Chefarzt blickt zurück

Weil der Kanton Zürich der Orthopädie im Spital Affoltern den Leistungsauftrag entzogen hatte, muss Chefarzt Matthias Wiens gehen.

, 13. Januar 2023 um 06:30
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Matthias Wiens war seit 2005 Chefarzt Chirurgie im Spital Affoltern. Im Februar wird er im Spital Zofingen die Tätigkeit als ­leitender Arzt Chirurgie aufnehmen. | Bild: Spital Affoltern
«Ich bin nach wie vor ­überzeugt, dass ein kleines Spital sehr viel leisten kann, meist viel kostengünstiger als ein grosses.» Das sagt Matthias Wiens, Chefarzt Chirurgie vom Spital Affoltern. 25 Jahre arbeitete er dort und operierte häufig Leistenbrüche, ­wie er dem «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern» erzählt. Zudem habe er Operationen am Darm, der Gallenblase, bei Krampfadern, ­Hämorrhoiden wie auch an Händen durchgeführt.
Das ist Vergangenheit. Ende Jahr gingen in der Chirurgie des Regionalspitals die Lichter aus. So wollte es der Kanton Zürich. Die Fallzahlen zeigten, dass das Spital «keinen relevanten Anteil des Versorgungsbedarfs» abdecke. Medinside berichtete.

Berg- und Talfahrt

25 Jahre hat der gebürtige Deutsche Hochs und Tiefs miterlebt. «Es war eine Berg- und Talfahrt», sagt er rückblickend. «Ich denke an die politischen Querelen, an das Bangen vor Abstimmungen, an die Auflösung des Zweckverbands, aber auch an die zahlreichen Wechsel in der Spitalführung. Es war aber insgesamt eine gute Zeit. Ich war gerne hier und ging schweren Herzens weg.»
Ganz weg geht der Chefarzt zwar nicht. Er ist Stiftungsrat der Stiftung Spital Affoltern. Und auch auf seine Kernkompetenz - chirurgische Eingriffe - muss die Schweiz nicht verzichten. Statt sich frühpensionieren zu lassen, wird Matthias Wiens am 1. Februar im Spital Zofingen die Tätigkeit als ­leitender Arzt Chirurgie aufnehmen.
Wie Matthias Wiens dem «Anzeiger aus dem Bezirk Affoltern» zudem erzählt, hat er das Spital Affoltern durch seine Schweizer Frau kennengelernt, da sie dort tätig war. Mit ihrem Sohn kam das Paar 1993 von Deutschland in die Schweiz. Zuerst arbeitete er im Spital Limmattal. Dann verlor er als Arzt ohne Schweizer Staatsexamen die Arbeitserlaubnis.
Martin Christen, der damalige Chefarzt Chirurgie und ärztliche Leiter des ­Spitals Affoltern, soll sich dann für den jungen Arzt aus Deutschland eingesetzt haben, so dass Matthias Wiens in Affoltern eine Stelle als Oberarzt antreten konnte. Die Bedingung sei gewesen, dass er die Schweizer Bürgerschaft annehmen und das Schweizer Staatsexamen nachholen musste.
Ab 1996 arbeitete Wiens mit zwei Jahren Unterbruch in Affoltern. Ab 2005 war er Chefarzt Chirurgie.
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