Neuenburgs grösstes Labor im Visier der Justiz

Verdacht auf ungetreue Geschäftsführung und Veruntreuung: Die Staatsanwaltschaft Neuenburg eröffnet eine Strafuntersuchung gegen die ehemalige Leitung der Stiftung Admed.

, 19. Februar 2025 um 14:41
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Nach einer Reihe von teuren und feuchtfröhlichen Abendessen musste der Direktor der Stiftung gehen. | Symbolbild: Alev Takil via Unsplash.
Die Neuenburger Staatsanwaltschaft eröffnet eine Strafuntersuchung gegen die ehemalige Leitung der Admed-Stiftung, dem grössten Labor für Analysen und Diagnosen im Kanton. Der Vorwurf lautet auf ungetreue Geschäftsführung und Vertrauensmissbrauch.
Letztes Jahr enthüllte das Westschweizer Fernsehen RTS exorbitante Ausgaben des ehemaligen Direktors der Stiftung, darunter Restaurantbesuche, die mit einer Geschäftskreditkarte bezahlt wurden und manchmal bis zu 3000 Franken pro Mahlzeit betrugen. Insgesamt beliefen sich seine Spesenabrechnungen in nur sechs Monaten auf fast 40'000 Franken.
Angesichts dieser Enthüllungen hatte die Admed-Stiftung im November angekündigt, dass der Direktor in gegenseitigem Einvernehmen das Unternehmen verlasse.
«Wenn die Staatsanwaltschaft auf irgendeinem Weg erfährt, dass eine von Amts wegen zu verfolgende Straftat begangen wurde, ist sie verpflichtet, ein Verfahren zu eröffnen.» Pierre Aubert, Generalstaatsanwalt des Kantons Neuenburg

Eine mit öffentlichem Geld finanzierte Stiftung

Der Kern des Problems liegt in der Art der Finanzierung von Admed. Obwohl es sich um eine privatrechtliche Stiftung handelt, bezieht sie den Grossteil ihrer Mittel aus einer Partnerschaft mit dem Réseau hospitalier neuchâtelois (RHNe) sowie aus Krankenkassenprämien und öffentlichen Beiträgen. «Es ist zwar ein privates Unternehmen, aber von öffentlichem Interesse und wird zum grossen Teil durch die Sozialversicherungen finanziert», sagte Pierre Aubert, Generalstaatsanwalt des Kantons Neuenburg, gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Das ist der Grund, weshalb sich die Justiz des Falls angenommen hat. «Wenn die Staatsanwaltschaft auf irgendeinem Weg erfährt, dass ein Offizialdelikt begangen wurde, ist sie verpflichtet, ein Verfahren einzuleiten, und sei es nur, um den Sachverhalt zu überprüfen, unabhängig davon, wer der Geschädigte ist», erklärte der Staatsanwalt.
Die strafrechtliche Untersuchung ist im Gange, bestätigt Muriel Dessaules, Präsidentin von Admed, gegenüber RTS. Bisher sei jedoch noch keine Anklage erhoben worden.

Immobilienprojekt gestoppt und Entlassungen

Der ehemalige Direktor hatte ein ehrgeiziges Projekt: die Zentralisierung von Admed und RHNe in einem neuen kantonalen Gesundheitszentrum. Im Rahmen eines 40-Millionen-Franken-Projekts, das die Laboraktivitäten und bestimmte Leistungen des RHNe zusammenführen sollte, war der Kauf eines Gebäudes in Neuenburger Ortsteil Monruz für mehr als 8 Millionen Franken vorgesehen. Seit dem Sommer 2024 stehen die Arbeiten jedoch still, weil das Geld fehlt.
Parallel dazu hatte Admed eine Entlassungswelle angekündigt. Etwa 10 der rund 200 Beschäftigten verloren kurz vor Weihnachten ihren Arbeitsplatz.
Muriel Dessaules, derzeitige Präsidentin von Admed und Direktorin des Standorts Pourtalès (RHNe), hat angekündigt, dass sie im Frühjahr von ihrem Posten zurücktreten werde. Sie begründet ihre Entscheidung damit, dass sie den Vorwurf eines Interessenkonflikts vermeiden möchte.
Sendung «Forum» von RTS, 18. Februar 2025

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