Frankreich will mit der Schweiz über Gesundheit diskutieren. Das sagte der französische Botschafter in Bern, Frédéric Journès, gegenüber den «Tamedia»-Titeln. Ein grosses Problem, das Frankreich derzeit mit der Schweiz hat, ist
dasselbe wie es Italien hat: In Frankreichs Grenzregion zur Schweiz fehlen die Fachkräfte, insbesondere die medizinischen.
Die Hälfte arbeitet ennet der Grenze
Denn wegen der höheren Löhne in der Schweiz kommen Pflegefachleute und Ärzte lieber bei uns auf Jobsuche. Die fatale Folge davon: Frankreich muss ganze Bettenabteilungen schliessen, weil das Personal fehlt.
Ein Beispiel für den grossen Personalmangel: In jenem Departement, das an Genf angrenzt, in Hochsavoyen, gäbe es an sich 16 Pflegefachleute pro 1000 Einwohner – doch nur 8 davon arbeiten in Frankreich, der Rest in der Schweiz. In Genf gibt es handkehrum 20 Pflegefachleute pro 1000 Einwohner. In Basel und im Jura sind die Probleme ähnlich wie in der Genfer Grenzregion.
Eine Pflegefachfrau verdient Direktoren-Salär
Journès stellt nun in Aussicht, dass die Schweiz und Frankreich am 15. Dezember eine Kommission für gemeinsame Gesundheitskooperation ins Leben rufen. Er rechnete vor, dass eine Pflegfachperson in der Schweiz 6600 Franken verdienen könne, «das sind 6200 Euro.
Und wenn der Schweizer Franken um 10 Prozent steigt, wird das Gehalt einer Krankenschwester zum Gehalt eines Direktors auf unserer Seite der Grenze.» Journès fährt fort: «Wir sind nicht in der Lage, dieses Gehaltsniveau über Subventionen zu erreichen, also müssen wir uns etwas anderes überlegen, und das tun wir am besten gemeinsam.»
Grenzübergreifende Nutzung
Frankreich will allerdings kein Arbeitsverbot für französische Gesundheitsfachleute in der Schweiz einführen. Vielmehr könnte sich Journès die gemeinsame Nutzung von medizinischen Einrichtungen vorstellen: «Man könnte diskutieren, dass Frankreich bestimmte Dialysekapazitäten oder pädiatrische Infrastrukturen in der Schweiz benutzen kann.
Umgekehrt gibt es auf unserer Seite der Grenze wunderbare Einrichtungen und Kapazitäten, die für Schweizer Patienten interessant sein könnten und weniger kosten», sagte der Botschafter.