Braucht es einen dritten Pikser? Wenn ja, ab wann ist dieser nötig? Bisher hiess es, die Covid-Impfung halte sechs Monate. Wäre dies so, müsste die
90-jährige Luzernerin, die am Mittwoch, 23. Dezember 2020, die erste Covid-Impfung der Schweiz erhielt, sich bereits wieder für die Auffrischung anmelden. Dürfen die verschiedenen Impfstoffe beim dritten Pikser eigentlich gemischt werden?
Es sind viele offene Fragen, welche die Medienwelt in den letzten Tagen beschäftigt haben. Heute Dienstag hat Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) an der Medienkonferenz im Schweizer Fernsehen einige der Fragen beantworten können, wenn auch nur vage.
Impfschutz soll länger als sechs Monate halten
Auf die Frage eines Journalisten antwortet Masserey, dass es noch keine gefestigten Erkenntnisse darüber gebe, ob eine
dritte Impfung nötig sei. Vielleicht brauche es auch keine Auffrischungsimpfung, vielleicht seien Geimpfte auch ein, zwei Jahre geschützt, so Masserey.
Es sei jedoch auch möglich, dass es noch dieses Jahr eine Auffrischungsimpfung für die ganz am Anfang Geimpften brauche. Das würde bedeuten, dass sich unter anderem die 90-Jährige Luzernerin wohl doch bald für eine Auffrisch-Impfung anmelden müsste.
Masserey: Derzeit gehe man jedoch davon aus, dass der Impfschutz länger als sechs Monate halte; vielleicht sogar neun bis zehn Monate, oder mehr. Es brauche noch weitere Studien-Daten der Pharmafirmen, um Gewissheit darüber zu haben. Sobald die entsprechende Evidenz vorliege, werde die Schutzfrist wohl auf neun oder zwölf Monate erhöht, allenfalls schon im Juni.
Können Impfstoffe gemischt werden?
Sollte eine Impf-Auffrischung nötig sein, können die verschiedenen Impfstoffe gemischt werden? Sprich: Kann man nach Biontech/Pfizer mit Moderna auffrischen? «Es ist noch zu früh, um zu beurteilen, welche Auffrischungsimpfung den Geimpften verabreicht werden können. Das BAG und die EKIF beobachten die Situation und die Entwicklungen eng. Entsprechende internationale Studien sind derzeit in Arbeit, die Daten werden im Herbst vorliegen. Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit verschiedenen Herstellern, um weitere Dosen für das Jahr 2022 zu erhalten», erklärt eine BAG-Mediensprecherin gegenüber Medinside.
Ein Covid-Zertifikat bei Infektion ohne Symptome?
Ein weiteres Thema an der Medienkonferenz war das Covid-Zertifikat: Mit dem Zertifikat kann eine Covid-19-Impfung, eine durchgemachte Erkrankung oder ein negatives Testergebnis dokumentiert werden. Sollte jemand Covid-19 symptomlos durchgemacht haben: Erhält diese Person nach einem positiven Antikörpertest ein Covid-Zertifikat oder nicht?
Die FMH konnte keine Antwort darauf geben. Eine BAG-Mediensprecherin erklärt gegenüber Medinside: «Als genesen gilt eine Person, wenn sie mit einem PCR-Test positiv getestet wurde und die Isolation von zehn Tagen aufgehoben wurde. Frühestens elf Tage nach dem positiven Test gilt die Person als geheilt.» Aus einem Antikörpertest resultiere kein Genesungszertifikat, weil der Antikörpertest keine Aussage dazu mache, wann eine Infektion stattgefunden habe. Da ein Genesungszertifikat nur eine Gültigkeit von 180 Tagen habe, müsse bestimmt werden können, wann die Infektion stattgefunden habe, so die Sprecherin.
Droht den Kantonen ein Durcheinander?
Anfang Woche gab das
BAG bekannt, dass das Zertifikat öffentlich auf seine Sicherheit getestet wird. Es soll bis Ende Juni mit der Lösung des Bundesamtes für Informatik und Telekommunikation (BIT) realisiert werden, damit erste Zertifikat in einer Pilotphase ab dem 7. Juni schrittweise in den Kantonen ausgestellt werden können. Ziel sei es, so das BAG, das System bis Ende Juni schweizweit einzuführen.
An der Medienkonferenz wurde der Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri gefragt, ob ein erneutes Durcheinander bei den Kantonen drohe? «Es liegt in der Natur der Sache, dass ein bevölkerungsreicher Kanton wesentlich mehr Aufwand hat», antwortete Hauri. Es komme bei den Zertifikaten vor allem darauf an, wie sehr diese automatisiert werden könnten. Die Herausforderungen für die Kantone seien gross. Es sei geplant, Stellen in den Kantonen zu bestimmen, die für die Ausstellung der Zertifikate zuständig seien.
Impfungen bei Kindern und Jugendlichen
Doch recht schnell vorwärts zu gehen scheint es hinsichtlich den Impfungen bei Jugendlichen und Kindern. Auf die Frage, ob das Impfen von Jugendlichen sinnvoll sei, antworte Masserey, dass sich zu dem Thema mehrere Fragen stellen würden. Wolle man eine optimale Schutzwirkung erzielen, müsse man sich auch als Jugendlicher impfen lassen. «Denn auch sie können Risikopatienten sein oder Long Covid entwickeln.»
Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) hat vor, Mitte Juni das Vorgehen zu präsentieren. Vor Juli sollen Jugendliche nicht geimpft werden. «Die Jugendlichen werden bis Ende Jahr geimpft sein, solange sie es wollen. Dosen wird es genug geben», antwortete Masserey auf eine Journalistenfrage.
«Wir rechnen allerdings nicht damit, dass die Impfungen bei jüngeren Kindern von sechs bis zwölf Jahren vor Ende Jahr beginnen werden.» Es käme hier auf die Eltern drauf an und ab wann Swissmedic die Zulassung für den Impfstoff für Kinder und Jugendliche gebe. Bei ganz kleinen Kindern würden noch Studien laufen, deswegen werde dies wohl nicht vor Ende Jahr sein.