2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.
Jedes Jahr 6 Millionen unnötige Kaiserschnitte
Eine in «The Lancet» publizierte Analyse weist auf eine bedenkliche Übernutzung von medizinischen Leistungen hin. Sie zeigt aber auch eine Unternutzung, zum Beispiel in der Palliativmedizin.
, 10. Januar 2017 um 08:04Gleichzeitig Über- und Unterversorgung
Beispiele für Überbehandlung
- In der Schweiz sind 13 Prozent der Gebärmutterentfernungen (Hysterektomien) unnötig, in den USA liegt die Rate je nach Studie zwischen 16 und 70 Prozent.
- In der Schweiz sind 14 Prozent der Darmspiegelungen und 49 Prozent der Magenspiegelungen vergebens.
- In China ist die Hälfte des Antibiotikaeinsatzes zwecklos.
- In Spanien bringt ein Viertel der künstlichen Knie- und Hüftgelenke nichts.
- Kaiserschnittraten steigen überall markant an, unabhängig davon, ob die Operation angezeigt ist oder nicht. Jahr für Jahr gibt es weltweit über 6 Millionen unnötige Kaiserschnitte, die Hälfte davon in Brasilien und China.
- Schilddrüsenkrebs wird markant überdiagnostiziert, was zu vielen vergeblichen Behandlungen führt.
- In allen Ländern ist der Einsatz von Antibiotika zur Behandlung von Infektionen der Atemwege zu hoch. In vielen europäischen Ländern erhält rund die Hälfte der Patienten unnötige Antibiotika gegen Atemwegsinfektionen. Auch werden in Europa zu häufig Antibiotika gegen akuten Husten verabreicht.
- In Ländern wie Kolumbien wird das Krebsmittel Bevacizumab nach wie vor verbreitet eingesetzt und treibt die Gesundheitskosten in die Höhe, obschon die britischen und amerikanischen Zulassungsbehörden von der Arznei abraten. Einen ähnlichen Fall gibt es in Rumänien mit einem Hepatitis-C-Medikament.
- Mammografien werden bei Frauen mit Brustkrebs, die nur noch eine kurze Lebenserwartungen haben, zu häufig eingesetzt.
Beispiele für Unterbehandlung
«Gier»
- «Die Liste: Dutzende Behandlungen, die man sich auch sparen könnte» - in: «Medinside», 21. November 2016
- choosingwisely.org - Organisation zur Vermeidung von unnötigen Tests, Behandlungen und Verfahren
Artikel teilen
Comment
Herzstiftung zeichnet Nachwuchsforscherinnen aus
Srividya Velagapudi und Vanessa Biemmi erhalten für ihre Studien zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen den Albrecht von Haller Young Investigator Award.
Studie: Herzmedikament könnte Metastasen stoppen
Ein Forscherteam von ETH, USB, USZ und KSBL fand heraus, dass das etablierte Herzmedikament Digoxin bei Brustkrebs Metastasen verhindern könnte.
CHUV: Aus Spenderstuhl wird Medizin
Das Universitätsspital Lausanne ist das erste Schweizer Spital mit Swissmedic-Zulassung zur Herstellung eines Medikaments aus Fäkalbakterien.
BFS-Studie: Milliarden für Forschung und Entwicklung
2023 investierten Schweizer Privatunternehmen knapp 18 Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung. Gesundheit bleibt der wichtigste Fokus.
Forschung und Praxis: Synergien für die Zukunft
Dr. Patrascu erklärt im Interview die Verbindung von Forschung und Praxis an der UFL. Er beschreibt die Vorteile des berufsbegleitenden Doktoratsprogramms in Medizinischen Wissenschaften und zeigt, wie die UFL durch praxisnahe Forschung und individuelle Betreuung Karrierechancen fördert.
«Palli-GeMed» soll Genfer Palliativversorgung stärken
Die Universitätskliniken Genf und Genève Médecins starten mit «Palli-GeMed» eine Partnerschaft für bessere Palliativversorgung bei Notfällen.
Vom gleichen Autor
Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden
Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.
Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie
Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.
Spitalfinanzierung erhält gute Noten
Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.