franken und ist damit höher als budgetiert. Hauptgrund dafür sind laut CEO Philomena Colatrella weniger die Verluste an den Finanzmärkten, sondern «die stark gestiegenen Leistungskosten». Den grössten Anstieg verzeichneten ambulante Spitalbehandlungen, von Apotheken abgegebene Medikamente und an dritter Stelle die von Ärztinnen und Ärzten in Selbstdispensation abgegebenen Arzneimittel.
Ungerechtfertigte Ausgaben
Die stark gestiegenen Leistungskosten führten zu einem negativen versicherungstechnischen Ergebnis und damit zu einer Schadenkostenquote (Combined Ratio) von 102 Prozent. Ohne konsequente Rechnungskontrolle wäre der Verlust noch höher ausgefallen. Philomena Colatrella sprach in diesem Zusammenhang von einer Investition: «2022 hat die CSS erneut in die Prüfung der eingehenden 25,1 Millionen Rechnungen investiert», sagte sie. Dadurch konnten rund 743 Millionen Franken an ungerechtfertigten Ausgaben verhindert werden. Ein wichtiger Pfeiler der Rechnungskontrolle sei die Bekämpfung des Versicherungsmissbrauchs. 233 Fälle seien im zurückliegenden Jahr registriert worden.
Die CSS setzt sich jeweils zum Ziel, stärker zu wachsen als der Markt. Langfristig kommt der Luzerner Krankenversicherer auf ein durchschnittliches Wachstum von 2,2 Prozent, während der Markt im Schnitt um 1 Prozent zulegt. Aufs laufende Jahr hin ist ihr das nicht gelungen: Sie erhöhte die Prämien um durchschnittlich 7,5 Prozent, das Branchenwachstum lag bei 6,6 Prozent.
So verlor die CSS rund 10'000 OKP-Versicherte. Damit erging es ihr deutlich weniger schlecht als Helsana, die in der Grundversicherung 84'000 Kundinnen und Kunden verloren hatte. (Medinside berichtete
hier).
Muss man in der Grundversicherung wachsen?
Muss man denn in der Grundversicherung wachsen, wo doch kostendeckende Prämien kalkuliert werden müssen und keine Gewinnmaximierung betrieben werden darf? «Ja», sagt Finanzchef Armin Suter. Dies wegen der Risikostruktur. Es seien vornehmlich gute Risiken, die den tieferen Prämien nachrennen und die Kasse wechseln. Deshalb sei die CSS bestrebt, ein unterdurchschnittliches Prämienwachstum aufzuweisen. Oder wie es CEO Colatrella formuliert: «Wir wollen beim Prämienindex unter 100 bleiben.»
Dass ihr das für 2023 nicht gelungen ist, hängt auch mit der vollständigen Integration von Arcosana ab, die insgesamt eher schlechtere Risiken im Portefeuille hatte als die CSS. Zur Erinnerung: Im Jahr zuvor sind Intras und Sanagate in die Arcosana überführt worden. Nun hat sich die CSS mit der Integration von Arcosana endgültig von mehr Mehrkassenstrategie verabschiedet.
Positiv dank Zusatzversicherungen
Wenn nun die CSS von einem «ansprechenden Jahr», einem «positiven Gesamtergebnis» spricht und sagt: «Wir sind solide unterwegs», so ist das massgeblich dem Zusatzversicherungsgeschäft zu verdanken. Dessen Gewinn ist höher als der Verlust im OKP-Geschäft, so dass auf Gruppenebene immerhin ein Gewinn von 54,4 Millionen Franken resultiert.
Zusatzversicherungen - war da was? Seit Jahren machen Preisüberwacher und Finanzmarktaufsicht (Finma) Druck auf das Geschäft mit Zusatzversicherungen. Hauptkritikpunkt ist die mangelnde Transparenz der Tarifverträge zwischen Spital und Krankenversicherer. Medinside berichtete
hier darüber.
Mit der inzwischen verbesserten Transparenz sind die Tarife einzelner Spitäler nach unten korrigiert worden. Auf das Geschäft mit den Zusatzversicherungen hatte dies bei der CSS bisher keinen negativen Einfluss. Im Gegenteil: Die Combined Ratio bei den Zusatzversicherungen verbesserte sich um fast 2 Prozentpunkte auf 88,9 Prozent.