Kommt es bei der Insel Gruppe zum grossen Stellenabbau?

Die Direktion der Insel Gruppe diskutiert offenbar den Abbau von bis zu 700 Vollzeitjobs – in der Pflege und bei den Ärzten.

, 25. Oktober 2018 um 06:44
image
Die Insel Gruppe ist unter der neuen Führung von CEO Uwe E. Jocham auf Sparkurs. | PD
Innerhalb der Direktion der Berner Insel Gruppe wird im Rahmen des Budgetprozesses 2019 über den Abbau von 600 bis 700 Vollzeitstellen diskutiert. Dies meldet die «Berner Zeitung» am Donnerstag. Die Zeitung stützt sich dabei «auf mehrere verlässliche Quellen».
700 Stellen entsprechen rund acht Prozent der 8'480 Vollzeitstellen per Ende 2017. Abgebaut werden sollen diese Jobs nicht bei der Verwaltung, sondern bei den Ärzten und Pflegemitarbeitenden, schreibt die BZ.

Erstmals negatives Halbjahresergebnis

Die Insel-Gruppe selbst wollte gegenüber der Zeitung keine Stellung zu den Recherchen nehmen. Man sei nach internen Abklärungen zum Schluss gekommen, dass man die gestellten Fragen nicht beantworten könne. Und weiter: «Wir nehmen als Insel-Gruppe zu Gerüchten und Spekulationen keine Stellung.»
Grund für den Stellenabbau sollen Kosteneinsparungen sein, heisst es. Wies die Spitalgruppe 2017 noch einen Gewinn von 21 Millionen Franken aus, verzeichnete es im ersten Halbjahr 2018 ein Minus von 1,3 Millionen Franken – erstmals in seiner Geschichte, wie die Zeitung schreibt.

Will am Kapitalmarkt Geld aufnehmen

Zudem spiele auch das grosse Investitionsvolumen eine Rolle: In den letzten Jahren konnten die Bauvorhaben stets aus eigenen Mitteln finanziert werden – pro Jahr kostete das rund 200 Millionen Franken. Künftig wird es unumgänglich sein, am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen, wie die BZ aus einer internen Präsentation zitiert.
Für den Berner Gesundheitsökonomen Heinz Locher käme ein Abbau von bis zu 700 Stellen nicht gänzlich überraschend: Einerseits würden sich alle Spitäler derzeit in einer schwierigen Situation befinden. «Es gibt eine Verschiebung in die ambulanten Strukturen, wo die Tarife bei weitem nicht kostendeckend sind», sagt er der Zeitung. Andererseits sei am Inselspital nach der Fusion mit der Spital Netz Bern der sogenannte Case-Mix-Index gesunken.

Heinz Locher: «Einsparungen haben ihre Grenzen»

«Man kann der Direktion zugutehalten, dass sie mit unpopulären Massnahmen sauberen Tisch machen will», so Locher weiter. Er glaubt aber auch, dass Einsparungen durch Personalabbau gerade an Universitätsspitälern ihre Grenzen haben. «Das Inselspital muss eine hohe Leistungsbereitschaft garantieren. Aus allen Fachrichtungen muss rund um die Uhr ein Oberarzt vor Ort sein. Das führt zu hohen Kosten», zitiert die BZ den Gesundheitsökonomen weiter. Und diese Kosten könnten ihm zufolge schlicht nicht eliminiert werden.

Jocham will Effizienz steigern

Gegenüber der Zeitung «Bund» hatte Jocham im August erklärt, dass «kein konkreter Personalabbau» vorgesehen ist. Es sei im Gegenteil in einigen Bereichen sogar zu einem Personalwachstum gekommen. Er betonte damals aber, die Effizienz steigern zu wollen.
Artikel teilen
  • Share
  • Tweet
  • Linkedin
  • Whatsapp
  • Telegram
Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Was ist Ihr Beruf?

Wo arbeiten Sie?*

undefined
undefined

*Diese Angaben sind freiwillig. Sie bleiben im Übrigen anonym.
Warum bitten wir Sie darum? Medinside bietet Ihnen die Informationen und Beiträge kostenlos. Das bedeutet, dass wir auf Werbung angewiesen sind. Umgekehrt bedeutet es idealerweise auch, dass Ihnen auf Medinside möglichst nur Werbung gezeigt wird, die zu Ihnen passt und die Sie interessant finden könnten.
Wenn wir durch solche Erhebungen Angaben über das allgemeine Profil des Medinside-Publikums gewinnen, nützt dies allen: Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, uns und unseren Kunden. Vielen Dank!


Mehr zum Thema

image

Die Ankündigung der Zürcher Spitäler bezüglich Temporärarbeit ist kontraproduktiv

Die Absprache der Zürcher Spitäler, auf Temporärarbeitende zu verzichten, ist kontraproduktiv und gefährdet die Patientensicherheit. Die Temporärarbeit ist ein bewährtes Mittel gegen den Fachkräftemangel, indem Pflegekräfte flexibel bleiben und jederzeit in den Beruf wieder einsteigen können.

image

«Eine Ökonomisierung der Pflege lehnen wir ab»

Die Unia sucht Lösungen gegen die Krise in der Langzeitpflege. Ein neues «Care-Manifest» der Gewerkschaft fordert einen aktiveren Staat sowie eine direktere Einbindung der Pflegenden.

image

Frankreich: Höhere Tarife gegen Abwanderung von Pflegepersonal

Da immer mehr Pflegefachleute in der Schweiz oder in Luxemburg arbeiten, plant Frankreich eine Antwort – höhere Entschädigungen für Spitäler in Grenzregionen.

image

Bewährt, innovativ und zukunftsorientiert

Praxisnahe Weiterbildung für Führungskräfte im Gesundheitswesen: Kreative Zukunftsgestaltung und systematische Effizienzsteigerung. Ein gecoachtes Management-Projekt verbindet Ihre persönliche Entwicklung mit der erfolgreichen Weiterentwicklung Ihrer Gesundheitsorganisation.

image

Pflegemonitoring: Neue Daten zur Lage der Pflege

Ein interaktives Tool des Bundes bietet neue und aktualisierte Informationen zum Pflegeberuf.

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.