Dass nicht bloss der Personalmangel ein Qualitätsproblem birgt, sondern auch die Fluktuation an sich: Dies gilt als allgemein gültige Weisheit. Welche Folgen der Personalwechsel haben kann, wurde nun wieder von einem Ärzte- und Ökonomen-Team aus England und Deutschland überprüft.
Im Zentrum standen dabei britische NHS-Spitäler, die seit Jahren mit steigenden Fluktuationsraten zu kämpfen haben – verschärft durch die Covid-Pandemie.
Konkret fusst die Untersuchung auf Daten, die in den vergangenen neun Jahren in 148 NHS-Spitälern in England erhoben wurden. Das Team um Giuseppe Moscelli, einem Sozialwissenschaftler der Universität Surrey, erfasste die 30-Tage-Mortalität sowie ungeplante Rehospitalisationen nach Wahleingriffen und stellte sie ins Verhältnis zu den jeweiligen Fluktuationsraten im Spital.
Und tatsächlich zeigte sich eine Korrelation zwischen Wechselrate und medizinischen Ergebnissen. Statistisch gesagt: Eine Steigerung der Fluktuationsrate beim Pflegepersonal wie bei Ärzten verschlechterte die Qualität der Patientenversorgung signifikant. Beim Anstieg um eine Standardabweichung stieg beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient innert 30 Tagen nach der Spital-Aufnahme stirbt, um etwa 0,035 Prozent. Bei Notfallpatienten legte dieses Risiko sogar um 0,052 Prozent zu.
Bindung verbessern
Insbesondere in Spitälern mit ohnehin schlechteren Qualitätswerten war der Effekt speziell ausgeprägt. Die Ergebnisse wurden risikoadjustiert – mit Hinblick auf Faktoren wie Alter, Geschlecht und Gesundheitszustand der Patienten.
In der «Conclusion» der Studie wird logischerweise festgestellt, dass die Senkung der Fluktuationsraten von Vorteil wäre: «Ein pragmatischer Ansatz für Gesundheitspolitiker bestünde darin, sich auf Faktoren zu konzentrieren, welche die Bindung des Spitalpersonals verbessern können – zum Beispiel Gehaltspakete die Bindung von Schlüsselmitarbeitern und allgemein attraktive nichtmonetäre Arbeitsbedingungen.»
Metastudie: Zusammenhänge von Burnouts und Qualität in der Pflege
Wenn Pflegekräfte am Limit sind, dann führt dies tendenziell zu mehr nosokomialen Infektionen, zu mehr Stürzen von Patienten, mehr Medikationsfehlern, mehr unerwünschten Ereignissen insgesamt; obendrein sinken auch die Angaben zur Patientenzufriedenheit.
Zu diesen Aussagen kommt eine Meta-Studie, für die Forscher von Universitäten aus den USA und Spanien insgesamt 85 Studien auswerteten – respektive indirekt die Daten zu 288’000 Pflegefachleuten.
Die Reviewer suchten dabei Studien, die quantitative Beziehungen zwischen Burnout-Häufigkeit und Therapieerfolgen respektive Patientenzufriedenheit festmachten. Eine Studie der erfassten Untersuchungen legte dabei auch dar, dass die Pflegekräfte mit Burnout selber die Qualität ihrer Pflege auch schlechter einschätzten.