H+ schlägt Alarm: 25 Prozent Unterfinanzierung im ambulanten Bereich

Das zeigt eine Auswertung des Vereins Spitalbenchmark. Der Spitalverband fordert deshalb sofortige Tarifanpassungen.

, 27. Februar 2025 um 09:22
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Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin von H+. Bild: Screenshot/rts
Die finanzielle Lage der Schweizer Spitäler spitzt sich weiter zu: Eine neue Auswertung des Vereins Spitalbenchmark zeigt, dass insbesondere im ambulanten Bereich eine Unterfinanzierung von 25 Prozent besteht.
Die chronische Defizitlage gefährde nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Spitäler, sondern bremse auch die – politisch gewollte – Ambulantisierung, kommentiert der Spitalverband H+ die Daten.
«Die Ambulantisierung ist sinnvoll und die Spitäler und Kliniken sind bereit, diesen Weg zu gehen. Doch zu tiefe Tarife bremsen diesen Wandel und drängen die Spitäler immer weiter in die finanzielle Schieflage», warnt Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin von H+. Der Spitalverband fordert deshalb sofortige Tarifkorrekturen.

Tarifdilemma

Die Tarife für ambulante Behandlungen sind seit Jahren zu tief angesetzt, sodass die Spitäler ihre realen Kosten nicht decken können, so die Argumentation. «Die Spitäler stehen am Limit. Wenn jetzt keine Lösung kommt, riskieren wir eine Verschlechterung der Gesundheitsversorgung und weitere kostspielige juristische Verfahren», sagt Bütikofer.
Für die Spitäler bedeute dies, dass sie kaum noch die nötigen Gewinne erwirtschaften können, um langfristig ihre Infrastruktur zu modernisieren oder attraktive Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal zu schaffen.
«Statt sich auf die medizinische Versorgung zu konzentrieren, müssen die Spitäler ums finanzielle Überleben kämpfen», so Anne-Geneviève Bütikofer weiter.

Streitigkeiten

Die anhaltende Unterfinanzierung habe auch dazu geführt, dass über die Hälfte der Spitäler in langwierige Tarifstreitigkeiten mit den Krankenversicherern verwickelt sind.
Der Spitalverband H+ ruft Bund, Kantone und Krankenversicherer nun auf, rasch die Tariflücken zu schliessen, um die finanzielle Stabilität der Spitäler zu sichern. Neben sofortigen Anpassungen sei es entscheidend, dass auch das neue ambulante Tarifsystem, das ab 2026 den veralteten Tarmed ablösen wird, die realen Kosten widerspiegelt.
.«Werden die ambulanten Tarife nicht angepasst, zementieren wir auch mit einem neuen Tarifsystem die Unterfinanzierung und bremsen damit die geforderte und sinnvolle Ambulantisierung aus», betont Bütikofer.

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