Ein Rettungs-Riese kommt in die Schweiz:
Zu Monatsbeginn wurde bereits bekannt, dass die Falck-Gruppe die Mehrheit am
Rettungsdienst Käch in Dornach übernommen hat. Eine Minderheitsbeteiligung verblieb bei der Besitzerfamilie, der auch künftig die Geschäftsführung obliegen soll. Das Ambulanzunternehmen – inzwischen umbenannt in
Käch Falck AG – ist im Kanton Solothurn und in Baselland aktiv, beschäftigt rund 30 Mitarbeiter und ist laut eigener Einschätzung der grösste private Rettungsdienst in der Schweiz.
MoPi: Spezialisiert und preisgünstig
Jetzt folgt noch mehr: Nach dem gleichen Muster übernimmt die
Falck Group aus Kopenhagen die
MoPi.ch. Dieses Unternehmen, angesiedelt in Uetendorf, ist ähnlich gross wie Käch: Es beschäftigt gut 30 Mitarbeiter und verfügt über acht Fahrzeuge. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: MoPi.ch versteht sich nicht als Rettungsdienst, sondern hat sich auf den Verlegungs-Transport von Patienten spezialisiert.
Damit kann das Unternehmen günstigere Preise anbieten – sie sollen ein Drittel bis die Hälfte tiefer sein als bei Transporten durch einen Ambulanzdienst. Was dem vor knapp zwei Jahren gegründeten Unternehmen bislang ein hohes Wachstums-Tempo erlaubt hat.
Das Modell führte jüngst sogar zu einer parlamentarischen Interpellation im Heimatkanton: Wie die
«Berner Zeitung» Anfang September meldete, verlangte Grossrat Samuel Krähenbühl (SVP) darin von der Kantonsregierung, dass die öffentlichen Leistungserbringer ihre nicht-notfallmässigen Verlegungstransporte konsequent von privaten Firmen wie MoPi.ch erbringen lassen.
Noch ist das Schweizer Rettungswesen sehr zerstückelt
Gut möglich, dass sich die hier angedeutete Wettbewerbslage bald zuspitzen wird. «Unser Entscheid, in den Schweizer Markt einzutreten, steht in einer langfristigen Perspektive», sagt Falck-Sprecher Peter Kjærsgaard in Kopenhagen. Die dänische Gruppe geht bei ihrem Einstieg in Uetendorf gleich vor wie bei Käch in Dornach: Sie übernimmt die Mehrheit des Unternehmens, überlässt das Management aber dem bisherigen Team.
Eigene Marktanalysen hätten gezeigt, so Kjærsgaard, dass sich der Schweizer Ambulanz-Markt in den nächsten Jahren signifikant verändern dürfte – und dass ambulante Dienstleistungen dabei insgesamt wachsen werden. Die Schweizer Blaulicht-Dienste seien andererseits sehr fragmentiert, «so dass wir eine gute Chance sehen, die Angebote für unsere Kunden zu optimieren.»
Noch gebe es auch keine öffentlichen Ausschreibungen für solche Dienstleistungen – aber die Politik habe bereits ein Interesse daran signalisiert. Was, wie die erwähnte Interpellation von Samuel Krähenbühl zeigt, zweifellos korrekt ist.
Die grösste Ambulanzflotte der Welt
Mit Falck tritt nun ein bemerkenswerter Player in den Markt ein. In einem Geschäft, das im Grunde sehr lokal und persönlich ist, haben sich die Dänen als eine Art globaler Rettungskonzern etabliert. Falck A/S
(Wikipedia-Eintrag) ist in 45 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv, der Umsatz erreichte letztes Jahr 1,9 Milliarden Euro. Der Konzern bietet Hilfe in verschiedensten Situationen an: Rettung von Verletzten, Brandbekämpfung, Pannendienst, Werttransport, aber auch Spitex-Dienste. Mit 2'300 Rettungsfahrzeugen verfügt das Unternehmen über die grösste Ambulanzflotte der Welt.
Und mit grosser Wahrscheinlichkeit wird sich diese Flotte auch hierzulande noch ausbreiten. «Wir sind die Partnerschaften mit Käch und MoPi mit der Absicht eingegangen, in der Schweiz weiter zu expandieren», sagt Falck-Vertreter Kjærsgaard. «Kurzfristig arbeiten wir daran, das bestehende Geschäft zu etablieren und es als Basis für organisches Wachstum zu nutzen, sehr wahrscheinlich ergänzt durch weitere Übernahmen.» Darüber hinaus arbeite Falck auch an neuen Dienstleistungs-Produkten.