Parlament will Kinderpsychiatrie besser finanzieren

Mit grossem Mehr unterstützt das Parlament eine Motion, die so nicht umsetzbar ist.

, 18. März 2025 um 13:39
image
Laut FDP-Ständerat Damian Müller will die Motion Druck auf die Tarifpartner machen. | Screenshot: parl.ch
Nach dem Nationalrat hat nun auch der Ständerat einer Kommisssionsmotion zugestimmt, um die Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie schweizweit sicherzustellen – überaus deutlich mit 35 zu 6 Stimmen.
Die Motion fordert den Bundesrat auf, die Tarifpartner zu beauftragen und zu legitimieren, «für die relevanten aktuell geltenden Tarife und die zukünftig geltenden Tarife in der Kinder- und Jugendpsychiatrie differenzierte, kostendeckende Tarife auszuhandeln».

«Motion ist nicht umsetzbar»

Gemäss Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider ist diese Motion in der verlangten Form nicht umsetzbar. Tarifverträge hätten laut Gesetz bestimmte Grundsätze zu erfüllen. Dazu zählten nicht nur die betriebswirtschaftliche Bemessung und eine sachgerechte Struktur, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und Billigkeit der Tarife.
«Daher arbeiten wir gemeinsam mit den verschiedenen beteiligten Akteuren, insbesondere mit den Kantonen, an Massnahmen zur Bewältigung der zunehmenden Engpässe im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie», sagte die Gesundheitsministerin.

Grosses Mehr

Dass beide Parlamentskammern die Motion dennoch mit grosser Mehrheit unterstützen, dürfte auf ihr Unbehagen über die aktuelle Versorgungssituation in diesem Bereich zurückzuführen sein.
So sagte FDP-Ständerat Damian Müller als Kommissionsprecher, dass mit der Motion Druck auf die Tarifpartner gemacht werden könne, um Verbesserungen bei den Tarifen zu erzielen.

Tardoc verspricht Verbesserung

Wie der Bundesrat lehnt auch der Krankenkassenverband Prio.Swiss die Motion ab. Er stellt sich auf den Standpunkt, dass die kürzlich gegründete Organisation für ambulante Arzttarife (OAAT AG) bereits eine sachgerechte Weiterentwicklung ambulanter Tarifstrukturen sicherstelle – auch im Bereich der Psychiatrie.
Zudem würde die Einführung des neuen Tarifsystems Tardoc die Vergütung ambulanter Leistungen von Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie verbessern.
Hinzu kommt, dass mit dem Tardoc nichtärztliche Leistungen der Spitalpsychiatrie aufgewertet werden. Fazit laut Prio.Swiss: «Die rasche Einführung des neuen Tarifs ist der schnellste und effizienteste Weg zur Sicherstellung der Versorgung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie.»

Aufträge in Arbeit

Elisabeth Baume-Schneider erinnerte zudem daran, dass der Bundesrat bereits etliche Aufträge zur Verbesserung der Situation erhalten hat, bei denen auch die Kinder- und Jugendpsychiatrie betroffen sind. Zu nennen sind:
Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Kommentar

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Covid: Die Schweiz machte es gut – aber Schweden war besser

Die Schweiz verlor rund 140’000 Lebensjahre wegen der Pandemie: Ein internationales Forscherteam hat die Verluste von Covid-19 in Europa neu berechnet.

image

Fachärztemangel: Wallis will Hürden für ausländische Mediziner senken

Während Städte eine hohe Ärztedichte haben, fehlen Fachkräfte in ländlichen Regionen. Eine Standesinitiative soll das ändern. Die Erfolgschancen sind gering.

image

Zug verliert seinen beliebten Gesundheitsdirektor an Bern

Gesundheitsdirektoren haben in den Kantonen oft einen schweren Stand. Nicht so der Zuger Martin Pfister. Doch nun geht er in den Bundesrat.

image

Koordinierte Versorgung: Netzwerke sind vom Tisch

Der Ständerat beriet über das Massnahmenpaket zur Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Er plädierte nun ebenfalls für Mengenrabatte bei umsatzstarken Medikamenten.

image

Spital Zofingen: Bundesrat findet Verkauf unproblematisch

SP-Nationalrat Cédric Wermuth warnte vor einer schleichenden Privatisierung der Grundversorgung – der Bundesrat sieht in der Übernahme des Spitals Zofingen durch SMN kein Problem.

image

BAG muss elf Millionen Franken sparen und 20 Stellen streichen

Das Bundesamt kürzt bei der Kinderarzneimittel-Datenbank, bei der Prävention und beim Strahlenschutz.

Vom gleichen Autor

image

Keine weiteren Ausnahmen für ausländische Ärzte

Die strikten Zulassungsbeschränkungen sollen nicht aufgeweicht werden: Auch der Nationalrat sperrt sich mit klarer Mehrheit gegen flexiblere Lösungen.

image

Der Ständerat will die Hausarztmedizin stärken

Eine Motion zur Stärkung der Hausarztmedizin hat im Parlament eine Mehrheit gefunden. Ob sie im Wortlaut umgesetzt wird, bleibt fraglich.

image

So will ein Landwirt die Tarifpartner entmachten

Die Hausärzte und Hausärztinnen sollen per Gesetzesänderung besser gestellt werden, verlangt eine Motion: Die Tarifpartner seien dazu nicht in der Lage.